lieber michael,

ich sitzte vor all diesen seiten und muß ganz fürchterlich
heulen, Du, wolfgang, mona, paula und all die anderen, ich
kann es kaum fassen, daß Ihr da seid, wo auch immer Ihr Euch im augenblick befindet, eigentlich war mir noch nie
jemand so nah. danke vielmals für Dein mail, weißt Du,
ich hab` gestern Deine antwort auf monas bitte um rat gelesen und Du hast recht, denn indirekt hast Du auch über
mich und meine vielleicht nächsten handlungsschritte ge-
sprochen und mit sicherheit hast Du vielen, die Ihre fragen
in sich selber vielleicht noch nicht wirklich konkretisiert haben, zu mehr bewußtsein geholfen, Ihnen
manch antwort mit diesen zeilen gegeben.

weißt Du, ich kannte bislang lediglich den begriff depression, wenn ich dann wieder " on top" war, hab ich
versucht, mir für die depression zuvor eine erklärung zurechtzuzimmern. ich nannte es dann erschöpfungsdepression
oder sagte mir, wahrscheinlich brütet mein körper eine schwere krankheit aus und weil er`s nicht anders weiß, "lähmt" er mich halt, um mich zur ruhe zu zwingen.
doch hab` ich dabei nicht realisiert, daß die " gutphase"
nach einer depression auch nicht so richtig "normal" sein
kann. übertriebenes arbeiten, der glaube alles erreichen zu können, wenn man nur schnell genug ist, sich vorzukommen
wie eine maus in diesem endlosrad, die rennt um eigentlich nirgens hinzugelangen, um irgendwann wieder zusammenzubrechen. irgendwie glaub ich hab` ich dann auch
so etwas wie einen größenwahn, denke an galerien in new york, berlin, mailand .., und was völlig neu war für mich,
ich also in diesem forum das erste mal gelesen habe, ich verfalle in absoluten kaufrausch, kaufe druckpressen, obwohl ich mir die eigentlich nicht leisten kann, unmengen an farben, leinwänden...

ups, ich rede dann auch schnell, und komischerweise schleicht sich da eine angst jetzt bei mir ein, die da lautet: ja, die depressionsphase ist echt scheiße, vorallem
- Du kennst das sicherlich wie ich gelesen habe - der latent vorhandene und für mich auch nicht immer erklärbare
todeswunsch. ich habe dann richtig angst vor mir selber.
aber in der gutphase, da sprühe ich vor kreativität, da geht wirklich was weiter, mehr als bei vielen kollegen und
also meine angst ist, daß mir das dann womöglich nicht mehr kann, wenn mich medikamente eindämmen. ich schäme mich ein wenig für diese aussage, sie muß Dir schon völlig
naiv vorkommen, aber ich trau mir das jetzt halt mal aus-
sprechen. es ist schon absurd, wenn ich depressiv bin, würde ich alles schlucken, nur damit es aufhört, in der
- und ich nenne es, obwohl ich für mich nicht sicher bin -
manischen phase, setzte ich sogar vor lauter selbstüberschätzung meine antidepressiva wieder ab, nach dem motto: Ich? ich bin doch nicht depressiv, das ist eine
absolute fehldiagnose! ich brauch doch keinen psychiater,
dass ist doch lächerlich, das schaff ich alles allein. es ist sogar dann oft so, daß ich das gefühl habe, sogar mein
mann hält mich nur auf, indem er wenigstens ein wenig mit mir zeit verbringen will......!

und zum erstenmal in meinem leben krieg ich durch Euch ein
gefühl dafür, was mit mir nicht stimmt.
tausend dank nochmal und ich sage es ein weiteres mal:
DANKE DASS ES EUCH GIBT!!!!!!