Hallo, salvator,
heute hatte ich mal wieder ein typisches Erlebnis in Sachen Figur. Ich war im Tageszentrum für Psychiatrie-Erfahrene und wollte schauen, ob etwas im Korb für gebrauchte Kleider mir passen könnte. Dabei sagte ich einer Frau, daß ich auch mal Sachen vorbeibringen könnte, die mir viel zu eng sind und in die ich nie mehr reinpassen würde. Damals wog ich noch kaum mehr als 50 kg. Da sagte doch die Frau, daß ich keine Querstreifen anziehen sollte, da die dick machen. Da wurde ich aber sauer: Einerseits, weil das mit schmalen Querstreifen gar nicht stimmt, daß sie dick machen und zweitens, weil sie ganz ungläubig schaute, als ich meinte, ich sei nur noch vier Kilo vom Untergewicht entfernt und sie sagte, das glaube sie nicht. Ich habe dann schnell den Raum verlassen.
Es war so wie damals, als die Verkäuferin glaubte, ich sei schwanger, obwohl ich Untergewicht hatte und wie zuletzt, als die Arzthelferin meinte, so dick sei ich ja nicht, als ich ihr erzählte, daß ich noch drei Kilo abnehmen will. Ich meinte dann nur, ich bin ja auch nicht dick, ich habe nur einen zu breiten Taillenumfang.
Ich sehe das so: Die Menschen, die mich lieben oder/und lange kennen, sehen, daß ich einiges abgenommen habe und honorieren das. Die anderen sehen mich wie ich mich sehe: Mit einem dicken, fetten Rettungsring um die Taille, was sogar als Übergewicht interpretiert wird, obwohl ich acht Kilo davon entfernt bin.
Nun, ja, ich sollte meine Figur wohl auch endlich mit den Augen der Liebe betrachten. Ich habe sie ja von meiner Mutter geerbt und kann letztendlich nicht viel dafür.
Liebe Grüße
Lisa Vincenta
Weiblich, 60 Jahre, seit Ende 2002 an Bipolarer Störung erkrankt, seit 2011 an einer Ticstörung