Re: Lithium absetzen?

31. 01. 2002 20:55
Hallo Ana,
es ist möglich und auch sehr wahrscheinlich, daß seine damalige Psychose aus einer ausufernden manischen Episode
heraus entstanden ist.

Das gibt es leider häufig, wenn nicht frühzeitig behandelt wird und äußere negative Umstände, wie "unlösbare" Konflikte sozialer Natur hinzukommen.

Genau diesen Zusammenhang haben Ärzte bei mir nicht erkannt und damals die Diagnose Paraphrenie gestellt. Meine Vorgeschichte hatte niemanden ernsthaft interessiert.

Dein Freund hatte eine zweite Phase, die die Ärzte veranlasste eine Prophylaxe mit Lithium zu beginnen.
Sicher haben sie den Zusammenhang von Manie und damaliger Psychose nachträglich erkannt.

In der Regel beginnt man nach zwei eindeutigen Phasen mit einer Therapie. Sowohl medikamentös als auch psychologisch.

Es kann sein, daß er keine weiteren Krankheitsphasen erleben muß.Es kann auch sein, daß das Lithium ihn vor weiteren Phasen geschützt hat.

Manchmal bleibt es bei ein- oder zweimaligen Episoden.
In der Regel jedoch besteht eine große Wahrscheinlichkeit, daß es folgende Manien (oder Manien abwechselnd mit depressiven Phasen)geben wird.

Nichts Genaues weiß man nicht, denn seine Krankengeschichte ist relativ kurz.

Die Nebenwirkungen kann man durch vorsichtige Dosisreduzierung beeinflussen. Der Grundsatz ist: So viel wie notwendig und so wenig wie möglich.

Wenn ihr Gewißheit haben wollt, käme eine ausschleichende
Lithiumeinnahme in Frage, was aber über mehrere Monate geschehen muß, da sein Körper bei abruptem Absetzen mit z.B. epileptischen Anfällen reagieren könnte, oder eine erneute manische Phase einsetzt.Wenn es aber sehr langsam geschieht, ist damit nicht zu rechnen.

Das Absetzen ist so ein bißchen Rolett spielen. Kommt es später zu einer erneuten Erkrankung, könnt ihr euch aber sicher sein, daß die Phasenprophylaxe ihre Berechtigung hatte.Wenn nicht, habt ihr gewonnen.

Die Psychotherapie hilft bei der Bewältigung von Problemen mit der Erkrankung und bei der Bearbeitung von grundsätzlichen Konflikten, die Auslöser für erneute Phasen sein können.

Traumatisierungen in der Kindheit können, wie ich kürzlich in einer neuen Studie las, einen erheblichen Einfluß auf den Krankheitsverlauf, frühzeitiges Auftreten im Jugendalter und Prognose der Entwicklung haben.

Gerade auch die genetische Veranlagung wurde vor Kurzem wieder in den Mittelpunkt gerückt. Wer die Veranlagung dazu hat, wird sich Zeit seines Lebens vorsehen müssen. Mit und ohne Psychotherapie.

Ich selbst hoffe, daß es in den nächsten zehn Jahren eine Alternative zu den bisherigen Medikamenten gibt und ich denke, daß wir da guter Hoffnung sein können.

Ich bin selbst md und komme seit ca 6 Jahren mit Lithium klar, allerdings bin ich vom Kern her ziemlich stabil und optimistisch.

Ich kann euch aber keinen direkten Rat geben, weil die Krankheit zu viele Gesichter hat.

Es kann sein, daß du ratloser als zuvor bist, aber es ist wichtig auf Alles vorbereitet zu sein.

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Lithium absetzen?

Ana 1866 31. 01. 2002 10:59

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