Hallo,

wollte schon viel länger mal Feedback geben aber war viel los eben auch wegen Abilfy.
Es ist abartig!

Angst und Panik: 0
Müdigkeit: 0
Suizidgedanken: 0

Kurzum: Total neues Lebensgefühl. Was ich alles mache und Bewerkstellige! Bin immer noch dabei mich an dieses "neue Leben" zu gewöhnen. So hatte ich das noch nie. Wenn ich es schon vor 20 Jahren bekommen hätte, wäre mein Leben mit Sicherheit ganz ganz anders verlaufen. Gut, es müsste so bleiben aber bisher ist jeder Tag eine neue Erfahrung.

Nur leider kommt bei mir Abilify nicht völlig ohne Nebenwirkungen aus. Ich hoffe aber dass sich das legt, eine ist schon besser geworden:

Unruhe
Zu Anfangs gab es eine wahnsinnige Unruhie die auch weh getan hat. Beschreiben lässt sich das schlecht. Ich würde es aus meiner Sicht so beschreiben dass das alte "Ich" immer noch da war. Dieses war eben ständig Müde und total lustlos. Wollte eigentlich immer nur schlafen. Nachgegeben habe ich ihm dann und wollte wieder schlafen. Ging nicht. War Schizophrän, so als ob da "zwei" in meinen Kopf war. Welzte mich hin und her, konnte nicht einschlafen. Also stand ich auf und machte wieder Haushalt etc. etc. War immer so´n Problem bei mir das Haus "ordentlich" zu halten. Also extrem war es nur in den schlimmen Depressionen aber so richtig "ordentlich" war es nie. So war es dann fast wie ferngesteuert, Aufgestanden und gemacht und gemacht. Also viel Haushalt, aufwändigeres Kochen. Hab sogar wieder Stundenland spiele gespielt was mir vorher 5 Minuten lang auf dem Wecker gegangen ist zockte ich jetzt Stunden durch und es machte mir sogar wieder Spaß. Ein Gefühl das ich fast schon verloren geglaubt hätte.

Schlaf
War es vorher kein Problem einzuschlafen und länger zu schlafen habe ich jetzt einschlafprobleme. Vorher waren 12 Stunden schlaf kein Problem. Jetzt wache ich meist nach 2-3 Stunden auf, wurschtel was und versuchs dann nochmal. Auch diese ständige Müdigkeit ist nicht mehr da. Durch die Unruhe und weniger schlaf spüre ich es mittlerweile am Körper: Der weiß gar nicht was los ist. Durch das putzen, heben etc. taten mir 2 Tage alle Knochen weh dachte das wäre auch noch eine Nebenwirkung war aber wohl eher darin begründet, dass ich mich vorher natürlich kaum bewegt habe. Miteinher geht ein übermäßige Appetit. Hab schon ein wenig zugenommen und muss jetzt aufpassen.

Sex und das andere ich
Am "schlimmsten" ist noch der Libido nämlich fast nicht mehr vorhanden. So lange Sex Abzinenz wie jetzt hatte ich noch nie (3 Monate). Es gab, gerade vorher ihn Hypomanen Phasen kam es schon vor dass ich an einem Tag 4-5 Dates und Sex hatte. Dates und Sex zu finden war vorher eigentlich so meine Hauptbeschäftigung. Den ganzen Tag Menschen suchen, die Spannung und dann schließlich die Treffen mit fremden Menschen. Es war etwas, was mich ablenkte. Da wurde ich von fremden Menschen "gemocht" auch wenn sie mich nur benutzt haben. Aber für die eine Stunde war mir das Wert wenigsten ein paar Momente nicht super traurig, letalgisch zu sein.

Hab mir die Frage gestellt, ob ich in einer Hypomanen Phase bin. Aber nein. Es ist keine. Ich mache zwar viel aber im Vergleich zur Hypomanie und vorallem dem Gefühl das ich da habe, ist das jetzt, so denke ich zumindest: "Normal". Also das wie es gesunden geht. Sie gehen ihren Alltag nach, schaffen den Haushalt und machen auch Dinge die nicht so angenehm sind.

Das fehlt mir am meisten: Dies Hypomanen Anfälle für 1-2 Tage. Aber ist ja auch klar: Das ist, wie wenn man auf Drogen ist und jetzt kommen sie nicht mehr. Also kommt auch nicht der Blues danach. Ich funktioniere derzeit also linear.

Zusammengefasst
Ich will mich keinesfalls beklagen. So, wie es jetzt ist ist es aus "normaler" Sicht "besser". Ich funktioniere und "Lebe". Aus meiner Bipolaren Sicht: Es ist langweilig.
Aber ist auch irgendwie klar: Wie soll man, wenn man über 2/3 seines Lebens immer wieder im Drogenrausch waren jetzt auf einmal ein "normales" Leben ohne diese Kicks führen können? Diese farbigen Gefühle, dieses intensivere Erleben fehlt jetzt. Mein "altes" ich, dass auf seine Weise etwas besonderes war ist jetzt "normal" gemacht. Die Philosophische Frage: Kurz und intensiv leben. So intensiv wie andere ihr ganzes Leben nicht leben können oder eben ein längeres Leben und Normal zu sein. Das Motto vorher: Sex, Drug´s and Rock´n Roll. So habe ich tatsächlich gelebt. Jedenfalls in den guten und Hypomanen Phasen.

Ich denke, ich bin dabei dass hinter mir zu lassen - mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ich hoffe auch, dass ich das kann. Ich müsste ja nur das Abilify theroetisch weg lassen und früher oder später kommt wieder der Rausch - mit all seinen Folgen.

Aber ich denke, ihr kennt das auch: Nach einer überstandenen schweren Depression, wenn es einem besser geht, kann man sich fast nicht mehr erinnern wie schlimm das war. Die Frage: "Ich hätte mir etwas antun können" - verneint man und kann sich dann nicht vorstellen.

Da bin ich gerade.

Das einzige, was gefährlich werden bzw. was ich nicht akzeptieren würde ist, wenn das mit dem Libido so bleibt. Es gehört leider zum Leben hinzu und ich habe das exzessiv gelebt und genossen.

Aber ich bin guter Dinge dass sich das auch noch einregt.

Liebe Grüße
Cosmo