Hallo ihr Lieben!
Um in die Frage einzuführen ein bisschen etwas zu meiner Situation:
Ich bin Anfang 20 und habe zu Beginn des Jahres meinen Oberschenkel beim Ski fahren (in einer kräftigen Hypomanie) in Einzelteile zerlegt.
Ich war im Vorhinein schon wegen einer Depression in Therapie gewesen, doch glücklicherweise ist mir nach dem Beinbruch selbst aufgefallen, dass die Diagnose nicht ausreicht und habe mich erst selbst mit Bipolar Typ II diagnostiziert und die Diagnose dann auch von medizinischem Fachpersonal bestätigen lassen.
In der Behandlung stehe ich noch weit am Anfang, gerade da die Diagnose noch ungenau ist. Ich bin stark davon überzeugt diesen Sommer eine starke gemischte Phase erlitten zu haben (& auch schon in der Vergangenheit, auch wenn es da schwieriger wird es genau zu bestimmen). Ich bin auch mitten im Behandler Wechsel, da ich mich in den 6 Wochen puren Elends von meinen Behandler/innen extrem schlecht unterstützt gefühlt habe. Erst als ich nach 5 Wochen extremer Selbstverletzungsgedanken und Panikattacken selbst realisiert habe, dass ich in einer akuten Krankheitsphase war, konnte ich das Loch wieder verlassen.
Zusammenfassend: es ist schwierig.
Und inmitten dieses Meeres aus Schwierigkeiten, befinde ich mich auch noch in einer Lebensphase, in der ich weitreichende Zukunftsentscheidungen treffen sollte. Nämlich dahingehend, was ich denn beruflich in der Zukunft machen möchte. Ich habe in den zwei undiagnostizierten Jahren nach dem Abitur schon zwei Studiengänge begonnen. Beide Male glühte ich zu Beginn auf, arbeitete was das Zeug hält und erreichte am Ende des ersten Semesters Ergebnisse unter den besten Studenten. Hier war die Hypomanie selbstverständlich mein treuer Begleiter. Nach den Ergebnissen krachte ich früher oder später in die verheerende Depression und da ich noch undiagnostiziert war, suchte ich Gründe, glaubte mit dem Studium unglücklich zu sein und beendete es Hals über Kopf.
Nun überlege ich, wie ich im kommenden September meine Bildungslaufbahn fortsetzen sollte.
Eine Überlegung war es, vorerst eine Ausbildung anzustreben. Die begrenztere Arbeitsbelastung, die klarere Struktur und gerade der geringere Bedarf an Selbstorganisation (all das ist nur mein Eindruck und soll Ausbildungen keinen Wert absprechen), könnte mir mehr Raum geben, in den kommenden drei Jahren zu lernen wie ich mit meiner Krankheit leben kann und potenziell das Risiko reduzieren, dass ich eine Krankheitsphase erleide.
Ein Studium danach würde ich dann aber erst sehr spät beenden, auch weiß ich nicht, ob mir die Ausbildung dann fachlich nicht zu langweilig und unterfordernd wäre, immerhin habe ich auch während einer Depression ein 1,2er Abi in BW geschafft und habe im Studium (allerdings meistens mit Beihilfe der Hypomanie) ausgezeichnete Leistungen erbracht. Ob die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung am Ausbildungsort dann ausreichend ist, ist auch oft fragwürdig.
Im Studium ist es eben unklar, ob ich jetzt mit der Diagnose, Therapie und (hoffentlich bald angepassten) Medikamenten tatsächlich einen Abschluss erreiche oder wieder die Aktion von vorher wiederhole. Dafür wäre, da ich im medizinisch-chemischen Bereich studieren möchte, immer eine Uniklinik mit oft ausgesprochen guter Versorgung in direkter Nähe, eine Vorlesung wegen der Therapie zu verpasse ist auch einfach einzurichten, als Dienstag Mittags um 12 von der Arbeit im Betrieb zu verschwinden.
Aller Senf ist erwünscht, nur bitte immer freundlich und respektvoll. Insbesondere würde mich die Perspektive von Menschen interessieren, die mit einer ähnlich frühen Diagnose zu kämpfen hatten/haben und wie sie Studium oder Ausbildung meisterten/meistern.
LG & vielen Dank fürs Lesen& Antworten
