Hallo Friday und VanGough,
danke für Eure netten Antworten.
Das mit der Melancholie, der Suche nach Orientierung und dem Humor hast Du schon richtig festgestellt, Friday. Humor war für mich immer ein unverzichtbares Mittel, am Alltag nicht gänzlich zu verzweifeln. Mit jedem blöden Witzchen, selbst über den Tod, winde ich mich ein wenig heraus aus der totalen Hilflosigkeit, aus der totalen Lähmung. Nebenbei stirbt mein Gummibaum wirklich, da sind höchstens noch sechs schlappe Blätter übrig. Das Geräusch wird mir fehlen. Plöpp, aber ganz leise.
Und 9 Monate Krankenschein, das klingt natürlich viel, VanGough. Aber ausgestellt wurde der in der Frühphase der Manie, die dann noch ein bisschen fröhlich vor sich hin wütete. Danach haben wir in Reihenfolge diverse Medikamente ausprobiert, die alle teils arg üble Nebenwirkungen zeigten und wieder abgesetzt werden mussten. Dafür ging sicherlich fast 4 Monate drauf. Bleiben im Grunde nur noch die drei Monate übrig, die ich jetzt Lithium nehme. Und da mein Körper immer noch fröhlich daran arbeitet, mit dem Lithium klarzukommen, wird auch der Krankenschein noch eine Weile verlängert werden. Im Grunde dürfte ich derzeit auf eine Erwerbsmiderungsrente zusteuern, aber wer weiß das schon? Und was bedeutet das dann? Wie finde ich das?
Zusätzlich zeigt sich mir noch ein anderes, zentrales Thema, denn von vielen Seite werden einem Ratschläge zugetragen: mach 'ne Reha. Geh in eine Gruppe. Mach Sport. Mach Yoga. Geh spazieren. Mach 'ne Therapie. Ernähre Dich ganzheitlich, aber nur aus dem teuren Bioladen. Strukturiere Deinen Tag. Faste mal wieder. Und, und, und.
Das ist sicherlich alles ganz lieb gemeint und es sind bestimmt auch alles Maßnahmen, die helfen können.
Nur ist ja jeder Patient anders.
Mir ist neulich - bildlich gesprochen - der Kompass abhanden gekommen. Ich tapse dieser Tage recht orientierungslos durch die Gegend. Ich versuche derzeit, mir einen neuen Kompass zu basteln, ich mache gute Fortschritte. Jetzt muss ich den neuen Kompass justieren, wem vertraue ich dabei? Meinem Arzt, der BFA, guten Freunden, erfahrenen Profis aus dem Forum?
Die ausschlaggebende Instanz kann eigentlich immer nur mein eigenes Gefühl sein. Wenn ich bei einem tollen Tipp großen Widerwillen empfinde, dann muss das wohl falsch für mich sein. Viel mag beispielsweise für eine Reha sprechen, aber wenn mir der Gedanke massiv widerstrebt, dann ist es wohl die falsche Maßnahme.
Bzw. wird es dann sofort kompliziert, denn ich kenne von mir selber, dass der richtige Zeitpunkt eine zentrale Rolle spielt. Was mir heute widerstrebt, kann mir in einem halben Jahr sehr willkommen sein. Es muss passen.
Nur ist es gerade für akut Verwirrte höchst schwierig, Zugang zum eigenen Gefühl zu bekommen und dem dann auch noch zu vertrauen.
Es braucht dann Schutzräume. Ich befinde mich in einem.
LG ........... Brickman
