Hallo LiesA,

ich habe bereits deinen anderen Beitrag gelesen. Ich bin ebenfalls Angehörige, Mein Mann ist betroffen.

Alles was du in deinen beiden Beiträgen schilderst, kommt mir so bekannt vor. In der Manie hatte auch mein Mann einen merkwürdigen Drang seine Exfreundin zu kontaktieren. Zum Glück kennt sie mich und ist auf seine Nachrichten nicht wirklich eingegangen - Glück im Unglück. Der Sexualtrieb ist wohl ein typisches Symptom einer manischen Episode. Man kann sich das als Außenstehender leider überhaupt nicht vorstellen.

Auch die Dinge, die mein Mann während seiner Psychosen so erzählt, sind abstoßend. Ich erkenne also parallelen. Das Gefühl der Hilflosigkeit und des Nichtwissens, wie lange so eine Phase andauert, ob sie schlimmer wird , ist wirklich nervenaufreibend. Ich weiß genau wie es dir geht.

So wie ich es gelesen habe, war dein Freund bereits in einer psychiatrischen Klinik ? Einen ambulanten Psychiater zu bekommen, war auch für uns ziemlich schwierig. Ich habe die PIA (psychiatrische Institutsambulanz) der Klinik angerufen, in der er bereits war und die Situation geschildert. Mir haben Sie geraten, direkt mit meinem Mann vorbei zu kommen, unter der Voraussetzung, dass er auch einsichtig ist und bereit für eine ärztliche Behandlung ist. Da dein Freund derzeit depressiv ist, würde ich also unterstellen, dass nun eine Krankheitseinsicht besteht. Mein Tipp: Versucht also am besten den direkten Weg über die Ambulanz der Klinik, in der er bereits Patient war.
Sollte die frühere Klinik nicht in Reichweite sein, dann versucht es über die nächstgelegene Ambulanz.
Ich bin beide Male, als ich aufgrund der manischen Phasen meines Mannes angerufen habe, auf Verständnis gestoßen und wurde nicht abgewiesen.

Grundsätzlich muss er erkennen, dass er eine behandlungsbedürftige Krankheit hat. Ich bin sicherlich kein Experte auf dem Gebiet, aber ich habe nun schon sehr viel über die Krankheit gelesen. Das bedeutet: ohne die passenden Medikamente wird eine dauerhafte Phasenfreiheit sicher sehr schwer möglich sein. Es gibt sicherlich erfahrene Betroffene, die sich und die Krankheit kennen und Frühwarnzeichen direkt gegensteuern. An dieser Stelle ist dein Freund jedoch noch lange nicht.

Was du tun kannst ?
Versuch dich auch ein wenig abzugrenzen. Das bedeutet nicht, dass du ihn im Stich lassen sollst, sondern tu auch mal etwas für dich. Triff dich mit Freunden und Bekannten, geh zum Sport. Schau, dass dein Alltag nicht ausschließlich aus der Krankheit deines Freundes besteht. Mir hat das unheimlich viel geholfen.
Wenn seine Depression allerdings so stark ist, dass du ihn nicht alleine lassen kannst, dann muss er definitiv in professionelle Hände.

Ich hoffe, meine Worte helfen dir ein wenig. Ich wünsche euch alles Gute.

Schnuppi