Na klar,
ein Therapeut wird dafür bezahlt, damit umzugehen.
Es gab während der Therapiezeit ja auch grundsätzlich viele Aha-Effekte, aber unterm Strich war das Ergebnis eben nicht das Angestrebte. Das ist ja auch nichts Ungewöhnliches bei Psychotherapie, dass ein Therapieziel nicht erreicht wird, Ziele sich auch verändern können, oder keine unmittelbare Verbesserung erreicht wird, selbst bei langfristigen Therapien.
Ich unterstelle den Therapeuten, die freiwillig die 'anstrengenden' Störungen, wie schwere Depressionen, Bipolarität, Borderline, Psychosen etc. behandeln, auch eine gute Portion Idealismus.
Da gibt es sicher leichtere Arten, sein Geld zu verdienen.
Dass viele Therapeuten das vielleicht tun, und lieber mehr 'leichtere' oder weniger anstrengende Störungen behandeln, und den Terminplan damit 'dichtmachen' - ist letztendlich ihr gutes Recht.
Da ließe sich nur mit Politik und Geld etwas nachhelfen, solchen Trends, wie aktuell im Bereich 'Burnout', entgegenzuwirken. Der DGPPN hat da durchaus sicher den einen oder anderen Vorschlag, wie das ginge, aus den eigenen Reihen heraus.
Dass ich trotzdem von der Therapie profitiert habe, und bis heute profitiere, das schreibe ich ja auch immer.
Als alleinige Therapie konnte diese Therapieform aber natürlich nicht die Erfolge zeigen, die sie bei der zur Diskussion stehenden Diagnose hätte zeigen können. Weil die Diagnose eben so nicht zutreffend war.
War übrigens schon 'ne Hardcore-Tiefenpsychologin. Die emotional-instabilen PS, inkl. Borderline, hat sie ja bewußt behandelt, traf eben nur leider bei mir nicht den Kern, sondern nur die scheinbaren Auswirkungen.
Dass eine PT sogar bei unzutreffenden oder unzureichenden Diagnosen trotzdem noch positiven Einfluss haben kann, ist ja eigentlich das Fazit.
Mein Bruder ist z.B. stationär gegen Depression als Ursache für Suchterkrankung behandelt und therapiert worden, und profitierte davon ja genauso, bis heute, auch wenn die Diagnose Bipolar gar nicht berücksichtigt werden konnte, da noch nicht gestellt.
Das zeigt aber auch den Bereich, wo PT halt die wirklichen Stärken hat, die sekundären Auswirkungen der BS, die durchaus denen anderer Erkrankungen sehr ähnlich und in Teilen sogar gleich ist. (z.B. soziale Isolation, Störungen im zwischenmenschlichen Bereich, das schwankende Selbstbewußtsein und vieles mehr.)
Dass dies langfristig in der Behandlung einen Vorteil ausmacht, will niemand bestreiten, es hilft bei der Bewältigung von Problemen, die in Phasen oder nach Phasen vorhanden sind. Aber bisher stehen alle Zeichen so, als ob Bipolarität zu den Erkrankungen gehört, bei denen eben Medikamente ganz entscheidend mehr Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung nehmen können.
Tatsächlich ist es ja auch *nur* in den Bereichen schwächer ausgeprägter Bipolar-2-Störungen und Zyklothymia überhaupt empfohlen, unter Umständen auf Medikation zu verzichten, wenn es gelingt, zumindest die Depressionen mit Psychotherapie erfolgreich zu meistern.
Mir ist auch keine Psychotherapieform bekannt, die gegen Hypomanien, Mischzustände oder Manien akut irgendetwas Ernsthaftes ausrichten könnte....in der akuten Depression hingegen kann PT ja sehr wohl sinnvoll auch direkt gegen den Krankheitszustand eingesetzt werden, zumindest mit beschränktem Erfolg, je nach Stärke des Krankheitszustands.
LG,
M.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.06.12 17:30.