Hallo LaCarina,
tja - "Heilung" beutet fuer mich, dass die Krankheit, ihre Symptome aber eben auch die Ursache, dauerhaft ("nachhaltig" heisst das heute glaube ich) beseitigt ist. Und wie die anderen sagten: die *Ursache* kann nicht behoben werden, aber die Symptome koennen gelindert werden.
Bleibt die Frage, wie. Georg hat mal das Beispiel vom Motor gebraucht, der irgendwie ruckelt. Das fand ich gut.
Du schreibst, Einsicht sei der Weg zur Besserung. Ich denke, dass es *ein* Weg zur Besserung ist.
Es gibt Verhaltensmodelle des Menschen und Funktionsmodelle des Hirns (strukturell und biochemisch), die ganz gut zusammenpassen. Und es gibt Leute, die inzwischen am "freien Willen" zweifeln, weil nachweislich gewisse ("niedere") Entscheidungen getroffen werden, bevor wir glauben uns dessen ueberhaupt bewusst werden.
Was ich meine verstanden zu haben, ist, dass es eben eine Korrelation von physiologischen Vorgaengen (also auch Neurotransmittersyteme und deren Balance), und dem subjektiven Empfinden gibt. Die Frage war: was beeinflusst was?
Es ist in der Tat so, dass (ich weiss nicht mehr wo ich das herhabe) durch Psychotherapie alleine der Hirnstoffwechsel beeinflusst wird. Das laesst Raum zur Spekulation: Wenn das geht, muesste man es eigentlich sogar selbst in der Hand haben und sich selber therapieren. Auch das geht.
Einfacher geht es natuerlich, wenn man medikamentoes eingreift. Und, schwuppdiwupp, geht's in der Umkehrrichtung auch: ein Medikament das wirkt, geht mit Besserung einher (ich formuliere das mit Absicht nicht kausal).
Und trotzdem: auch das ist eine rein symptomatische Behandlung. Und jetzt geht es darum, was die *Ursache* ist. Ist es eine Stoffwechselsache, ist die Medizin erstmal am Ende angelangt. Ist es dagegen eine verhaltenstechnische Frage (oder eine Frage der Selbstwahrnehmung), ist die Frage, was der Mensch in der Lage ist, umzulernen. Wie tief (Hirnphysiologisch gesehen) kann man umlernen?
Sicher ist es moeglich, selbstbeobachtend und selbststeuernd dafuer zu sorgen, die Gefahr zu minimieren, dass man sich in Situationen bringt, in denen das Gleichgewicht ausser Kontrolle geraet. Das sind sehr "hohe" (bewusste) kognitive Vorgaenge.
Geraet man aber trotzdem in eine solche Situation, ist es Essig mit weiterer bewusster Selbstkontrolle, und die Krankheit nimmt ihren Lauf.
In Teilen des Grosshirns sind wir in der Lage, umzulernen, auch wenn selbst da immer wieder die Amygdala dazwischenfunkt. Dass Maenner kein Zwischenhirn haben, wurde hier ja mehrfach bewiesen, ;-), deshalb kann ich dazu nix sagen...
Aber das wir den Teil umlernen koennen, der dafuer verantwortlich ist, dass wir uns so fuehlen, wie wir uns fuehlen, das glaube ich nicht.
Wir koennen vielleicht lernen, eine Emotion anders zu interpretieren und zu fuehlen, um besser damit zurechtzukommen. Aber das nur zu einem gewissen Grad. Das geht therapeutisch.
Wenn der Keilriemen im Motor quietscht, lernen wir, wegzuhoeren.
Ein Medikament nimmt vielleicht die Geraeusche weg - durch laute Musik oder durch Ohrstoepsel. Aber die Ursache bleibt. Dazu ist Keilriemenwechsel oder Nachspannen noetig.
Von daher meine Meinung:
Heilbar? - Nein.
Behandelbar? - Ja, symptomatisch; auf zweierlei Arten.
ui, schon wieder gleich 10 - ich muss mich sputen...
Plumi.
(+ m 40 / bipo-II / lamotrigin 100 / sertralin 50 / "When too perfect, lieber Gott böse." [Nam June Paik] -)