Hallo Diesel,
sorry, der letzte Satz von Dir ist kindisch.
Nun zu dem, wie ich das im Moment wahrnehme und was ich darüber denke.
Du schreibst, dass du wohl vor Deiner jetzigen Depression lange in einer manischen Phase verbracht hast und dort viele Dinge getan hast, die Dir heute peinlich sind, wofür du dich schämst und was dich anscheinend selbst sehr fassungslos darüber werden ließ.
Dieses Erkennen Deinerseits befeuert natürlich deine in meinem empfinden depressive Sichtweise. Für mich schwankst du viel zwischen verdeckten und offenem Zynismus. Ich spüre eine enorme Unsicherheit in Dir und ein stetiges beziehen auf dich selbst.
Das alles mag im Moment auch für dich eine Schutzmauer sein, um all das, was in der Manie passiert ist, nicht all zu nah an dich heran zu lassen. Es erklärt für mich auch deine Tendenz vieles zu verallgemeinern, so dass du es von dir als Person fern halten kannst.
Ich vermute mal, dass es eine Art Überlebensstrategie ist, in deiner jetzigen Phase. Allerdings scheint diese auch dazu zu führen, dass du die Leute vor den Kopf stößt oder einfach nervst. Diese Reaktionen der Leute aber haben wieder Einfluss auf deine Unsicherheit, die du dann versuchst damit zu überspielen, dass du entweder kindisch, wie eben, zu reagieren oder noch zynischer zu werden. Und wenn dies dann auch nicht funktioniert, ziehst du die Karte "Ich liege doch schon auf dem Boden, jetzt treten alle noch auf mich ein".
Es macht auf mich den Eindruck, als drehtes du dich stets um dich selbst und kommst aus dem Teufelskreis einfach nicht heraus. Mag sein, dass dich deine Verhaltens- und Denkweise eine Zeit lang trügerisch aufrecht erhält, aber ich glaube, dass dies eine sehr labile Strategie ist.
Was ich durchaus spüre ist, dass du Kontakt haben möchtest, aber im Moment wohl nicht so recht weißt, wie du diese gestalten kannst. Ich denke die Rückmeldungen von den Menschen hier könnte dir zeigen, das Zynismus und Destruktivität nicht so gut ankommt.
Vielleicht fällt Dir in deinen Erinnerungen ein, wie du außerhalb von Manie und Depression sonst Kontakte gepflegt hast, die auch für dich, bzw. für alle Beteiligten als angenehm empfunden wurden.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).