Hypomanie bei meinem Freund - eine erneute Phase?

17. 10. 2021 03:42
Hallo ihr Lieben,
ich habe mich im Sommer hier angemeldet, nachdem mein Freund einen heftigen manischen Schub mit psychotischen Elementen hatte.
In der letzten Zeit habe ich mich nicht gemeldet und auch nicht mitgelesen. Es wühlt oft sehr viel auf und ich habe, um ehrlich zu sein, die Stabilität genossen und „meinen“ Freund zurückzuhaben. Ich hatte große Bedenken, als er Venlafaxin genommen hat, aber seine Stimmung hat sich zusehends verbessert, da er depressive Züge hatte. (Er nimmt jetzt 300mg Quetiapin, 100mg Doxepin abends und 75mg Venlafaxin morgens). Auch schaffe ich es nicht, neben der Arbeit noch in ständiger alarmbereitschaft zu leben… Es muss auch mal gut sein…
Ich habe ein paar Konsequenzen gezogen und mehr für mich oder was ich will getan.
Nun sind auch in kürzester Zeit zwei Schicksalsschläge in meiner Familie passiert (Todesfälle), die auch die Perspektive auf das Leben gerade rücken.
Am Wochenende bin ich mit meinem Freund in die Heimat gefahren. Er sollte im Garten helfen, hat selbst immer wieder gesagt, dass er das möchte. Er war schon auf der Fahrt sehr gereizt, fing plötzlich an von Alkohol zu sprechen (seit 7 Monaten trinkt er nichts, das hat ihn nur leider nicht vor der bisher stärksten manischen Phase bewahrt). Wie bereits beim letzten Mal, als wir hier waren, hat er sich massiv in die Arbeit reingesteigert, war dabei sehr gereizt. Plötzlich möchte er Hilfe, ohne das vorher gesagt zu haben, und geht einen an. Er hat auch andere Arbeiten gemacht als vereinbart bzw. mehr Weggeschnitten und scheinbar auf Bitten nicht reagiert und bei einem Konflikt mit meiner Mutter total respektlos reagiert. Er ließ sich nach der Arbeit dann von mir zum Bahnhof fahren und sieht sich als Opfer, der sich aufarbeitet und nicht gewertschätzt wird.
Rückblickend war er am Abend vorher schon etwas egoman und ist derzeit sehr auf sich, Training, seinen Körper fixiert. Seine letzte Arbeit hat er krankheitsbedingt gekündigt, dort gab es den Konflikt, der die Manie ausgelöst hat. Jetzt versucht er eine Arbeit zu finden, das Spiel geht von vorne los. Wie jedes Jahr. Die Diagnose wehrt er auch stark ab, obwohl er anfangs Dinge eingesehen hat. Zur Zeit thematisiert er oft, dass das nicht stimmt. In stabilen Phasen zeigt es sich auch zu wenig und sein Psychiater hält nichts von Gesprächen. Psychoedukation hat nie stattgefunden, in stabileren Phasen auf Rehas etc. war auch die Diagnose nicht so klar. Sich selbst trotz Motivation um eine Therapie zu kümmern, kriegt er nicht gebacken.
Mir hilft es sehr, zu sehen, es ist eine Krankheit.
Aber ich habe im Moment nicht so die Neven. Die Todesfälle belasten mich arg und so etwas, wenn es dazu kommt, ist so unnötig. Er ist auch mir böse, weil ich ihn nicht verteidigt habe, aber das ist nicht mein Job. Dieser Wunsch erinnert sehr an Juni.
Ich weiß nicht, ob er zuhasue getrunken hat. Seit diesem Jahr ist klar, dass nicht der Alkohol das Problem ist, sondern er es therapeutisch in seinen emotionalen Phasen angewendet hat.
Könnt ihr herauslesen, ob er hypoman sein könnte? Wie kann ich helfen, ohne mich mit noch mehr zu belasten, die Todesfälle wiegen schwer genug. Ich bin schon so sehr am Limit und bei einer Arbeit, die viel Einsatz für andere erfordert, ist das schon schwer genug. Ich tendiere aucv zu Rapid Cycling bei ihm… Er steuert viel mit Sport dagegen. Kann Arbeit als Stressfaktor das Umswitchen begünstigen? Früher ist er wahnsinnig gerne hierher gefahren. Seit dem Tod meines Vaters 2mal, er wollte unbedingt helfen und wird dann fies, die Anspannung begann vorher schon.
Wir haben keinen Notfallplan und er hat wenig Einsicht. Ich habe ihm ein bisschen was geschrieben, aber ich weiß nicht, ob er nicht auf stur schaltet. Er hat nur mich, seine Familie kommt nicht mit ihm klar. Sein Vater hat er den BP I Verlauf mit langen depressiven Phasen. Er wird aber eher, trotz viel Fehlverhaltens früher, in Schutz genommen. Dieses Jahr enorm heftig mit drei Klinikaufenthalten und extremer Depressivität. Meinem Freund wird immer eher die Schuld gegeben und er wird mehr für viele Dinge verantwortlich gemacht. Ich will ihn nicht ganz vor den Kopf stoßen, aber sein Verhalten war auch nicht ok. Auch nicht mir gegenüber.
Ich fahre morgen zurück, wir wohnen zusammen, bzw. er ist zu mir gezogen vor eineinhalb Jahren. Er ist eigentlich ein herzensguter Mensch, aber wenn er sich verletzt fühlt, ist er anders. Und im Moment erinnert mich alles mehr an die Hypomanie. Damals haben wir es danach begriffen. Jetzt wäre Gegensteuern wichtig. Aber wie?
Kann ich etwas machen, wenn er es selbst nicht sieht?
Kann ich ihm helfen und kann ich überhaupt helfen, es zu sehen?
Ob ich das langfristig schaffe, frage ich mich auch, weil ich ja mit allen Teilen von ihm zusammen sein muss und mir nicht nur den Teil, den ich kennengelernt habe, herauspicken kann….
Entschuldigt, dass ich so schwadroniere.
Ich danke euch schonmal!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.10.21 03:46.
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die_joon 1667 17. 10. 2021 03:42

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