Hallo Emily,
ich kann mich an Abstände zwischen den Phasen in der Rückschau nicht erinnern.
Vor 2012 hatte ich keine richtige Manie und wenn ich nicht depressiv war, dann war ich kurzweilig hypoman. Ich arbeitete Vollzeit, bis Anfang 2012 meine Kräfte nachließen und ich auf 30 Std reduzierte. Danach kam ich mit einer Psychose zum ersten Mal in die Psychiatrie und diese Behandlung katapultierte mich nachhaltig aus meinem bisherigen Arbeitsleben. Ein Versuch der Wiedereingliederung zeigte mir, dass man im Büro nicht offen mit seiner Erkrankung umgehen darf, weil man dadurch Kollegen und Vorgesetzte überfordert.
Letztes Jahr hatte ich meine zweite Manie und bekam die Diagnose bipolare Störung.
Mittlerweile bin ich 37jährig berentet und habe soeben die EX-IN-Ausbildung abgeschlossen. Ich will versuchen mit zunächst 6 Stunden die Woche wieder ins Arbeitsleben einzusteigen. Mehr als 15 Wochenstunden sehe ich zumindest für die kommenden zwei Jahre nicht kommen. Als Genesungsbegleiter darf und muss ich offen mit meiner Erkrankung umgehen. Etwas anderes kann ich mir bis auf Weiteres nicht vorstellen. Ich möchte nicht mit der Angst leben, mich eines Tages jemandem anzuvertrauen und dann hintenrum die Gerüchteküche brodeln zu hören.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.