Die Maßnahme wurde beim Amt für Eingliederungshilfe beantragt und ich weiß noch, dass ich nach einem Vorgespräch im Januar 22 auf der Warteliste bei Arinet war und es dann erst im Oktober richtig losging.
Ich hab mich für TaK entschieden, weil man dort sehr individuell auf die Teilnehmenden eingeht und man nicht nur die Wahl zwischen 4 Berufen oder so hat.
Und, weil man da bereits mit 3 Stunden in der Woche anfangen kann mit dem Ziel, einen Minijob zu finden.
Nun hab ich leider nicht die Akte zur Hand ... versuche, es aus dem Kopf wiederzugeben.
Es gab verschiedene Projektphasen....
Erst mal gab es so ein Kennenlernen überhaupt, das waren so die ersten Sitzungen.
Dann gab es ein Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen, was bei mir recht fix ging. Ich brauchte da auch keine Hilfe. Sie hätte da sehr viel unterstützen können, wenn das nötig gewesen wäre.
Was bei mir ne ziemliche Geburt war, war die Auseinandersetzung mit der Frage, was ich denn gern tun möchte. Ich bin wohl für zu vieles offen und sehr hin- und hergeschwankt. Das ist der Nachteil der großen Freiheit. Hätte ich nur was im Büro oder in der Küche machen können, hätte ich mich fürs Büro entschieden und fertig.
Ich habe dann u.a. eine Liste von Verlagen hier in der Stadt zusammengestellt, weil ich ein Praktikum in einem Verlag machen wollte. Nachdem das mit meinem favorisierten Verlag nicht geklappt hat - der übrigens ganz woanders sitzt, das wäre dann im Homeoffice gewesen -, war ich sehr frustriert und wollte lieber was ganz anderes machen. Es hatte nämlich erst seitens des Verlegers geheißen, das sei alles kein Problem mit den Stunden und dann passte das plötzlich doch nicht mehr ... Da hatte die Jobcoach übrigens den ersten Kontakt hergestellt, weil ich mich das nicht getraut hatte. -.-
Parallel gab es auch so Kurse, an denen man im Haus teilnehmen konnte. Ich glaube, bei meinem gings um Selbstsicherheit oder so.
Da hatte ich dann also einen Termin in der Woche mit der Jobcoach und einmal den Kurs. Und Bewerbungen geschrieben habe ich zu Hause, teilweise habe ich auch den Laptop mitgenommen und wir haben zusammen draufgeschaut, die Jobcoach und ich.
Ich habs sogar geschafft, ein Vorstellungsgespräch als Genesungsbegleiter zu haben. Da ging es darum, einmal im Monat 2 Stunden lang der Ombudsmann für ein Gremium einer Tagesstätte zu sein und ggf. das Protokoll zu schreiben. Dazu hätte ich quer durch die Stadt fahren müssen. Nach dem Gespräch sollten wir alle noch mal in uns gehen und uns bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt melden. Ich hab dann einen Rückzieher gemacht, weil ich es mir doch nicht zugetraut habe. Einer aus der Gruppe war sehr dominant und die anderen haben alle den Mund kaum aufgekriegt und ich hätte die Gespräche ja strukturieren müssen.
Die hätten mich eingestellt, weil die Gruppe mich gern gehabt hätte. Tja.
Danach hab ich dann im Frühjahr 23 ein Praktikum in einem Büro gemacht, das zu einer anderen Eingliederungsmaßnahme gehörte, wo Arinet manchmal einzelne Plätze bekam, die frei waren.
Das war großartig. Ich hab zwar gemerkt, dass ich bei weitem nicht mehr das konnte, was ich zwanzig Jahre früher konnte, aber ich hab mich wieder in meinem Element gefühlt.
Leider war ich im April mit Erkältung zwei Wochen krank geschrieben und von da an gings bergab, körperlich.
Wegen meiner Schlafstörung war ich ohnehin total am Limit und bin teilweise im Büro gewesen, obwohl ich die Nacht kein Auge zugetan habe - zweimal die Woche. Und dazu war ich noch einmal die Woche bei der Jobcoach.
Irgendwann war die vereinbarte Zeit rum und ich hab erst mal gefühlt drei Wochen durchgeschlafen.
Sowas kann ich halt nur für kurze Zeit durchhalten bzw. konnte ich damals noch.
Das nächste Praktikum war in einer Bibliothek.
Hier hat mich die Bibliothekarin voll abgehängt, ich habs kaum geschafft, ihr hinterherzulaufen. Ich keuchte, meine Beine brannten ...
Überhaupt wusste ich nicht, dass das körperlich so krass fordernd ist.
März 24 war dann klar, dass ich massiven Bluthochdruck hatte, Pfingsten 24 kam raus, dass ich Vorhofflimmern und Linksherzinsuffizienz hab. Also kein Wunder.
Na ja, hab das Praktikum nach dem dritten Arbeitstag (mit Feueralarm!) abgebrochen.
Im Oktober 23 hab ich mit der Jobcoach darüber gesprochen, dass ich das Gefühl habe, dass es mich voll überfordern würde, zu arbeiten. Ich hatte Angst, wieder manisch zu werden. ME/CFS hab ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht richtig ernst genommen. Die Verdachtsdiagnose hatte ich nach meiner Erkältung im April von meiner Psychiaterin bekommen.
Ich hab dann erst mal ne Pause gemacht und mich im November voll aufs Schreiben konzentriert, was mir sehr gut getan hat. Also man kann bei TaK auch längere Pausen machen, wenn es einem nicht gut geht.
Und dann hab ich zum Ende 2023 TaK beendet mit der Erkenntnis, dass ich nicht mal nen Minijob packe.
Was ich noch gut fand: Ich bekam die ganze Zeit über die Fahrkarte bezahlt, die ich ohnehin gebraucht hätte. Also bei uns in Hamburg ist das das Deutschlandticket, weil das die billigste Monatskarte ist. Und während der Praktika gabs zusätzlich noch ne kleine Aufwandsentschädigung.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig, Pflegegrad 4
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 ME/CFS, 05/24 Herzinsuffizienz + Vorhofflimmern u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Melperon 25mg 0-0-0-1 u.v.m.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.