Hallo liebes Forum,
ich habe zuletzt im vergangenen Sommer hier geschrieben. Ich bin mit einem bipolar Erkrankten verheiratet und wir haben 3 (teilweise erwachsene) Kinder, die in unserem Haushalt wohnen.
Was seit letztem Sommer passiert ist: In der letzten Manie meines Mannes hatte ich mich von ihm getrennt, die ganze Situation war aber schwierig und ich war nicht ganz so konsequent, wie ich es hätte sein sollen. Die Phase endete dann relativ schnell und er glitt in eine Depression. In der Zeit haben wir viel geredet, er hat mir versprochen, sich Hilfe zu holen und dafür zu sorgen, dass wir, seine Familie, nicht noch einmal eine ungebremste Manie seinerseits erleben müssen. Wir sind dann wieder zusammengekommen, wobei ich ihm eindeutig gesagt habe, dass ich die Beziehung endgültig beenden werde, wenn er uns noch einmal solch einer Situation aussetzt, ohne dass er psychiatrische Unterstützung hat. Er hat dann Kontakt zum SpDi aufgenommen, nach Terminen mit Psychiatern gesucht, es kam aber leider keiner zustande. Irgendwann hatte ich dann auch den Eindruck, dass er es schleifen lässt. Ich habe ihn regelmäßig erinnert, aber mir war klar, dass er sich freiwillig in Behandlung begeben muss. Sein Versprechen war, dass er freiwillig in die Klinik geht, wenn er merkt, dass eine manische Phase anrollt.
Aktuelle Situation: Die neue manische Phase begann zum Ende unseres Sommerurlaubs Anfang August. Er hat es auch gemerkt, wir haben darüber gesprochen, ich habe ihn an sein Versprechen mit der Klinik erinnert. Aber, oh Wunder, davon wollte er nichts mehr wissen. Er habe alles im Griff. Hatte er aber nicht und das wurde ganz schnell klar. Ich habe mich Mitte August von ihm getrennt, dieses Mal endgültig und das hat er verstanden. Er ist zum Schlafen in ein anderes Zimmer gezogen, hat nicht mehr an unserem Familienleben teilgenommen (er hatte ja auch spannendere Dinge zu tun), ich habe nur noch das Nötigste mit ihm geredet, er war/ist viel unterwegs. Leider weigert er sich, sich eine andere Wohnung zu suchen. Daher überlege ich nun, ob ich mit den Kindern ausziehe oder ob ich ihm seine Hälfte am Haus abkaufen kann. Das ist alles schwierig. Einen Termin beim Anwalt habe ich auch gemacht. Ich war insgesamt sehr entschlossen, die Kinder und mich zu schützen. Die vergangenen Jahre waren äußerst belastend. Und auch jetzt geht es mir nicht gut, ich bin ein ziemliches Nervenwrack und muss mich immer mal von der Arbeit krankschreiben lassen, weil ich das Gefühl habe, bald zusammenzubrechen.
Vor drei Wochen hatte ich es erstaunlicherweise geschafft, dass er mit mir zu einem Gespräch in die Fachklinik gefahren ist. Der Psychiater dort hat nach einer Stunde Gespräch den Verdacht auf hypomanischen Zustand ausgesprochen und ihn eingeladen, zur Diagnosestellung dort zu bleiben. Wollte mein Mann natürlich nicht. Danach gab es richtig Stress zwischen und uns seitdem bin ich umso mehr seine Feindin.
Zurzeit ist mein Mann mit einer ehemaligen Kollegin, die er kurz nach der Trennung kontaktiert hat und mit der er ziemlich schnell eine Affäre begonnen hat, in Urlaub. Ihre beiden Kinder sind auch dabei, mein Mann zahlt, der Urlaub kostet angeblich 8000 Euro. Ich weiß das nur über unsere Freunde. Mir hat mein Mann nichts gesagt und auch nicht unseren Kindern. Im September hat er 7500 Euro ausgegeben und seinen Dispo damit nahezu ausgereizt. Für den Urlaub haben ihm wohl einige Freunde Geld geliehen (wobei mein Mann natürlich nicht gesagt hat, dass er seine neue Freundin und deren Kinder mitnimmt) und eventuell hat er einen Kredit bei einer Bank bekommen, aber das weiß ich nicht sicher. Zum Glück haben wir getrennte Konten.
Die Frage, die ich euch nun stellen möchte, ist: Wie viel Realität nimmt jemand in einer manischen Phase noch wahr? Ich frage mich, ob meinem Mann irgendwo in seinem Kopf bewusst ist, dass er seine Ehe dieses Mal so richtig an die Wand gefahren hat, seine Kinder keinen Bock mehr auf ihn haben und er sich noch dazu bis über beide Ohren verschuldet hat? Oder fühlt sich das in so einem Zustand einfach alles nur wie ein Rausch an und die Realität bleibt draußen? Ich habe sehr viel über das Thema gelesen, aber da ich nicht selbst Betroffene bin, kann ich das alleine aus Büchern und Texten im Internet nicht ganz nachvollziehen. Daher würden mich die Erfahrungen von Betroffenen sehr interessieren und ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein bisschen weiterhelfen könntet.
Liebe Grüße, Kati
