Wo ich schon mal dabei bin, hier in meiner sinnfreien, gut versteckten Kollumne der "dummen Gedanken" - ich habe da noch eine Überlegung, die ich immer wieder im Kopf wälze: Wer bin ich eigentlich?
Ich kann mich grob in 4 Zustände aufteilen.
Da ist zum einen der schlaflose Berserker der tödlich guten Laune, welcher ich in der Blüte der Manie bin. Was da so alles im Kopf und in den Gefühlen abgeht, muss ich wohl kaum beschreiben.
Flugs danach bin ich ein nahezu atmungsunfähiges Bündel Elend auf meinem Fußboden. Scham, Reue, Schuldgefühle und endlos erscheinende Dunkelheit durchfluten mich. Ich reduziere mich fast auf ein Nichts.
Jetzt bin ich ein recht ausgelichenes Etwas, das seine abstrusen Gedanken in die altersschwache Tastatur hackt. Umgeben von Familie und Freunden gehe ich derzeit prima als "normaler" Mensch durch. Allerdings wird dieser Zustand durch die chemische Unterstützung von Escitalopram, Lithium und Co. ermöglicht. Das sind mutwillige Eingriffe in meine Hirnchemie, die im Wesentlichen meine emotional Ausgeglichenheit und Stabilität herbeiführen.
Also gäbe es auch noch Typ 4, im Grunde den gleichen wie Typ 3, aber ohne Medikamente. Der wäre jetzt vermutlich schlechter drauf und würde darüberhinaus irgendwann in diesem Jahr die nächste Manie erleiden. Will ich nicht sein, werde ich nicht ausprobieren.
Aber was davon soll ich jetzt "Ich" nenne?
Wäre ich eigentlich das chemiefreie ("natürliche" (was immer das dann wäre)) Subjekt 4, das jetzt schon die Katastrophe kommen sieht?
Ist Typ 3 "Ich", weil er den bestmöglichen Kompromiss darstellt?
Sind alle 4 Typen "Ich" und ich muss mich nur daran gewöhnen, dass mein Persönlichkeits-Spektrum deutlich weiter gefasst ist, als bei normalen Kindern?
Diese Frage hat keinerlei praktischen Nutzen, ich werde meine Pillen weiterhin nehmen, ich werde nichts verändern. Aber ich habe in meinem Leben so viele Erschütterungen im Selbstbild erlebt, irgendwie brauche ich das, sagen zu können: das bin ich.
LG ............ Brickman