Hallo zusammen
Vor drei Monaten verliess ich Knall auf Fall meine ehemalige Psychiaterin. Ich hätte da nicht mehr hingehen können, mach vierzehn Jahren Behandlung und Zufriedenheit geschah ein Vertrauensbruch.
Ich nahm sofort die Zügel in die Hand und organisierte mir einen Platz auf der Warteliste einer gut gelobten Gemeinschaftspraxis bei mir im Ort.
Nun habe ich ich die Mitteilung erhalten, ich sei auf Platz eins der Warteliste. Es fühlte sich für mich an, als hätte ich nach einem anstrengenden Marathon die Gold-Medaille erhalten auf dem Podest. Die Freude war auch genauso gross.
Wenn ich darauf zurück blicke, sehe ich vorallem, dass ich mehr auf mich allein gestellt war, mehr Eigenverantwortung übernahm, Entscheidungsfreiheit hatte.
Etwas für mich Spannendes stellte ich fest: Meine ehehmalige Psychiaterin konnte mich gut beruhigen und hat mich beschützt, dass ich mich vom Leben nicht zu hart behandelt fühlte. Ich wusste, dass sie sich auch für mich einsetzt und irgendwo für mich aufräumen kann, mit einem Telefonat in ihrer super Art mit hoher Durchsetzungskraft.
Das Leben war ohne sie knallhart für mich. Ich wurde irgendwie erwachsen, obwohl ich jetzt schon fast 2x 18 Jahre alt bin. Ich lernte mich selbst zu Wehren, durchzusetzen. Ich staune nicht schlecht, was ich so erreichen konnte. Aber in erster Linie ist es ein beruhigendes Gefühl, dass ich weiss, ich werde darauf zurück greifen können, weil ich nun weiss wie man sich wehrt.
Und das erste Mal gewehrt habe ich mich doch schon, als ich der Psychiaterin den Laufpass gab. So nicht mit mir!
Auch wenn ich meine Stärke gut fand, ich hatte doch einen grässlichen Liebeskummer, ich mochte die Psychiaterin sehr in ihrer Art, wie sie ist. Und da habe ich immer noch nichts zu kritisieren. Auch was sie mit mir für einen Weg zurücklegte und mich bedingungslos unterstützt hat. Meine Freunde und ich lachen, wenn wir darüber sprechen, dass meine Psychiaterin eine anbahnende Manie von mir helfen wollte zu Behhandeln von einem Liegestuhl im Sand der Malediven. Also zumindest schrieb sie am Ende der Nachricht: Liebe Grüsse von den Malediven.
Ich fand sie auch so wunderbar hübsch, dass ich das Aussehen getauscht hätte, obwohl ich an sich mit mir zufrieden bin. Schon bei der ersten Begegnung bin ich in ihren hellen Augen ertrunken, oder war irgendwie fasziniert.
Das hatte zwar auf die Behandlung keinen Einfluss, aber ich mochte sie als Psychiaterin schon sehr, sie hatte auch Humor und genug Temperament, sodass das gut zu mir passte, wie ich bin.
Ich musste das für mich verarbeiten, dass ich sie so schätzte, alles was sie für mich getan hatte honorierte, dass sich mein Leben in den vierzehn Jahren mit ihr so verbessert hatte, weil sie mich in die richtige Richtung angestossen hatte. Aber, dass es nicht mehr weitergehen konnte, durfte. Dass es schneller zu Ende war, als ich es gedacht hätte. Und dann auf eine schlechte Art und Weise.
Aus dem ganzen konnte ich Kraft gewinnen, ich versuchte selbst Strategien zu entwickeln, die mir dienlich sein konnten und siehe da: Es funktionierte.
Ich bin wohl ein ganzes Stück gewachsen, an dieser schwierigen Herausforderung, die mir das Leben plötzlich gegeben hat.
Und ich weiss: Alles was ich erlebt habe, nicht nur mit meiner Psychiaterin, trage ich mit mir mit. Und alles, was schön und hilfreich war, kann ich weiter tragen, ich darf es in mir behalten, in meinem Erinnerungsschatz und es darf auch aufleben in der Erinnerung und mir ein lächeln auf die Lippen zaubern, wenn ich sonst wieder mal irgendwie müde bin.
Liebe Grüsse
Milla
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten
