Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

08. 03. 2021 14:18
Ich würde da mal erstmal ruhig Blut bewahren.
Wenn er keine Diagnose hat, dann ist es womöglich auch gar keine Psychose gewesen, sondern einfach nur ein paar Pseudohalluzinationen und vielleicht eine kopflose Panik oder Paranoia, wenn man nicht weiß, wie die Droge in höherer Dosis wirkt und glaubt, die Kontrolle zu verlieren? Dann kann man schon mal den Kopf ein bisschen verlieren, auch wenn die Meisten dann einfach was Süßes futtern und einschlafen. Da wird noch lange nicht automatisch eine ernste Erkrankung mit psychotischen Episoden draus.
Und damit er wohl nicht paranoid wird, aus Angst, sein Gehirn könnte durch das Cannabis nicht mehr funktionieren, und ein Klinikaufenthalt in der Psychiatrie hat ja auch per se nicht unbedingt eine beruhigende Wirkung auf junge Leute, gibt man ihm eben etwas Tavor mit, damit sich das für die nächste Zeit erledigt hat. Das ist erstmal so weit überhaupt nicht kritisch. Und wenn jemand nervös und ängstlich ist, weil es turbulent zugegangen ist, dann ist Tavor auch nur eine Hilfe. Warum sollte man deswegen den Alltag nicht wieder aufnehmen können? Millionen Menschen gehen unter Benzodiazepinen zur Arbeit. Habe ich auch gemacht. Unter Bromazepam, in Mengen, als ich in einer schlimmen Krise war, vor langer Zeit, ohne Bipolar-Diagnose.
Das Medikament hat mir geholfen, überhaupt arbeiten zu können. Ist ein Benzodiazepin, das durchaus stärker sein dürfte, als Tavor, und auch mehr sedierend.
Ist immer noch mein unverzichtbarer Rettungsanker in miesen Situationen.
Und bei kleinen Dosen von Benzodiazepinen gibt es nicht einmal ein Ausschleichen, bzw. kann das auch unnötig sein. Das sollte ein Psychiater besser einschätzen können und das ist stark dosisabhängig.
Und dass er so bald wie möglich in seinen gewohnten Alltag kommt, ist doch sehr vernünftig. Hinfallen, aufstehen, weitermachen. Wo noch keine psychiatrische Diagnose ernsterer Art ist, trotz klinischer Beobachtung, muss man auch nicht unbedingt eine daraus machen. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Freund davon, wenn Leute Cannabis in verwirrten Zuständen konsumieren, das dürften die, die mich von früher kennen, noch von mir wissen, aber manchmal sollte man auch die Kirche im Dorf lassen. Manchmal hat man einfach ein doofes traumatisches Erlebnis und einen Kontrollverlust, wenn es um Drogen geht, und dann kann man drüber reden, warum er das überhaupt aufdosiert hat, ob er irgendwelche anderen Probleme hat usw. und wenn man eben nichts Stichhaltiges findet, spricht doch nichts dagegen, möglichst schnell in den Alltag zu kommen und nicht unbedingt zu viel Brimborium zu veranstalten. Psychiatrische Erkrankungen sind immer noch stigmatisiert, und man muss es dem jungen Mann ja nicht noch schwerer machen, was z.B. Arbeitskollegen und Arbeitsgeber angeht, wenn er noch in der Lehre ist...
Ich wollte nur mal eine andere Sichtweise beisteuern, vielleicht hilft es ja, alles ein wenig unaufgeregter zu sehen.
Liebe Grüße,
M.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.03.21 14:19.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Psychose aus Sicht der Angehörigen

elsbeth 1053 07. 03. 2021 18:46

Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

kinswoman 320 07. 03. 2021 20:56

Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

elsbeth 327 08. 03. 2021 19:37

Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

SearchMyself 329 08. 03. 2021 13:37

Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

elsbeth 473 08. 03. 2021 20:01

Re: Psychose aus Sicht der Angehörigen

zyklothym 306 08. 03. 2021 14:18



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen