Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

28. 05. 2003 11:00
Hallo,
ich bin auf eure Seite gestossen, als ich im Net nach dem Medikament Perazin suchte.
Ich bin 49 Jahre alt und war vor 13 Jahren das erste Mal für 3 Monate in einer psychosomatischen Klinik, dann immer wieder kürzere "Kriseninterventionsaufenthalte" und etliche ambulante Therapien.
Vor allem wurde mein Leben in den letzten 10 Jahren bestimmt durch - berufliche und private - Fortbildungen, Weiterbildungen, berufsbegleitendes Studium, Supervision usw.. Andere Menschen sahen in mir die "Powerfrau": kompetent, dynamisch, voller Energie und Phantasie, ein wenig unkonventionell und interessant, wenngleich auch manchmal ein bisschen schwierig. Der endgültige Zusammenbruch kam vor ca. 3 Jahren: "nichts ging mehr", viele psychosomatische Probleme und die Sehnsucht nach dem ewigen Schlaf waren sehr stark. Ein "Hilfs-Ich", das ich in meinem Kopf geschaffen hatte, musste die schwierigen Situationen übernehmen, ich war gefühlsmässig nicht beteiligt. Ich musste (und wollte) daraufhin meinen Beruf aufgeben, was mich anfangs sehr entlastet hat, denn diese tägliche Frage:"...schaffe ich es heute oder nicht, muss ich mich krankmelden, warum bin ich so unzuverlässig und kann mich nicht zusammennehmen wie andere...?" hat mir alle Lebensenergie genommen.
Ich hatte in den letzten 3 Jahren dann endlich mal Zeit, mich mit meiner Krankheit wirklich zu beschäftigen und sie einfach vorhanden sein zu lassen. Allerdings wurden die Hochphasen oft noch höher und die Tiefphasen noch tiefer. Aber vielleicht waren diese extremen Schwankungen auch schon vorher vorhanden, nur ich habe sie aus berufsbedingten Gründen mehr "disziplinieren" und verdrängen müssen, wobei mir meine Fort- und Weiterbildungen wahrscheinlich ein willkommener Helfer waren.

Ich wohne in einer Kleinstadt. Ich kann meinen Beruf nicht mehr ausüben (Frühpension), sehr wohl aber meinem Hobby (Musik machen) regelmässig nachgehen incl. workshops geben und Auftritte, was dann auch manchmal in Wort und Bild in den Medien zu sehen ist. Sicher kann ich das diesbezügliche Getratsche verstehen und auch einigermassen damit leben, trotzdem spüre ich immer wieder den inneren Druck und die "mahnende Stimme" in mir, mich in der Öffentlichkeit zurückzuhalten, habe deshalb auch schon Teilnahme an Auftritten abgesagt. Aber das ist fatal: dieses Hobby stellt meinen einzigen wirklich stabilen Außenkontakt da, ich kann mich in diesem Bereich wirklich hundertprozentig auf mich verlassen, nach dem Musikmachen fühle ich mich enstpannt und gut (nicht manisch!), selbst meine Ärztin unterstützt mich mit dem Hinweis, sie würde mir das sogar per Rezept verordnen. Hat jemand von euch Erfahrungen mit Berufsunfähigkeit einerseits wegen bipolarer Affektstörungen und gleichzeitigem Hobby, das jedem (auch dem Amtsarzt) den Eindruck vermittelt, dass dieser Mensch doch ne Menge Power und Energie hat und besonders belastbar ist, also keine Spur von Krankheit zeigt?!



Ananda
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Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

Ananda 435 28. 05. 2003 11:00

Re: Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

seaworld 230 28. 05. 2003 11:41

Re: Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

Ananda 190 28. 05. 2003 14:06

Re: Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

Lordlobster 200 28. 05. 2003 14:15

Re: Berufsunfähigkeit und öffentliche Aktivitäten

Ananda 227 28. 05. 2003 14:50



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