Hallo liebes Forum,
ich habe heute den ganzen Tag durch dieses Forum gelesen und Beschreibungen wiedergefunden, die ich darin wiedererkenne, was mir passiert ist. Ich möchte mich gerne an euch wenden und um eure Einschätzung bitten, wie ihr den Fall seht.
Die Vorgeschichte:
Ich habe im Februar 2023 eine Frau Anfang 40 kennengelernt, die von einer bipolaren Störung betroffen ist. Sie geht verantwortungsvoll damit um, ist in Therapie und war gut eingestellt (soweit ich das beurteilen kann). Wir gingen keine direkte Beziehung ein sondern eine – ich nenne es mal – Liebelei. Sie kam gerade erst aus einer lieblosen Beziehung und ich war (blöderweise) auf dem Trip nie wieder eine Beziehung zu wollen. Die Zeit zusammen war wirklich sehr schön und besonders leidenschaftlich. Ich bin der Meinung, dass es da durchaus Gefühle gab, verliebte Blicke und den unterschwelligen Gedanken, ob das nun vielleicht die richtige Person sein könnte. Wir konnten uns arbeitsbedingt nie so oft sehen, wie wir uns gewünscht hätten, dafür schrieben wir täglich, teilten unser Leben durch Höhen und Tiefen miteinander und hatten sehr intensiven Kontakt. Und wenn wir uns sahen, dann sind wir nicht mehr voneinander losgekommen. Es war wirklich sehr intensiv, leidenschaftlich und man merkte, dass sich beide sehr wohl miteinander fühlten. Natürlich hatten wir unsere Unterschiede, aber damit konnten wir umgehen und auch mit Humor nehmen. Aneinandergerasselt sind wir nie nennenswert. Ich empfand den Umgang miteinander als aufrichtig, loyal, ehrlich und verständnisvoll.
Die Wende:
Im Februar 2025, also 2 Jahre später, fiel sie in eine depressive Phase. Auslöser war beruflicher Stress durch eine neue Vorgesetzte. Wenig Anerkennung, sehr viel Druck, ihre ganze Belegschaft hatte kein gutes Wort für diese Vorgesetzte übrig. Sie hat das etwas aus der Bahn geworfen. Sogar ihre Libido ging runter und die war immer äußerst ausgeprägt. Sie ging zu ihrem Psychiater, der schrieb sie erst einmal für zwei Wochen krank. Zudem bekam sie ein potentes Schlafmittel um ihren Schlafrhythmus wieder einzuregulieren und er nahm eine Medikamentenumstellung in Form eines neuen Antidepressivum vor (Bupoprion?). Außerdem sah ich dort noch Melperon. Das könnte aber auch das Schlafmittel gewesen sein. Ihren Mediplan kenne ich leider nicht.
Seitdem hatten sich die Dinge zwischen uns immer mehr verändert. Oft auf sehr subtile Weise. Das ganze Gefühlvolle zwischen uns schien abzunehmen und ich fühlte mich als Person nicht mehr so angenommen wie zuvor. Auch das Schreiben veränderte sich. Sie schrieb immer weniger von sich und aus ihrem Alltag und fragte auch kaum noch wie es bei mir ist. Es wirkte auch nicht mehr wirklich aufrichtig. Wir rasselten nun zum ersten Mal zusammen. Ich fand die Diskussionen in Teilen nahezu grotesk weil sie einfach Dinge leugnete, die eigentlich bekannt sind, und in immer mehr Momenten hatte ich das Gefühl, dass es nur darum ging, gegen mich zu sein. Ich habe mich dann natürlich auch verändert in meinem Verhalten. Ich fühlte mich nicht mehr angenommen und ging auch auf Abstand. Teils auch aus einer Unsicherheit heraus weil ich ihr Verhalten nicht mehr so gut abschätzen konnte und überfordert war. Das setzte sicherlich auch eine Abwärtsspirale in Gang. Ich fragte sie auch, ob sie sich überhaupt noch mit mir treffen wolle. Wir sind nicht unfreundlich miteinander umgegangen und es war nicht so, dass die Fetzen flogen, nur einmal hat sie mich zur Weißglut getrieben und der Abend ging blöd auseinander weil ich innerlich gekocht habe. Sie hatte sich da für mein Empfinden nicht mehr auf Augenhöhe bewegt und mich von oben herab belächelt bei einem Thema, wo wir immer unterschiedlicher Meinung waren. Das Gefühl bekam ich öfter. Vom ehemals leuchtenden Blick blieb ein Blick, als sei sie über mich belustigt. Dieses bestimmte Thema fing sie auch immer wieder an, obwohl wir beide schon sagten, dass das keinen Sinn bei uns macht. So gewisse Phasen sah ich aber schon früher bei ihr. Eine komische Art von Starrsinn oder Verbohrtheit, wo keinerlei andere Meinung Berechtigung hatte außer ihre eigene. Das dauerte so ein paar Tage an, dann war wieder alles normal. Ich fand das seltsam.
Das Ende:
Ende März traf sie sich seit langem wieder mit einer alten Freundin. Ich denke, dass sie dort einen anderen Mann kennenlernte, denn meine Nachrichten wurden nicht mehr beantwortet und blieben lange ungelesen. Es kamen immer neue – ich behaupte – Ausreden wie, dass ihre Freundin sie heute Abend unbedingt sehen wolle, dass sie ihr Handy bei der Freundin vergessen habe, dass sie bei der Freundin eingeschlafen sei..., naja, klar. Auf einmal kam dann eine müde whatsapp, dass sie mit der Freundin geredet habe und das Singleleben wohl nicht mehr wolle und sich von ihr bald einen Mann vorstellen lassen wolle. Darüber würde sie jetzt ein paar Tage nachdenken müssen. Ich antwortete ihr daraufhin wie sich das für mich anfühlt (grausam) aber ich das dann wohl akzeptieren muss. Bis zum nächsten Abend wurde meine Nachricht nicht einmal mehr gelesen. Wieder dieses Ignorieren. Ich schrieb daraufhin noch eine letzte Nachricht, in der ich sinngemäß erklärte, dass bei mir durchaus Gefühle im Spiel waren und ich dachte das beruhe auf Gegenseitigkeit, dass ich über dieses Ignorieren und in die Tonne werfen sehr erschüttert bin und tief verletzt und sie in diesem Verhalten überhaupt nicht mehr wiedererkenne. Und dass ich gedacht hätte, man würde wenigstens zu einem gemeinsamen Gespräch finden. Entweder, um über uns zu reden und ob man mehr möchte, oder auch nur, um ein faires Ende für beide zu schaffen, wo niemand so verletzt aus der Sache gehen muss. Natürlich kam auch auf diese Nachricht keine Antwort mehr. Ihre Nummer löschte ich. Das musste ich tun, denn jedesmal wenn ich WhatsApp öffnete und sah, dass meine Nachricht(en) nicht mal mehr gelesen werden, hat es mir das Herz in noch mehr Splitter zertrümmert.
Der Jetzt-Zustand:
Mich hat das in ein tiefes Loch gestürzt und aus der Bahn geworfen. Das Herz wurde rausgerissen. Diese tollen zwei Jahre liegen nun nach gerade mal zwei Monaten komplett in Scherben und ich weiß nicht, ob ich die Person jemals richtig kannte. Innerhalb von nur wenigen Tagen wurde ich vom Liebhaber zum „Nachricht nicht mehr wert gelesen zu werden“-Exlover. Mir ist natürlich bewusst, dass es keine Beziehung mit Verpflichtungen war und dass es auch sein kann, dass sie mich einfach satt hatte und es charakterlos enden ließ. Aber ich bekomme die Person der ersten zwei Jahre absolut nicht mit der Person zuletzt unter einen Hut. Ich mache die Dinge durch wie Schlaf- und Appetitlosigkeit, Selbstzweifel, Gedankenkarussell und die ständigen Fragen, was war wann wo schiefgelaufen. Was habe ich wann gesagt oder getan, was dazu führte und die Dinge kippen ließ. Zu einem wirklich schlüssigen Ergebnis oder Ereignis komme ich nicht. Außer eben diese depressive Phase als Wendepunkt.
Daraufhin habe ich mich näher mit der Erkrankung beschäftigt und stieß in englischen Foren z.B. auf bipolares ghosting. Also das plötzliche Ignorieren des ehemaligen Partners (auch wenn ich keiner war). Dann las ich u.a. auch hier im Forum von Menschen, die auf einmal verdutzt vor einem Kontaktabbruch ihrer bipolaren Partner standen, z.B. mit der Begründung man würde halt nicht mehr geliebt werden. Auch las ich davon, dass es dazu kommen kann, dass sich bipolare Menschen in Phasen von ihren vertrauten Menschen plötzlich abwenden, sich auf neue Kontakte einlassen und die Vertrauten fragend zurückließen. Ich las da durchaus Parallelen raus.
Ich frage mich nun halt, wieweit der ganze Komplex aus Erkrankung, depressiver Phase und Medikamentenumstellung dazu beigetragen haben könnte, dass sich die Dinge so rapide veränderten. Ich bin für jede Idee dankbar, die mich weiterbringt, aber bitte nicht auf mich draufhauen. Ich bin wirklich am Boden.
Liebe Grüße!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 13.04.25 00:00.
