Hallo zusammen,
ich bin schon länger stille Mitleserin im Forum. Mein Mann und ich sind seit 18Jahren zusammen, haben zwei Kinder und seit Beginn unserer Beziehung neigte er zu unstetem Verhalten, war mal sehr begeisterungsfähig, dann wieder total lustlos. Aber alles noch in einem gewissen Rahmen. Ich brachte ein Tochter mit in die Beziehung, für die er nach wie vor ihr Papa (sozialer Vater) ist. Als unser gemeinsames Kind geboren wurde mit diversen schweren Erkrankungen war dies für uns sehr belastend und führte letztlich zu einem radikalen Wohnortwechsel für uns alle. Seit da an Begann die Depression, zunächst eher aus Sorge und wahrscheinlich auch vorangegangen Traumata resultierend für ihn in unserem Leben einzuziehen. Es folgte ein weiteres, gesundes Kind, was meine „Rettung“ war von dauerhaften Krankenhausaufenthalten des mittleren. Mein Mann und ich lieben uns und wir haben so schwere Zeiten durchgemacht gemeinsam, auch weiß ich, dass er ein gutmütiger und intelligenter, feinfühliger Mensch ist.
Es hat sehr sehr lange gedauert bis die Diagnose endlich gestellt wurde, wir beide sind in diesen Jahren (es sind fast 8 Jahre gewesen zwischen Ausbruch und Diagnose) fast verzweifelt und sind wirklich durch die Hölle gegangen. Mein Mann ist ein rapid cycler (es kam zu Wechsel von Manie, Hypomanie und Depression sogar alle zwei drei Tage), was das Leben, den Alltag mit Kindern, Job usw. fast komplett torpediert. Irgendwann konnte er es nicht mehr aushalten und ließ sich krankschreiben, dies geschah vor 3 Jahren. Ich habe ihn unterstützt, ihm aber auch immer wieder nahe gelegt sich Hilfe zu holen, etwas aktiv und produktiv für sich zu tun. Die Medikamente, nachdem er mit seiner Psychiaterin zum Glück die richtige Kombination gefunden hatte, wirkten und zwar so, dass diese Spitzen nach oben und unten gekappt waren, er aber nicht „abgeschossen“ und „lethargisch“ war, sondern immer noch begeisterungsfähig und interessiert.
Wir sind vom Typus her sehr unterschiedlich, während ich meinen Job liebe (hatte Glück etwas gewählt zu haben was mir Spaß macht), verabscheut er seinen Job. Für mich war es nie ein Problem wenn ich mehr verdiene als mein Partner, bin dem traditionellen Rollenmuster nicht so attachiert, aber gegenseitige Unterstützung sollte sein.
Nun ist es so, dass er ausgesteuert wurde, ALG ausgeschöpft, also er bekommt kein Cent. Er hat nun fast 1 ¾ Jahr auf eine Reha gewartet in der er aktuell ist.
Wir waren noch nie länger getrennt voneinander als 2 Wochen, was schon schwierig ist für uns, aber die Reha bringt ihm gar nichts, ganz im Gegenteil…
Ein Kurschatten ist aufgetaucht, setzt sich über alle Grenzen hinweg und nachdem er wirklich stabil war in seiner selbst gestalteten „Blase“ zu Hause dreht er seit 2 Wochen in der Reha ab. Er ist mitten in einer manischen Phase, schlimmer als ich es sonst kenne, bestellt sich Sachen, macht und tut gerade als wenn er und wir es dicke hätten und geht so null auf die Angebote der Klinik ein. Man muss sagen, die Klinik ist nicht spezialisiert auf Bipolare Erkrankungen und das merkt man. Er fliegt gerade soo hoch und ich weiß dass der Fall ganz krass sein wird.
Ich bin so enttäuscht und sauer über die Klinik, warum intervenieren sie nicht, wenn sie das Wahrnehmen dass jemand in eine Manie rutscht. Gleichzeitig macht es mich ohnmächtig, da wir zwei mittlerweile so gut zu Hause kommunizieren können und er meine Rückmeldungen zu seinen Verhaltensweisen echt umsetzt.
Vielleicht ist es ja notwendig dass es noch mal schlimmer wird, aber nach 10 Jahren bin ich müde, sauer, dass wir als Familie finanziell in die Bredouille kommen weil er in der Reha abdreht und es noch nicht mal Angehörigengespräche gibt. Und die Schwärmerei mit dem Kurschatten hinterlässt auch ihre Spuren.
Unterstützung bei Anträgen bislang echt lächerlich (kann ich ja dann machen, wenn ich zu Besuch komme), was ich nicht nachvollziehen kann. Tausende Sachen fallen aus…
Was würdet ihr empfehlen bezgl. Dem Umgang mit dieser Situation und Klinik?
Mein Impuls wäre es die Therapeutin zu kontaktieren und mitzuteilen, dass diese Phase anders, stärker und weniger kontrollierbarer ist als ich es kenne?
Finanziell wird diese Reha für uns eine Katastrophe werden, zusätzlich zu den Kurkosten werden mindestens noch 1300-1500€ draufkommen… das geht eigentlich mit einem Gehalt bei 5 Personen gar nicht. Ein Gespräch mit ihm hat nur anteilig was gebracht, weil er gerade im „Haben/Machen-Modus“ ist und sich darüber gerade keine Gedanken machen will.
So habe ich mir die Reha auch für ihn nicht vorgestellt ehrlich gesagt, was mich wirklich auch traurig macht nachdem er so lange darauf gewartet hatte und doch auch Erwartungen daran geknüpft hatte.
Sorry für den langen Text, aber allein das schreiben hat schon gut getan.