Re: Vater / Bipolare Störung

21. 01. 2018 23:30
Guten Abend,

tut mir leid für meine späte Reaktion zu Euren Antworten bzgl. meiner vielen Fragen, vielen Dank auch für die zahlreichen Antworten.

Der weitere Verlauf ist leider wenig erfreulich gewesen, trotz vieler Gespräche mit meinem Vater im Vorfeld und während der akuten
Phase. Am 2.Weihnachtstag fuhr ich mit Ihm und zu dem Zeitpunkt auch mit meiner Mutter, in die Klinik, in der er aufgrund von meiner
Person geblieben ist. Seine Einsicht das er Hilfe benötigt schwankte hin und her, so auch die Aussage seiner zuständigen Ärzte. Trotz
dieser Tatsache blieb er in der Klinik, allerdings auch eine teilweise offene Station, in der für mein Verständnis zu viele Reizeinflüsse geschaffen wurde und es trotz Medikamente kaum möglich war, eine gewisse Stabilität herzustellen. Zu Silvester wurde die Station in
eine große Neuerjahrsparty umgestaltet, Luftschlangen ausgelegt und pünktlich zum Jahreswechsel dufte Feuerwerk abgebrannt werden.

Die Medikamente waren Haldol / Oxcarbazepin (300 zum Morgen / 600zum Abend) und u.a. Tavor, weil auch der Schlaf in der Klinik nicht immer möglich gewesen ist.

Aufgrund der Tatsache, dass er sich selbstständig einweisen lassen hat, konnte er die Klinik natürlich auch eigenständig verlassen. Am
05.01.2018 war er also wieder zu Hause, die Probleme noch immer die gleichen, was sollte sich innerhalb so kurzer Zeit auch ändern.
Ich versuchte auf Ihn einzureden, dass er die Situation nicht alleine lösen kann, er nur mit professioneller Hilfe wieder den Weg findet, dass meine Belastungsgrenze ohnehin erreicht ist. Was folgten waren Ausreden, dass es momentan nicht der richtige Zeitpunkt ist, er bald Geburtstag hat und ich doch nicht verlangen kann, dass er diesen in der Klinik verbringt, zudem sei die Baustelle noch doch nicht abgeschlossen und für Zuverlässigkeit steht er schließlich. ( Mein Vater ist im Baugewerbe selbstständig - Fluch und Segen zugleich)
Am Montag den 08.01.2018 fuhr er also eigenständig nach Berlin in die Klinik und hat sich erneut einweisen lassen. Meine Gedanken waren direkt, dass ich mich nun wieder um mich kümmern konnte und mein Vater in guten Händen ist, unter Kontrolle ist. Wir haben innerhalb der Woche immer mal wieder telefoniert, mehr ist leider auch nicht möglich gewesen, die Entfernung zur Klinik beträgt knapp 200 km von meinem / unserem Wohnort. Am Sonntag telefonierten wir wieder, ich weiß gar nicht mehr um was es ging, allerdings war eine banales Thema ausschlaggebend für eine Diskussion, für die mir an dem Abend die Kraft fehlte, also beendeten wir das Telefonat. Als ich am Donnerstag den 18.01.2018 mit Ihm telefonierte, ist er gerade wieder zu Hause angekommen, schließlich geht es ihm gut und er weiß wie er sich zu verhalten hat. Am Freitag klingelte es auch direkt an der Tür und mein Vater stand vor mir, als wäre nie was gewesen. Nach etwa einer Stunde Gespräch fuhr er also wieder auf seine Baustelle. Mit der Zeit der Krankheit entwickelt man als ein nahestehender Angehöriger ein gewisses Gefühl für die Person und für die Situation, mir war klar das nicht alles in Ordnung ist, vieles nur ein "Schein" ist. Mittlerweile bin ich bei dem Thema extrem sensibilisiert und merke sofort, wenn irgendwas nicht stimmt. Gestern bin ich also zum frühen Nachmittag zu meinem Vater gefahren und mein Gefühl bestätigte sich. Er kam mir entgegen mit den Worten: " Ich habe das Rätsel gelöst" Puuuh war die Kraft, Zeit und die vielen Nerven die ich dafür investierte meinen Vater auf den richtigen Weg zu bringen also völlig umsonst. In diesem Moment fühlte ich mich so leer, als würde mein Kopf selber bald platzen! Ich sagte Ihm, dass ich Ihm nicht mehr helfen kann, wenn er sich nicht helfen lässt! Wenige Minuten später sprang er in sein Auto und fuhr spazieren, ich hatte noch einiges zu erledigen und bin nach einer Stunde warten auch wieder gefahren.

Heute Morgen dann ein Anruf meiner Oma / Opa die sich in der Zwischenzeit um unsere Tiere gekümmert haben, dass mein Vater zu Hause nicht anzutreffen ist und unser Hund auch nicht da ist. Ein Rottweiler im übrigen, also nicht ganz so harmlos, wenn er in falschen Händen gerät. Normalerweise hat mein Vater immer eine "Vertrauensperson", die eigentlich immer meine Person gewesen ist. Nur war ich diese scheinbar nicht mehr und ein Anruf blieb aus. Er fuhr eigenständig nach Berlin in die Klinik, wollte den Hund dabei haben und seinen "Freunden", die er dort kennengelernt hat zeigen, was er für ein tolles Tier hat. Eine Parkplatzschranke war dabei scheinbar auch im Weg, das volle Programm! Mein Vater ist jetzt in der geschlossenen untergebracht und ich darf morgen den armen Hund nach Hause holen.

In Situationen wie diesen frage ich mich, was ein Mensch eigentlich alles ertragen kann.

Beste Grüße

Mustermann
Einzelkind
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vater / Bipolare Störung

MustermannXYZ87 2089 28. 12. 2017 23:33

Re: Vater / Bipolare Störung

VanGogh 635 29. 12. 2017 14:06

Re: Vater / Bipolare Störung

MustermannXYZ87 690 29. 12. 2017 23:48

Re: Vater / Bipolare Störung

teddy 637 31. 12. 2017 09:48

Re: Vater / Bipolare Störung

Punkt3 541 05. 01. 2018 01:00

Re: Vater / Bipolare Störung

MustermannXYZ87 566 21. 01. 2018 23:30

Re: Vater / Bipolare Störung

mausgold 668 22. 01. 2018 15:06



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