Hallo,
ich bin neu hier im Forum und habe folgende Wahrnehmung meiner Situation: ich habe seit 12 Jahren eine bipolare Störung, diese beschäftigt mich durchgehend. Ich befolge seit vielen, vielen Jahren alle Empfehlungen (Medikation, Psychotherapie, Verhaltensänderungen, Entspannung, Bewegung, Ernährung, ....) und das Ergebnis ist gleich: keine Stabilität und lange Krankheitsphasen, die den Jobverlust zur Folge haben. Bisher habe ich immer wieder weitergemacht: neuer Job, neue Branche, Umschulung, Bildungskarenz, Wiedereingliederungsteilzeit, etc.). Ich habe mich "einfach" neu erfunden bis zum nächsten Crash.
Nun bin ich an den Punkt gekommen, wo aus medizinisch/therapeutischer Sicht es unabwendbar ist diese Realität zu akzeptieren. Ich arbeite hart und komme auch für mich persönlich voran. Was aber diesem neuen Verhalten völlig widerspricht, ist folgende Tatsache: das Sozialsystem möchte gar nicht, dass ich akzeptiere. Man möchte, dass ich mich weiter selbstoptimiere. Würde man meinen Zustand akzeptieren, müsste man auch Lösung anbieten, die mich unterstützen so zu sein wie ich bin: ich bin realtiv funktional in krankheitsfreien Phasen und schwer krank in kranken Phasen. Was ich brauche ist ein Job (mit geringer psychosozialer Belastung aber doch sinnvoll und nicht völlig stumpfsinnig) in funktionalen Phasen, Krankenstand in kranken Phasen und die Sicherheit zu diesem Job danach zurück zu kehren.
Ich muss dazu sagen: ich lebe in Österreich. Bezüglich Behinderungsgrad: für Rechte wie einer geschützen Stelle bräuchte ich einen Grad der Behinderung ab 50%. Ich werde derzeit auf 20% eingeschätzt. Warum? Weil ich "zu" funktional bin in krankheitsfreien Phasen.
Meine Frage an euch: erlebt ihr das auch so? Wie geht ihr damit um?
Ich habe das Gefühl, dass ich völlig alleine bin mit meiner Wut auf ein System, dass mich nicht sehen will.