Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

20. 04. 2009 13:53
Hallo asirik,

ich habe mir die Seite mal genauer angesehen.

Dass es Nebenwirkungen gibt und manchmal auch sehr starke, dass habe ich am eigenen Körper erfahren, ebenfalls, dass es Absetzsymptome gibt. Doch traten sie bei mir sehr minimal auf. Ebenfalls kann ich sagen, dass es bei mir fast einer Odysse gleich kam, um überhaupt ein Medikament zu finden, was einigermaßen wirkt.

Des weiteren kann ich manchmal bestätigen, dass Ärzte zu wenig Zeit haben, noch mehr würde ich sagen, dass wir mit zu wenigen Ärtzen bestückt sind, die Wartezimmer sind brechend voll und feste Termine bekommt man selten. Das bedürfte wirklich einer Änderung meines erachtens. Dass es in Folge von zu wenig Zeit, sogar zu Fehl- und/oder ungenauen Diagnosen kommen kann, liegt da schon auf der Hand. Es mag sein, dass einige Ärzte da vorschnell zum Verschreiben von Medikamenten greifen, evtl. eine Folge des Zeitmangels.

Auch kann ich beim Lesen der Beiträge im Forum feststellen, das einige Ärzte nicht wirklich aufklären, mehr ihre Patienten mit einer Diagnose abspeisen, ein Medi verschreiben und sie dann den Patienten mehr oder weniger dem ganzen allein aussetzen, ohne ihn an Psychotherapie und/oder Psychoedukation zu verweisen. Damit der Patient erstmal die Diagnose einordnen kann, was es bedeutet, wie der weitere Verlauf ist und in der Psychotherapie auch zu erfahren, ob und wie man mit sich selber gut umgeht. Das passiert leider wohl zu häufig, ich habs bei einer Bekannten in der Tagesklinik erfahren, die Bipo II diagnostiziert wurde, auf Lithium eingestellt, aber sonst mehr oder weniger mit der Diagnose allein gelassen wurde. Und sowohl sie als auch ich zum Schrecken feststellte, dass selbst die Klinik keine vernünftigen Infos bereithielt, bzgl. der Diagnose.

Ich bin der Meinung, dass bestimmte andere psychische Störungen vielleicht als Haupttherapieform eher der Psychotherapie bedürfen und die Medikation, wenn überhaupt, nur eine vorübergehende Krisenintervention sein kann, damit der Betroffene überhaupt einer Psychotherapie zugänglich wird.

Bei anderen, zum Beispiel der bipolaren Störung, kann es je nach individuellem Störungsbild aber sinnvoll sein, die Haupttherapie auf die Medikamente zu legen, doch immer sollte auch eine Psychotherapie/Psychoeducation begleitend vorhanden sein, denn wer weiß schon, was wie ausgelöst wird/wurde, bei individuellen Menschen. Medis alleine nützen nach meiner Meinung nichts bzw. weniger, wenn man sein Verhalten, sein Denken, sein Bewerten weiterhin so läßt, wie eh und je und sich dann evtl. dadurch in Situationen reinmanövriert, die dann wieder eine Phase auslösen. Auch glaube ich, dass zusätzlich zu all dem, gesunde ausgewogene Ernährung, Sport, eine sinnvolle Tätigkeit (ob beruflich oder ehrenamtlich) und ausgleichende Hobbys etc. weiterhin eine Störung positiv beeinflussen kann.

Doch wie siehts aber mit unserer eigenen Verantwortung aus?

Häufig finde ich hier Fragen, die, wenn man nachfragt, nicht mit seinem Arzt besprochen wurden. Zum selbstverantwortlichen und kritischen Umgang mit einer Erkrankung gehört für mich auch, dass ich mir nicht alles vorsetzen lasse, sondern selbst aktiv frage, meine Bedenken gegenüber einer Behandlung äußere oder selber frage, was die Diagnose denn nun eigentlich bedeutet, was verändert sich dabei etc. pp. OK, viele sind auch erst Mal überrascht über ihre Diagnose und trauen sich beim ersten Mal nicht wirklich zu fragen. Ich muß zugeben, dass ich bei meinem ersten Besuch auch dachte, naja, da sitzt ein Mediziner, der wird schon wissen was er tut und ich muß nur das befolgen und dann wird wieder alles gut, leider ist dem nicht so.

Ich finde aber, dass Mediziner da selber auch ihre Patienten ermuntern sollten zu selbstverantwortlichen Patienten zu werden, in dem Sie ihnen auf gleicher Augenhöhe begegnen (ok in einer Phase direkt, ist es wohl schwieriger) und ihnen ermöglichen, unbefangen und frei, von ihren Erfahrungen mit der Therapie zu berichten und die Schwierigkeiten, die sie damit haben, schon ernst zu nehmen, was, wie ich hier auch öfters lese, leider häufig nicht geschieht. Eine Vertrauensbasis zum behandelnden Arzt und Therapeuten, finde ich ein sehr wichtiges Kriterium zum Gelingen einer erfolgreichen Behandlung, dazu gehört für mich auch, dass ich kritisch nachfragen kann und darf, oder mal meinen Unmut äußern darf, wenn ich mich nicht richtig behandelt vorkomme.

Ich bin halt skeptisch auch gegenüber diese Seite, die halt wiederum nur die eine Seite der Mediallie beleuchtet. Ich weiß nicht, ob jemand wirklich dadurch aufgeklärter ist, wenn er auf eine Seite stößt, die mehr nur die negativen Eigenschaften unter die Lupe nimmt. Wenn ich eh verunsichert bin als Betroffener und dann diese Seite lese, wäre ich es noch mehr und würde vielleicht dann aus Angst, absetzen wollen, ob das nun alles zutrifft auf mich oder nicht. Kritischer Umgang mit Medis und Aufklärung fordern auf allen Ebenen, ja unbedingt, aber dann wäre es hilfreicher, meine ich, beide Seiten wirklich zu beleuchten. Sicherlich sehe ich auch eine Gefahr, wie man bei Lilly gesehen hat, dass Pharmaunternehmen da viel zu stark eingreifen in die Berichtserstattung. Deshalb wäre es schön, wenn man irgendwo Ärzte findet, die wertfreier, vor allem von Pharmaindustrien, über ihre Erfahrungen berichten können. Dr. Moritz Mühlbacher im österreichischen Forum versucht so eine Form zu finden.

Gruß Heike

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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
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Kennt ihr www.adfd.org ?

asirik 1597 19. 04. 2009 23:52

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Ki-Zu 826 20. 04. 2009 00:24

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Lichtblick 809 20. 04. 2009 12:04

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Friday 635 20. 04. 2009 12:25

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Lichtblick 992 20. 04. 2009 13:11

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Ki-Zu 569 20. 04. 2009 13:38

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

tough 544 20. 04. 2009 13:45

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Ki-Zu 493 20. 04. 2009 13:58

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Friday 500 20. 04. 2009 16:07

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

tough 460 20. 04. 2009 16:13

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Friday 459 20. 04. 2009 16:18

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Heike 1178 20. 04. 2009 16:27

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

tough 487 20. 04. 2009 16:37

An Heike

Lichtblick 487 20. 04. 2009 20:34

Re: An Heike

Heike 309 20. 04. 2009 20:44

Re: An Heike

Lichtblick 418 20. 04. 2009 20:57

Re: An Heike

Heike 340 20. 04. 2009 21:19

Re: An Heike

Lichtblick 796 20. 04. 2009 21:28

Re: An Heike

Heike 303 20. 04. 2009 21:37

Re: An Heike

Lichtblick 274 20. 04. 2009 21:56

Re: An Heike

Heike 358 20. 04. 2009 22:06

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Heike 527 20. 04. 2009 13:53

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Schari 2866 20. 04. 2009 16:38

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Heike 504 20. 04. 2009 16:53

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Schari 582 20. 04. 2009 17:18

Re: Informationen sind teils veraltet und gefährlich

cum grano salis 1082 20. 04. 2009 16:33

Re: Informationen sind teils veraltet und gefährlich

asirik 471 20. 04. 2009 23:13

Re: Asirik

Ki-Zu 321 20. 04. 2009 23:15

Re: Asirik

tough 501 20. 04. 2009 23:26

an asirik

Lichtblick 1265 21. 04. 2009 11:47

Re: an asirik

asirik 488 21. 04. 2009 19:26

Re: an asirik

Lichtblick 466 21. 04. 2009 20:59

Re: Kennt ihr www.adfd.org ?

Sandy021 749 21. 04. 2009 13:29



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