Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Albert Keim
16. 12. 2001 23:10
Liebe Kerstin, lieber Rainer,

den Begriff maskierte Manie fand ich in der Beschreibung "Manie: Krankhafte Hochstimmung mit Folgen" von Volker Faust, kann bei volker-faust.de als doc-Datei heruntergeladen werden. Ich finde diese 16 Seiten als eine sehr gute Beschreibung.
Auf S. 2 steht:
"Es gibt also mehr gleichsam larvierte bzw. maskierte manische Hochstimmungen, die nicht (rechtzeitig) als krank erkannt werden, mehr jedenfalls, als man sich bisher vorzustellen wagte."
Nach meinem zweiten Depressionsschub war ich ein völlig anderer Mensch. Vorher völlig schüchtern und ängstlich, bin ich plötzlich tanzen gegangen, habe mich gerne mit Menschen unterhalten, war richtig offen. Es war auch eine gewisse Unbekümmertheit oder Sorglosigkeit vorhanden. Nach dem Motto: Seht die Vögel des Himmels, der himmlische Vater ernähret sie.
Da waren einige Merkmale der Manie vorhanden, nur nicht in vollem Umfang ausgeprägt und ich war nicht auffällig - abgesehen von einer Ausnahme; aber das habe ich mit Chuzpe überspielt. Zu meinem Glück hat die betreffende Kollegin als Opfer das nicht gemerkt. Die anderen haben sich kaputt gelacht. Bei den Arbeitskollegen habe ich mir innerhalb von zwei Jahren den Ruf eines Spaßmachers und Sprücheklopfers erworben, lustig - fröhlich usw.
Dann kam wieder ein Depressionsschub, der dritte. Ich habe mich auf das erprobte Rezept zur Selbsthilfe verlassen: Arbeit, um aus der Depression auszusteigen. Ich habe ja nie Pillen genommen. Der Nervenarzt, bei dem ich anfangs war, hatte mir zwar ein Rezept ausgestellt, hat mich auch gefragt,ob ich brav gewesen sei - war ich nicht. Es hat mich danach niemand gedrängt, Medikamente zu nehmen.
Beim Ausstieg aus der zweiten Depression habe ich mich scheiden lassen und lebe seitdem allein. Meine Arbeitswut ist auch eine Art Flucht. Hinzu kommt, dass ich zwischen Arbeit und Freizeit keinen Unterschied mache oder anders gesagt:
ich habe mein Lieblingsfach Biologie studiert, das Hobby zum Beruf gemacht.
Das Hobby, die Angelfischerei artet oft in richtige Arbeit aus.
Die Frage ist, wieweit heute mein jetziger Zustand als manisch bezeichnet werden kann.
Eigentlich müsste ich ob meiner finanziellen Situation (katastrofal) sofort aufhören, aber es gibt immer noch Leute, die erwarten, dass ich weiterarbeite. So hat sich eine gewisse Unbekümmertheit eingeschlichen: es komme, was da kommen mag, ich arbeite weiter, solange ich kann. Und immer lebendig ist die Arbeitswut.
Richtig genommen, ist das eine verrückte Situation. Ich glaube nicht, dass ein Außenstehender das verstehen kann. Aber ich will mich verständlich machen. Dass ich im Forum schreibe, ist ein innerer Zwang, mich mit anderen auszutauschen, und die Probleme in Worten zu fassen, zu formulieren, auszudrücken. Das artet wieder in Arbeit aus.
Jetzt muss ich aufhören.
Gute Nacht und herzliche Grüße
Albert
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Aus der maskierten Manie in die volle

Albert Keim 1841 15. 12. 2001 21:05

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Kerstin 569 16. 12. 2001 20:13

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Rainer 584 16. 12. 2001 20:52

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Albert Keim 640 16. 12. 2001 23:10

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Albert Keim 581 17. 12. 2001 13:31

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Reinhard 642 18. 12. 2001 13:24

Re: Aus der maskierten Manie in die volle

Wolfgang G. 941 19. 12. 2001 01:26



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