Hallo Deborah,
im Sommer ´16 hatte ich das Lithium nur über ca. 14 Tage abgesetzt [meine damalige Psychiaterin wollte mich beim Absetzen gar nicht unterstützen, wenn dann erst nach 2-3 Jahren evtl., schnauzte mich nur an, es sei verantwortungslos von mir, das absetzen zu wollen, also war ich völlig auf mich allein gestellt, wenn ich es in absehbarer Zeit loshaben wollte- auf Peter Lehmanns Buch "Psychopharmaka absetzen" und, wenn ich mich richtig erinner, überhaupt auf antipsychiatrische Literatur, stiess ich erst nach meinem zweiten Zwangsaufenthalt im Haus 7, sonst hätte ich gewusst, dass man Lithium viel langsamer absetzen muss]- und dann, nachdem ich am 23.6.16 meinen ersten lithiumfreien Tag seit meinem ersten Psychiatrieaufenthalt 3´15 beging, wurde ich am 10.7.´16 durch meinen Mann wieder in selbige Anstalt eingeliefert (Rebound-Manie), wieder fixiert usw.
Da ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin und mich unter Psychopharmaka nicht als freier Mensch, sondern als fremdbestimmt und ferngesteuert empfinde, startete ich im vorigen Juni einen neuen Versuch, mich vom Lithium zu befreien- "Absetzhistorie":
-ab 11.6.´17: statt 3 Tbl. (1.200mg) Hypnorex nur noch 2 Tbl. (800mg).
-Lithiumspiegel Juli 17: 0.39
-auf Druck meiner damaligen Psychiaterin hin (die sagte, ich solle sofort wieder 3 Tbl. nehmen) ab 27.7.: 2 1/2 Tbl.
-ab 2.9.: 2 Tbl.
-ab 24.11.: 1 3/4 Tbl.
-ab 12.12.: 1 1/2 Tbl.
-ab 20.12.: 1 1/4 Tbl
-ab 1.1.´18: 1 Tbl.
- ab 7.1.´18: 3/4 Tbl. - bei dieser 3/4 Tbl. werd ich jetzt, nachdem ich letzte Woche drei Nächte gar nicht schlafen konnte, was wahrscheinlich mit den letzten, etwas zu schnell vorgenommenen Absetzschritten zusammenhängt (inzwischen hab ich aber mehrere Nächte, begleitet durch einige Baldriantees, Kytta-Sedativum Tbl. usw., wieder ca. jeweils 5 Std. lang geschlafen), auch noch ein paar Wochen lang bleiben, bis zu meinem nächsten Termin mit meinem neuen, psychopharmakritischen Psychiater Mitte Februar. Dieser riet mir dazu, bis dahin wieder auf 1 Tbl. zu erhöhen, es widerstrebt mir aber. Habe vor, bei der 3/4 Tbl. zu bleiben bis zu unsrem nächsten Termin, und mich dann für die letzten Schritte bis zum völligen Absetzen hin einigermaßen bis völlig nach seinem Rat zu richten (auch die Absetzschritte davor waren schneller, als das wozu er mir riet- aber er riet halt, es erst mal noch 1-2 Jahre lang zu nehmen sicherheitshalber, und das kommt für mich nicht in Frage, ich möchte es nicht mehr jahrelang nehmen, sondern es absetzen; so schnell wie möglich, so langsam wie nötig...).
Naja, also, so weit bin ich noch nicht, dass ich von meinem psychopharmakafreien Leben berichten könnte. Das ist ja das, was mich so quält- also, mich quält auch noch anderes, aber das quält schon stark: man setzt mich gegen meinen Willen auf Medikamente, macht mich medikamentenabhängig (also meiner Meinung nach war das schon ganz klar Körperverletzung- wie können sie hilflosen Menschen zwangsweise was spritzen, was schwere Nebenwirkungen verursacht, auch solche, die nicht rückgängig zu machen sind), obwohl Studienergebnisse besagen, dass es den psychisch Kranken auf Dauer besser ging, die niemals damit behandelt wurden, und wenn ich dann loskommen möchte davon, was sehr schwer ist (während die in der Psychiatrie das machen, was für sie am einfachsten ist, was am wenigsten Mühe macht- einfach die hirnschädigenden Mittel zwangsweise verabreichen, und die Patienten werden "vernünftiger", sediert, leichter zu handhaben..), und mein ganzes Umfeld sagt, das sei völlig in Ordnung und angebracht gewesen, wie man mich dort behandelt habe, ich müsse "meine Medikamente" nehmen, "bräuchte" sie, und solle nach vorne schauen. Das sind aber nicht "meine" Medikamente, das sind deren- ich wollte ich selbst sein, unmanipuliert, selbstbestimmt, "mein eigener Mensch". Ich bin auch nicht krankheitseinsichtig- ich find das so krank, hilflose Menschen mit schädlichen chemischen Sachen zwangszubehandeln; sollen sie ihr Giftzeug selber nehmen, vielleicht "brauchen" sie das...
Dagegen zu klagen, dass man in einer Psychiatrie "chemisch vergewaltigt" und unmenschlich behandelt worden ist- da hat man natürlich keine großen Aussichten auf Erfolg (und es macht den Eingriff ja auch nicht ungeschehen), da diese Behandlungsart ja die Standardbehandlung ist. Wenn es zumindest eine wirkliche Wahlmöglichkeit gäb für Menschen wie mich- aber es existiert so gut wie nichts neben der konventionellen Psychiatrie. Und deren Methoden werden allgemein auch kaum in Frage gestellt. Einem Hrn. Moniz wurde „für die Entdeckung des therapeutischen Wertes der präfrontalen Leukotomie bei gewissen Psychosen“ sogar ein Nobelpreis verliehen- das ist doch zum Kotzen, oder nicht? Was ist "therapeutisch" an Lobotomie?
Aber das finde fast nur ich, dass das unmenschlich ist- fast alle sagen, psychisch Kranke "bräuchten" Psychopharmaka, es sei verantwortungslos, sie nicht zu nehmen. Es ist eine Pharma-Diktatur, die einen vergewaltigen darf, es existiert keine Wahlfreiheit, ich hab kaum Raum zum Atmen, sie dulden kein wirkliches Leben (nein, davor müssen bereits Babies chemisch "geschützt" werden)- das quält mich so.
So langsam sollte ich auch aufhören, oder- also, ein medikamentenfreies Leben hab ich nicht mehr seit 2015- bzw. ich hab es jetzt, im Januar ´18, noch nicht wieder (davor hatte ich es, und es bestand auch keine Notwendigkeit dazu, das zwangsweise zu ändern, und m.M.n. hätte man das auch nicht ändern
dürfen gegen meinen Willen, nie und nimmer), und ich weiss auch nicht, ob es mir gelingen wird, das Lithium auszuschleichen. Zumindest wird meine Chance, dass ich das schaffe, diesmal größer sein als 2016.
Gute Nacht allen,
Moorfrosch
Peter Lehmann
Probleme beim Absetzen von Neuroleptika als Folge von Rezeptorenveränderungen und Toleranzbildung
[
www.antipsychiatrieverlag.de]