Re: Medikamentenumstellung - wie sind eure Erfahrungen mit Abilify, Risperdal, Zyprexa?

25. 11. 2017 19:37
(Vorsicht, voll die Tapete)

Hallo Loana,

Erfahrungen kann ich dir nur als ebenfalls angehörige Mutter eines an einer Bipolaren Störung erkrankten Sohnes
schreiben.
Empfehlungen kann ich, wie meine Vorschreiberinnen schon sagten keine geben, weil was meinem Sohn hilft muss ja deinem nicht helfen und Medikamenten Empfehlungen sind aus gutem Grund im Forum verpönt, weil man sich ja gerade in so schwierigen Zeiten auch leicht verunsichern lässt.
Natürlich kann eine Summe aus guten Erfahrungen eine Empfehlung dafür sein, ein bestimmtes Medikament auszuprobieren.
Heißt aber nicht, dass ein anderes deswegen schlechter wirkt.

Mein Sohn hatte immer als Phasenprophylaxe Lithium plus verschiedene Neuroleptikas.
Die Wirkung eines Medikaments liegt oft auch in der passenden Dosierung, die bei jedem Menschen ganz individuell ist.
So hatte er in der ersten Manie, heftige Nebenwirkungen von hochdosiertem Zyprexa z.B. auch Gewichtszunahme.
Unsere Ansicht damals: "heftiges Zeug, gut gegen akute Manie, aber wenns geht nie mehr“.
Heute, kleine Dosis Zyprexa abends, guter Schlaf, null manische Restsymptome, keine Gewichtszunahme.

Damals dann ein Wechsel zu Abilify, sehr gute Kombi für ihn. Ich dachte für mich aber oft, hmmm.. was Schlaf anstoßendes wie Seroquel wäre bestimmt auch nicht schlecht, haben so viele im Forum, muss ja gut sein.
Hab das aber für mich behalten, weil ich ihm nicht das Vertrauen ihn seine Behandler nehmen wollte, hat ja auch so funktioniert, solange er alles nach "Vorschrift" einnahm.
Ein AD hatte er bis dahin nie bekommen, weil er eben zu heftigen, sehr schnell Fahrt aufnehmenden Manien neigt.

Nach erneuter Manie, tatsächlich Sero statt Abilify, aber schwer auszutarieren, in der Folge, laut ärztlichem Attest als Grund für eine gescheiterte Wiedereingliederung:
„...leidet Herr Kins bis heute unter einer schweren Antriebsstörung, fehlendem Tagesrhythmus, fehlender Strukturierung und ausgeprägtem Schlafbedarf. Die Symptome können sowohl durch
die Erkrankung selbst als auch durch die notwendige Medikation bedingt sein.“
Er wieder, natürlich und nachvollziehbar, "Scheiß Sero, nehm ich nie wieder."

Dann endlich, Hoffnung, dass die Anschlussdepri nicht wieder bis zur aller bittersten Neige ausgekostet und durchlitten werden muss ein AD.
Ich war tatsächlich zuerst froh, bis er direkt in die heftigste Manie durchstartete, die er je hatte.
Laut Arzt in der Tagesklinik Hauptauslöser, vom Stress, die Schäden der vorhergegangenen Depression und der gescheiterten Wiedereingliederung zu regeln abgesehen, das AD.

Jetzt, Lithium, Sero und eben noch eine Weile ein wenig Zyprexa abends.
Alle drei Medis verträgt er diesmal, in dieser Dosierung, ganz gut, hat wenig Nebenwirkungen, braucht aber nach einem Jahr in dem er insgesamt 4 Monate in der Klinik war (mit Unterbrechungen), noch viel Zeit um sich davon zu erholen.

Das sind alles gängige, bei Bipolaren häufig angewendete Medikamente, verordnet von einer renommierten Klinik und deren Bipo-Ambulanz.
Von unterschiedlichen Psychiatern in unterschiedlichen Dosierungen, Versuch und Error.

Das nutzt dir nicht viel, weil es die Erfahrung und Geschichte eines Einzigen sind.
Sie sollen dir nur zeigen, dass man mit ein und demselben Medikament schlechte und gute Erfahrungen machen kann, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt einer Phase und in welcher Dosierung man es einnimmt.

Viel wichtiger finde ich, dass dein Sohn sich informiert und mit seinen Behandlern selber besprechen kann, wie sein Eindruck ist, wie das Medikament wirkt und was für Nebenwirkungen er hat, erträgt, toleriert oder nicht bereit ist auszuhalten.
Dazu braucht es Wissen über die Erkrankung und auch das Gefühl, ernst genommen zu werden
in seinen Befindlichkeiten.

Ich war immer sehr vorsichtig mit Aussagen über das was ich im Forum über dies oder jenes
Medikament gelesen hatte, vor allem bei Dingen die negativ waren, weil ich wollte dass er lernt
sich selber einzuschätzen und offen und ehrlich mit seinen Behandlern zu kommunizieren.
Klar kann ich Rückmeldung geben, so z.B. fand ich ihn anfangs unter Abilify total zappelig, hab aber trotzdem das Medikament nicht verteufelt, sondern ihn, wie bei Lithium auch, gefragt ob er dem Medi noch etwas Zeit geben kann, seine Wirkung zu entfalten und zu bedenken gegeben, dass die anfänglichen NW sich ja auch wieder verringern können.
Immer, finde ich, sollte man den der die Krankheit und die dazugehörige Behandlung
aushalten und erdulden muss, ermutigen, dass er alles was ihn stört, was er selber beobachtet,
auch mit seinem Arzt direkt bespricht und sich nicht abwimmeln lässt.

Also wenn du mit dieser Ärztin sprichst, sollte dein Sohn dabei sein und ihr solltet darauf bestehen, dass sie genau erklärt, warum sie was verordnet.
Ich habe in den ganzen Jahren nie mit Ärzten „verhandelt“ über die Medikation meines Sohnes.
Ihn aber immer bestärkt und angeschubst, dies selber zu tun und wenn nötig auch mal lästig und hartnäckig zu sein.
Du wirst schnell feststellen und erinnert werden, dass dein Sohn „erwachsen“ und mündig ist und sie mit dir nur reden wenn er einverstanden ist. Dein Einfluss wird in wenigen Jahren sehr gering sein.
Deshalb muss er das irgendwann drauf haben, seinen Ärzten zwar zu vertrauen, aber auch auf Augenhöhe über seine Behandlung zu diskutieren und nicht alles hinzunehmen was er nicht gut verträgt oder keine Wirkung hat.

Wenn gar kein Vertrauen mehr da ist in die Behandlung oder den Arzt, kann natürlich auch ein Wechsel nötig sein, klar.
Nur solltest du aufpassen, dass du bei ihm nicht grundsätzliche Zweifel säst und er glaubt, wenns nicht läuft wie gewünscht, ist ausschließlich immer nur der Arzt oder die Medikation schuld.

Du darfst dir nichts vormachen, es liegt wahrscheinlich eine unruhige Zeit vor ihm/euch und nur mit dem Finden eines guten Arztes dem DU vertraust und der geeigneten Medikombi ist nicht einfach und schnell alles wieder wie vorher und er kann zurück in die Schule eingegliedert werden.
So funktioniert das leider nicht.

Lass deinem Sohn Zeit, er war lange schwerkrank.
Er muss nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder funktionieren und in die Schule zurück, was ihr braucht im Überfluss, ist Geduld.
Er ist jung genug, er wird wieder Alles können wollen, wenn er soweit ist. Du kannst da nichts beschleunigen, was nicht aus ihm selbst kommt. Dies kannst du dann höchstens im richtigen Moment stärken und ihm bis dahin signalisieren, dass du an ihn glaubst und in ihm nicht nur den Kranken siehst.

Ich wünsche euch deshalb alles Gute und viel Geduld beim Suchen und Finden.

LG

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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…

Marie von Ebner-Eschenbach
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Medikamentenumstellung - wie sind eure Erfahrungen mit Abilify, Risperdal, Zyprexa?

Loana 2249 24. 11. 2017 22:20

Re: Medikamentenumstellung - wie sind eure Erfahrungen mit Abilify, Risperdal, Zyprexa?

Aroma 961 25. 11. 2017 08:19

Re: Medikamentenumstellung - wie sind eure Erfahrungen mit Abilify, Risperdal, Zyprexa?

Mexx55 681 25. 11. 2017 11:02

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Paloma 741 07. 12. 2017 19:38

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HelloKitty 580 15. 01. 2018 19:53

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FLYHIGH 1072 25. 11. 2017 12:57

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kirrumsl 702 25. 11. 2017 14:51

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kinswoman 1730 25. 11. 2017 19:37

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Loana 1033 27. 11. 2017 20:33

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kirrumsl 702 27. 11. 2017 21:30

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A20213 617 28. 11. 2017 08:03

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dino 687 28. 11. 2017 08:18

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Loana 796 28. 11. 2017 22:31

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dino 693 29. 11. 2017 08:50

Re: Medikamentenumstellung - wie sind eure Erfahrungen mit Abilify, Risperdal, Zyprexa?

Moorfrosch 912 15. 01. 2018 10:24

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Deborah 469 15. 01. 2018 13:26

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Moorfrosch 503 15. 01. 2018 23:41

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CptBlack 448 16. 01. 2018 00:02

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Moorfrosch 654 16. 01. 2018 00:49

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CptBlack 507 16. 01. 2018 00:52

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Moorfrosch 488 16. 01. 2018 05:22

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Susa 588 16. 01. 2018 20:45

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Moorfrosch 434 16. 01. 2018 04:38

Re: @ Moorfrosch

Deborah 672 16. 01. 2018 10:15

@Moorfrosch

tomie 630 17. 01. 2018 23:08

@Loana

tomie 656 17. 01. 2018 23:38



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