Liebe Beckse

Du willst eine Beziehung mit einem Mann? Oje, davon kann ich dir nur abraten. Ich kenne so viele Beispiele von Männern, die ihre Frauen schlecht behandeln. Männer neigen ganz klar zu häuslicher Gewalt, da kannst du jede Statistik befragen. Nein Mädchen, das besste was du tun kannst: Dreh dich um und lauf! Versteck dich. Auch wenn er jetzt noch so lieb und sensibel und toll wirkt, du darfst nicht vergessen, dass er doch ein Mann ist, und das wird auch so bleiben. Auch wenn er gerade eine gute Phase hat, so kann er jederzeit abweisend und kalt werden; ja sogar gewalttätig!!!

Nein echt Leute, was ihr hier für Beiträge postet ist wirklich das hinter letzte: Oh ja, ein Bipolarer ist so und so, und er reagiert in dieser und jener Situation so und so und überhaupt, die sind alle gleich. Hände weg. Sag mal gehts noch? Genau diese Art von Stigmatisierung macht es Betroffenen so schwer, sich selbst von diesem festgefahrenen Bild zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen, sich zu entwickeln.

Es gibt nicht DEN Bipolaren, genau so wenig wie es DEN Mann gibt, aber solange wir das nicht begreifen, wird sich ein Mensch mit dieser oder jener Diagnose mit einer grossen Wahrscheinlichkeit auch wirklich so verhalten, wie man es eben von ihm erwartet.

Gib einem Kind tagtäglich das Gefühl es sei dumm und es wird mit Sicherheit keinen Hochschulabschluss machen.

Solange wir nicht begreifen, wie mächtig Erwartungen und Vorurteile sein können (v.a. dann, wenn sie von einer ganzen Gesellschaft geglaubt und blindlings akzeptiert werden.) solange wird ein Mensch, der einmal eine psychiatrische Diagnose erhalten hat, auch tatsächlich sein leben lang darunter leiden. Wir sind so sehr in diesem diagnostischen Raster gefangen, dass es nur ganz wenigen Mensch gelingt, daraus auszubrechen und gesund zu werden. Und wenn es jemand schafft, dann wird er dafür nicht etwa gefeiert, sondern ist dann fortan den argwöhnischen Blicken jener ausgesetzt, die eine Gesundung als unmöglich proklamieren und wehe er zeigt eine Schwäche, wehe er hat eine Krise oder eine schlechte Phase… Unter solchen Bedingungen gesund zu bleiben, ist noch schwieriger als überhaupt gesund zu werden.

Also bitte hört auf mit dieser Stigmatisierung. Wenigstens ihr die davon betroffen seid solltet doch endlich anfangen, euch dagegen zu wehren oder zumindest aufhören, diese zu verstärken. Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll und hat das Recht, als solches wahrgenommen zu werden. Jeder Mensch hat das recht zu lieben und geliebt zu werden.

Bitte liebe Beckse, lass dich nicht von diesen Schwarzmalern hier entmutigen, dir dein eigenes Bild von diesem Menschen und seinem umgang mit der schwierigen Situation zu machen. Klar ist es nicht einfach, und du hast natürlich allen Grund, verunsichert zu sein. Ich finde es sehr schön von dir, dass Du dich so liebevoll mit diesem Thema auseinander setzt. Es ist ein gutes Zeichen, dass der Mann dir bereits so früh von seiner Diagnose erzählt; er ist sich seiner Problematik bewusst und er versucht auch nicht, dir etwas vor zu machen. Bei den schlimmen und furchteinflössenden Beispielen, die Du hier oder anderswo immer wieder hörst, handelt es sich nicht um Menschen, die sich ihrer Problematik bewusst sind, so wie es dieser Mann zu sein scheint. Du musst diesen Mann ja nicht gleich heiraten, aber bitte lass Dir nicht die Gelegenheit nehmen, ihn besser kennen zu lernen. Sprich das Thema an, unbedingt. Lass ihn wissen, dass du verunsichert bist und dass Du nicht weisst, ob du der Sache gewachsen bist. Lasst euch Zeit und versucht gemeinsam herauszufinden, wie es weiter gehen könnte. Ich wünsche Dir alles Gute!

Lieber Gruß
Max

ps:Es ist immer das Selbe mit diesem Internet: Hast du ein paar rote Punkte an deinem Unterarm und fragst Google nach deren Ursache, so bist du nach wenigen Klicks davon überzeugt, dass du an einer ernsthaften Krankheit leidest und wahrscheinlich nur noch wenige Tage zu leben hast… es sind immer die negativen Extrembeispiele, die sich am schnellsen verbreiten. leider.