Man beachte meinen letzten Absatz in meinem letzten Beitrag, mit dem ich vermitteln wollte, dass man weder Kinder zeugen noch ein bedeutendes Buch schreiben muss, um ein sinnvolles Leben gehabt zu haben.
Erst nach Fertigschreiben dieses Beitrags las ich nochmals deine Zeilen, sah den Smiley und wusste dann doch nicht so ganz, wo ich deine Reaktion einordnen sollte. Wie ernst gemeint sie war. Meine folgende Antwort darauf will ich dennoch mal stehen lassen:
Mit allzu hohen Ansprüchen, die man an sich selbst stellt, kann man sich auch allzu klein reden und fertig machen. Was weit darüber hinaus gehen kann, dass man sich lediglich von einer Manie fern hält. Sondern soweit gehen kann, dass man einfach eine allzu schlechte Meinung von sich selbst hat.
So erlebte ich das gerade vor ein paar Tagen mit einem älteren Freund jenseits der 60, mit dem ich eine Weile in der Stadt auf einer Bank saß, während wir uns unterhielten. Irgendwann schwenkte er seine Hand so, dass klar war, dass er sich bei seiner dabei gemachten Aussagen auf die ganze Stadt bezog und sagte: "Was hat sich hier schon dadurch geändert, dass ich gelebt habe? Gar nichts." Sein Anspruch an sich selbst war, dass die Dinge in der ganzen Stadt, im ganzen Bundesland oder sogar ganz Deutschland ganz anders laufen sollten. Aufgrund seines Wirkens. Bei anderen Gelegenheiten wurde deutlich, dass er soweit dachte und nicht mal eben nur an unsere unmittelbare Umgebung hier dachte. Das ist um so bitterer, als es jemand ist, der von sehr wenig lebt, an sich selbst sehr stark spart und anderen Menschen relativ viel in Form von Geld, Zeit und Aufmerksamkeit gibt. Anfang des Jahres trafen wir z. B. mal eine Frau, die nach Geld fragte. Er zückte einen 10-Euro-Schein und fragte, ob ich ihm den klein machen könne, damit er ihr fünf Euro geben könne. Als ich nachsah und meinte, da müsse ich leider passen, drückte er ihr gleich den ganzen Schein statt gar nichts in die Hand. Und erzählte mir später beim Weitergehen noch, dass er der selben Frau schon mal fünf Euro gegeben hatte. Was angesichts dessen, dass er selbst in Arbeitslosgengeld II (Umgangssprachlich Hartz IV) lebt, schon sehr viel ist.
Vielleicht macht das zuletzt genannte Beispiel auch deutlich, dass man das, was man gibt, auch immer in Relation zu dem sehen muss, was man geben kann. Nicht nur in finanzieller Hinsicht...
Wenn ich Kinder in die Welt gesetzt und groß gezogen hätte, wäre das für mich schon etwas Sinnstiftendes gewesen, unabhängig davon, was die Kinder dann täten. Weil ich dann das Gefühl gehabt hätte, ich hätte anderen nochmals einen Teil dessen zurück gegeben, was mir durch andere gegeben wurde: Eine glückliche Kindheit. Nun ja... Wenn aus den Kindern Diktatoren oder Menschenhasser würden, würde ich aber vielleicht doch daran zweifeln, ob ich bei der Erziehung nicht doch etwas verkehrt gemacht hätte. Auch wenn man nicht alles auf die Erziehung zurückführen und damit entschuldigen kann. Oh Gott, ich könnte noch ewig weiter philosophieren... :-)
