Hallo mutabor,
ich schreibe Dir ja, weil mich diese Fragen auch bewegen, und es ist so, dass ich keine rechte Antwort darauf weiss. Nun, ich habe ein "kleineres Päckchen" zu tragen, und manchmal bin ich auch rundum zufrieden. Ich sollte sogar zufrieden sein, aber es liegt vielleicht in der menschlichen Natur, dass zum Glück immer irgendetwas fehlt. Wie ich mich kenne, neige ich dazu, eher über das Unerfreuliche zu grübeln anstatt bewusst auf das Gute zu schauen; ich weiss nicht, inwieweit das allgemein ist.
Jedenfalls habe ich das Gefühl, ich bin niemand, der Dir wirklich raten kann. Ich mache bloss Anmerkungen mit meinen Gedanken.
> in Bezug auf eigene Kinder ist das etwas anderes,
> denen würde ich schon sehr gern etwas geben,
> einfach etwas weitergeben.
Kinder sind auch eine permanente Verantwortung ohne dass es völlig in der Macht läge, dass sie sich wünschenswert entwickeln. Ich habe es allerdings manchmal beobachten können, dass eine Frau mit Kind dann glücklicher war als vorher ohne. Ich habe aber auch Klagen gehört.
> Ich würde schon gern irgendeinen sinnvollen
> Beitrag leisten können.
Das sollte ein Menschenrecht sein.
> zur Musik: Klarinette spielen habe ich ja nie
> gelernt.
Ich stelle mir vor, dass man da schon einiges können muss, um überhaupt ein bisschen Musik damit machen zu können. Jedenfalls schwerer als Klavier.
Wenn das dann auch nichts nützt,
> muss man sich überlegen, ob es Wege gibt, die
> Einsamkeit und das Alleinsein und die Isolation
> als gegeben hinzunehmne, ohne aber so sehr daran
> zu leiden, wie ich es tue.
Es gab ja Philosophen und Asketen, die der Einsicht wegen, dass jegliche Verstrickung in die Welt notwendig Verlust und Enttäuschung nachzieht, völligen Verzicht leisteten und halbnackt in Fässern herum rollten oder im Walde hausten. Soweit muss man es ja nicht treiben. Aber mit wenig leben können ist durchaus eine Tugend. Und Alleinsein ist nicht die schlechteste Option. Es ist die zweitbeste, denke ich. Ich denke ja auch, dass man immer irgendwie leidet, nur in wenigen Augenblicken nicht, nämlich wenn man sich gerade freut und glücklich ist.
>
> Doch wenn mir das alles egal ist - und wenn man
> nichts mehr erwartet, worin bemisst sich dann der
> Sinn des eigenen Lebens? Es ist immer müßig
> über diesen Sinn zu streiten. Jeder sieht darin
> etwas anderes. Ich müsste meinem wohl einen
> völlig neuen Sinn geben.
Früher war die Religion ein sinnstiftender Halt der Gesellschaft. Heute ist sie ein heikles Thema, ohne dass es einen adäquaten Alternativhalt gäbe. Aber unsere Kultur ist seit Jahrhunderten eine christliche, und etwas der Erfahrung der Seelsorge müsste doch noch vorhanden sein. Sehr skeptisch bin ich gegenüber all diesen Importierten Heilsversprechen.
Heute ist übrigens der 3. Advent, der Tag der Freude. Ich wünsche, dass Du wenigstens eine kleine hattest
Rhoda