Also, mein Vater ist manisch-depressiv. Dementsprechend verbrachte er schon seit Jahren seine manischen Phasen dadurch, indem er an Ideen grübelte.
Doch die Phase, die jetzt gerade begonnen hat, ist ziemlich ausgeprägt. Er hat mich sogar gebeten, seine Projekte niederzuschreiben (er kennt sich, im Gegensatz zu mir, mit Textverarbeitung nicht aus...). Und dieses Grossprojekt, das aus mehreren Teilprojekten besteht, scheint ihm ziemlich ernst zu sein. Er möchte es, sobald es fertig ist, unserem Bundesratspräsidenten (so heisst er in der Schweiz) schicken!
Das wäre ja so weit so gut. Ich freue mich für ihn, dass er sich engagiert und nicht mehr untätig herumliegt. Doch das Problem ist, dass ich einen grossen Teil seiner Projekte ziemlich unrealistisch finde. Ich denke kaum, dass es angenommen werden würde. Ich weiss nun nicht, ob ich ihm das sagen soll, oder ob ich einfach mitmachen soll?

Ich muss noch erwähnen, dass er es wirklich ernst meint damit. Er ist nun 62, denkt schon, dass sein Leben bald vorbei ist, und sieht dieses Grossprojekt als sein Lebensziel. Er bindet sogar sein Testament damit ein (!). Was mich vor allem fertig macht: Er wünscht sich, dass es bis zum Jahre 2051 realisiert wird, und möchte mich und meinen Bruder damit einbinden. Es ist einfach diese Verantwortung, die auf mich drückt, versteht ihr?
Soll ich ihm geradeaus sagen, dass ich da nicht mitmachen will, und riskieren, dass er schwer enttäuscht in eine Depro-Phase gerät, oder soll ich mitziehen, obwohl ich ein mulmiges Gefühl dabei habe? Oder soll ich abwarten, bis die Manie vorbei ist? Wird er dann das Projekt aufgeben? (Ich glaube kaum...)

José, 23

P.S: Zusatzfrage: Ist die manisch-depressive Erkrankung eigentlich erblich?