Hallo,

ich weiss schon seit einigen Jahren, dass es dieses Forum giebt. Meine Erstdiagnose Bipolar erfolgte 2007, ich sass bei meinem Psychiater, hatte eine rote Jeans und ein grünes Hemd an, sabbelte wie ein Wasserfall, hatte 11 Tage und Nächte nicht geschlafen und wollte von ihm wissen, was mit mir nicht stimmt.
Klingt lustig, war es zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr für mich. Damals informierte ich nur meine Angehörigen darüber. Ich war damals schon seit 9 Jahren psychiatrischer Patient, Depressionen, Rauschmittelabusus, atypische Anorexia Nervosa, Suizidversuche im Alter von 15, 26 und 29 Jahren. Stationäre und ambulante Verhaltenstherapie gemacht, ohne Besserung. Psychoanalyse mit Psychiaterin, hat mir in einigen Aspekten die Augen geöffnet, war aber auch extrem belastend.
Von 2005 bis 2018 lebte ich Alkohol- und Drogenabstinent, vor 3 Monaten wurde ich alkoholrückfällig. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr mein Leben zu leben, fühlte mich unfrei, unglücklich, der Griff zur Flasche war schon bewusst. Seit 5 Wochen bin ich wieder trocken, geht auch, ging die 12 Jahre vorher ja auch.
Ich war jetzt zuletzt in einer Umschulungsmassnahme in den kaufmännischen Bereich, komme ursprünglich aus einem "Sozialberuf". Diese Umschulung brachte mich psychisch und körperlich an meine Grenzen, Schlafentzug max. 4 Std./Nacht über 10 Monate, Appetitlosigkeit. Am meisten belastete mich aber die Heuchelei, sowohl am Arbeitsplatz als auch im Unterricht. Mir wurde bewusst, dass ich dies unmöglich zu meinem Beruf machen kann.
Ich fühlte mich, wie ein Verräter an meinen eigenen Überzeugungen. Ich bin jetzt seit 5 Wochen arbeitsunfähig, meine Neurologin schlug ein neues AD vor, Duloxetin anstelle von Doxepin, wollte ich auch versuchen. Nehme ich jetzt seit 4 Wochen, geht mir aber nicht besser. Kein Antrieb, liege tage- und nächtelang auf der Couch, verlasse das Haus nur für Arztbesuche. Esse sporadisch alle paar Tage etwas, nehme meine Medis aber konsequent und trinke Kaffee. Ich kann weder lachen noch weinen. Wie ein Toter mit intakter Blutzirkulation, sprich: ich hatte schon bessere Tage. Dies ist halt meine Art zu schreiben bzw. zu reden, ich hoffe, dass niemand den Zensurstift ansetzt. Ich habe zwar einen Plan für meine berufliche Zukunft, fühle mich im Moment aber handlungsunfähig. Meine Ängste sind da, aber ohne Panikattacken. Ich habe schon einiges hinter mir und immer wieder den Weg raus gefunden, aber je älter ich werde, desto schwieriger wird es.
So, als Einstieg erstmal genug. Für mein Alter ist mein Körper schon ganz schön auf, durch Lebensweise weggeschlissen. Zuletzt noch meine Medis:

Duloxetin, Hydromorphon, Gabapentin, Vesikur, Pantoprazol

Lieben Gruss an allle, die sich die Zeit genommen haben.
Sailingtosilentshores