Hallo cgs,
weil ich die ganze Angelegenheit um Williamson
und Wagner in Linz hochinteressiert verfolge, sind
mir beide Quellen, die Du genannt hast, bekannt.
Ich glaube der Aussage, dass Benedikt XVI von
der Leugnung des Holocaust durch Williamson
nicht wusste. Dennoch muss im Vatikan die erz-
konservative Einstellung der gesamten Piusbrüder-
schaft mit starkem Hang zur politischen Rechten
in Frankreich und auch in Argentinien (dort zur
Zeit der Militärdiktatur) bekannt gewesen sein.
Und die mit der Entscheidung befassten Kleriker
in der Nuntiatur wussten sicher auch von den Aussagen
eines Williamson, die dieser schon wiederholt seit Jahren
gemacht hat. Sicher, Ratzinger selbst mag das tatsächlich
nicht gewusst haben. Dies ist sogar bei seiner professoralen
Weltferne zu vermuten.
Die Regensburger Rede mit der unnötigen Diffamierung
des Islam und die kurz danach veröffentlichte Erklärung,
die evangelische Kirche, sei keine Kirche 'im eigentlichen
Sinne' sowie die - wenn auch modifizierte - Wiederein-
führung der Karfreitagsfürbitte sehe ich in einer Linie,
auf der sich Benedikt von Kernaussagen des 2. Vati-
kanischen Konzils deutlich entfernt. Insofern war aus
meiner Sicht die Hinwendung zur Bruderschaft - be-
sonders ohne weitere Klärung der inhaltlichen Differenzen -
folgerichtig und lässt weitere Entscheidungen in dieser
Richtung befürchten.
Jan