Hilfe fuer meinen Bruder - was kann ich tun?

Julie
21. 11. 2001 18:47
Hallo liebe Forumteilnehmer!

Ich bin ratlos und hilflos und moechte alles tun, um meinem Bruder zu helfen...

Im Schnelldurchlauf die Geschichte der letzten Jahre. Im Fruehjahr 1996 wurde mein Bruder mit einer manisch-depressiven Psychose zwangseingewiesen (damals war er 18). Nach 2 Monaten hatte er einen Selbstmordversuch, den er zum Glueck ueberlebt hat. Er blieb 6 Monate in der Klinik und kam dann wieder nach Hause. Er wollte dort ansetzen, wo er aufgehoert hatte und ging wieder in die Schule, um sein Abi zu machen. Er hat seine Medikamente selbst abgesetzt und schon bald war er wieder in seiner Welt. Im Herbst 1996 kam er in die Offene, nachdem er ein Autounfall hatte und dann selbst eingewilligt hat, wieder in die Klinik zu gehen. Nach 3 Monaten kam er wieder raus. Und im Fruehling 1997 hat er sich wieder einweisen lassen, da er wieder Stimmen gehoert hat und Angst bekam. Auch davor hat er seine Medikamente wieder selbst abgesetzt. Nach weiteren 3 Monaten kam er wieder raus. Ende 1997 kam er in eine RehaKlinik und danach ging es ihm eigentlich ganz gut. Er war voller Mut, sein Leben wieder anzufangen und konnte ueber die vergangenen 2 Jahre offen sprechen. Er hat seit dem seine Medikamente genommen, die vor ein paar Monaten dann abgesetzt wurden. Nach der RehaKlinik ist er fuer knapp ein Jahr nach Suedfrankreich. Es war immer sein Wunsch, richtig Franzoesisch zu lernen. Als er dann 1999 wieder nach Deutschland kam, hatte er im Kopf, eine Tontechniker Schule zu machen. Er hat sich in Paris angemeldet und war dort fuer 6 Monate. Die Schule hat er nach kurzer Zeit geschmissen, da sie ihm zu schwer war. Seine Musik liebt er ueber alles und das ist seit dem seine Tagesbeschaeftigung. Im Fruehjahr diesen Jahres kam er wieder nach Deutschland und hat seit dem eigentlich gar nichts gemacht. Leider hat er in den letzten Jahren ueberhaupt keine Therapie gemacht und somit auch keine Beziehung zu einem Psychiater aufgebaut.

Vor ca. 5 Wochen kam dann wieder ein Schub seiner Psychose. Er bekam Angstzustaende, da er wieder Stimmen gehoert hat. Er hat meine Mutter gebeten, ihn in die Klinik zu fahren. Doch dort wollte er dann doch nicht bleiben, weil er sich gegen eine medikamentoese Behandlung gewehrt hat. Er ist in dieser Nacht dann noch abgehauen und war 3 Tage lang verschwunden. Wir bekamen einen Anruf aus Paris, dass er dort in der Psychatrie aufgenommen sei. Er ist mit dem Nachtzug nach Paris gefahren, dort nur herumgeirrt und hatte dann einen kleinen Unfall. Wieder hatte er einen Schutzengel und im Krankenhaus wurde sein Zustand festgestellt und sie haben ihn in die Psychatrie eingewiesen. Dort haben wir ihn abgeholt und ihn hier in eine Klinik gebracht. Nach 2 Wochen wurde er entlassen - auf eigenen Wunsch! Schon in der Klinik hat er sein Spiel mit den Medikamenten gespielt und sie nicht genommen (oder nur eine geringere Menge). Nun ist er seit 3 Wochen wieder zu Hause und von Tag zu Tag sehen wir zu, wie er wieder in seine Welt eintaucht... Am Anfang konnte ich noch mit ihm sprechen, doch seit 2 Wochen kommuniziert er fast gar nicht mehr. Er verliert staendig mehr Orientierung, lacht zunehmend in sich hinein, schlaeft fast gar nicht und schwebt einfach wieder in seinem Zustand...

Ich habe ihn vor Tagen darauf angesprochen, dass er diesen Zustand doch kennen muesse und ob er keine Hilfe moechte. Daraufhin wurde er ganz aggressiv und machte mir klar, dass er nicht krank sei und er auf keinen Fall wieder in die Klinik will. Ich wusste schon vorher, dass er so reagieren wuerde, doch ich muss doch irgendwie versuchen ihm zu helfen! Was kann ich tun? Es ist momentan ein Abwarten, dass irgendetwas geschieht - doch auf was warten wir? Das er wieder Angst bekommt und zu uns kommt? Darauf das irgendetwas Schlimmes passiert? Wir koennen doch nicht ohne Ziel warten und zusehen, wie er immer orientierungsloser wird? Muss es wieder zu einer Zwangseinweisung kommen? Gibt es keine andere Moeglichkeit?

Nebenher versuche ich gerade verzweifelt an Informationen von Kliniken heranzukommen. Denn ich glaube, dass es nicht gut ist, ihn wieder in die gleiche Klinik zu bringen. Wenn er dort zu sich kommt, sieht er nur wieder die gleichen Pfleger, kennt nur zu gut das Raucherzimmer und kennt sich auch nur zu gut aus, wie er mit den Pflegern das Spiel spielt, dass es ihm besser geht und er entlassen wird, obwohl er seine Medikamente wieder nicht nimmt. Ich habe kein Vertrauen in diese Klinik, denn mein Bruder hat in den vielen Malen auch kein Vertrauen zu irgendeinem Psychologen aufbauen koennen. Kennt jemand eine gute Klinik im Raum Frankfurt am Main? Gibt es vielleicht auch Unterschiede, d.h. eine Klinik, die vielleicht am Anfang medikamentoes behandelt, dann aber auf Psychotherapie umstellt? Muss ueberhaupt eine medikamentoese Behandlung sein???

Ein paar Ratschlaege - egal welcher Art - wuerden mir unwahrscheinlich helfen!

Danke und ganz liebe Gruesse,

Julie
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Hilfe fuer meinen Bruder - was kann ich tun?

Julie 1673 21. 11. 2001 18:47

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Matthias 611 21. 11. 2001 21:14

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Susi Thalhammer 589 22. 11. 2001 01:43

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Julie 531 22. 11. 2001 09:18

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Matthias 534 22. 11. 2001 11:43

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Matthias 574 22. 11. 2001 12:17

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Susi Thalhammer 1017 23. 11. 2001 02:54



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