Hallo Condor,
ich schreibe Dir hier hauptsächlich, weil Deine Wahl-Zitate mich beeindruckt haben.
"...keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes"
Du verstehst das, wie ich annehme, stark auf unsere Krankheit bezogen und damit in dem Sinn, dass wir uns selbst und/oder anderen oft einiges zu verzeihen haben und deshalb nicht das geringste davon haben, so weiterzumachen wie bisher oder uns auch nur damit zu beschäftigen, was wir früher gemacht haben.
Damit ist der Satz auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die daran glauben, dass Menschen durch vergangene Ereignisse "traumatisiert" sein können und, wenn überhaupt, nur durch aufwändigste Wiederholung und Beschäftigung mit dem "Trauma" davon "geheilt" werden können.
Jesus sagt dagegen: schau nur nach vorn - hinter Dir gibt es nichts mehr zu pflügen.
Allerdings birgt der Satz auch eine Gefahr. Weniger reflektierte Zeitgenossen neigen dazu, den Satz falsch zu interpretieren, und zwar in dem Sinne: Jesus hat gesagt, ich soll pflügen. Und er meint damit: Ich soll den Glauben verbreiten, so wie ich ihn von Jesus und seinen Anhängern verstanden habe.
Doch das hat er nicht gesagt. Das Pflügen ist nur ein Beispiel. "Der die Hand an den Pflug gelegt" hat, hätte genauso gut ein Fischernetz auswerfen oder auf einer Computertastatur tippen können, und für beide hätte genau wie für den Pflügenden gegolten: Schau dahin, wo Du pflügen willst, wirf das Netz dahin, wo Fische sind, und schreibe Deinen Text so, dass er Deine eigene Wahrheit von diesem jetzigen Moment repräsentiert - nicht etwas, was Du Dir vor längerer oder kürzerer Zeit schon einmal überlegt hast, oder was Du gar ohne Nachdenken von anderen übernommen hast.
Demnach sind die Geradeausdenker und Virusbekämpfer unserer Zeit genau solche Leute, die der irrigen Meinung sind, dass sie dieses große Jesuswort verstanden hätten.
Sie pflügen und pflügen und schauen nicht zurück. Sie pflügen sogar jede neue Saat wieder unter, weil Jesus ja gesagt hat, sie sollen pflügen.
Doch das hat er wirklich nicht gemeint, denn er war ja kein Idiot.
Für den zweiten Satz, den ich gut finde, brauche ich nicht so viel Text. "Willst du glücklich sein oder Recht behalten?
Beides zusammen geht nicht!"
Auch den wende ich ohne Zögern auf die Corona-Maßnahmenkatastrophe und sogar meine eigene Person an und sage:
Liebend gern würde ich _nicht_ Recht behalten und die Lockdown- und Maskenkasperei würde tatsächlich Menschenleben retten.
Denn ich weiß genau, dass ich nur glücklich bleiben kann, wenn ich die Rechthaberei loslasse. Auch ich hatte schon ein paarmal Glück und war bei einem Konflikt am Ende bei den "Siegern" - z.B. als es darum ging, eine bundesweite linke Partei aufzubauen oder die Wehrpflicht abzuschaffen.
Doch so viel Glück hat sicher niemand auf Dauer. Irgendwann _wird_ irgend eine meiner Meinungen mich unglücklich machen, solange ich für mein Gück benötige, immer Recht zu behalten.
Dieses Bewusstsein scheint mir aber in der derzeitigen Politikerszene und ihrem Gefolge nicht sehr verbreitet zu sein.
Herzlich
Roquentin
