Hallo,
ich habe mich Anfang diesen Jahres in diesem Forum gemeldet, weil mein Partner erstmals eine Manie durchlebt hat. Zuvor hatte er lediglich Depressionen diagnostiziert bekommen.
Ich verfasse diesen Post, weil ich leider niemanden habe um über dieses Thema zu sprechen und mich das Thema aktuell doch mehr belastet als ich es zugeben will.
Kurze Zusammenfassung was Anfang des Jahres geschah:
Er hat zu der Zeit gar nicht mehr geschlafen, extrem hoher Rededrang, enorme Geldausgaben, extrem gesteigertes Selbstbewusstsein und Aggressivität bzw. Gereiztheit. Dann wurde bei einem Termin mit seinem Psychiater die Diagnose Bipolare Störung gestellt. Ich bin zu der Zeit wirklich durch meine persönliche Hölle gegangen, weil ich den Partner mit dem ich so viele Jahre zusammen war nicht mehr wieder erkannte.
Ich war zu dem Zeitpunkt nicht wirklich informiert bzgl. der Krankheit und hoffte lediglich, dass die Phase so schnell wie möglich wieder vorbei geht. Diese ging dann auch nach ca. 2 Monaten (ist so ein langer Zeitraum eigentlich möglich? Lese immer nur von ca. 2 Wochen?) und ich war halbwegs erleichtert. So wie es bei einigen Erkrankten vorkommt, hat er während seiner Manie ziemlich viel Mist fabriziert und hat dies nach seiner Manie auch realisiert. Seitdem befindet er sich in einer Depression und schämt sich extrem für seine Taten und kann sich selber nicht verzeihen.
Er nimmt nun Lithium und Anti Depressiva, allerdings wirken die Medikamente nicht so wie erhofft. Er ist weiterhin antriebslos und traurig. Einfach depressiv.
Kommen wir zu meinem „Problem“
Ich dachte anfangs, dass man eine Manie auch nur einmalig haben kann und dass es nicht nochmal vorkommt. Nach etwas Recherche habe ich schnell gemerkt, dass sowas super selten ist. Außerdem habe ich (unter anderem hier im forum) gelesen, dass Lithium Manien nicht 100% verhindern kann. Wie gesagt, seine Manie hat mich psychisch auch komplett mitgenommen und ich möchte sowas am liebsten nie wieder erleben.
Jetzt kommen so langsam Zweifel auf, was die Zukunft dieser Beziehung betrifft. Was passiert, wenn diese Manien häufiger vorkommen und man verheiratet ist und ggf sogar Kinder hat? Da macht sich in mir komplett die Panik breit. Auch durch die schwere Depression aktuell, fühle ich mich so allein gelassen und total hilflos. Ich sehne mich nach einer „normalen“ Beziehung. Es ist schwierig nach der Arbeit nachhause zu kommen und es wartet (vereinfacht gesagt) eine schlecht gelaunte Person und dann wartet noch Haushalt, einkaufen und essen kochen auf einen, während der Partner den ganzen Tag zuhause war und „nichts“ gemacht hat. Ich bin mir bewusst, dass es eine Krankheit ist und er dagegen ankämpft aber im Alltag verdrängt man das auch mal und ist dann einfach nur noch frustriert. Das ist zumindest aktuell der Fall bei uns. Damals während seiner Manie habe ich mich bei der Arbeit krankgemeldet, weil ich selber nicht mehr zurecht kam..
Ich weiß nicht, ob ich mich in Zukunft in solch einer Situaltion sehe. Er wird diese Krankheit vermutlich sein Leben lang haben und dann existieren diese komplett zu einander gegensätzlichen Phasen und ich kann überhaupt nicht einschätzen, ob ich dieser Herausforderung gewachsen bin.
Eine weitere Problematik, zwar absolut oberflächlich, aber dennoch präsent, dass ich ihn auch aktuell nicht mehr attraktiv finde. Aufgrund seiner Depression leidet auch die Körperhygiene. Ebenfalls hat sich sein Körper verändert und er hat sich während seiner Manie auch noch abscheuliche Tattoos stechen lassen. Ein weiterer Aspekt ist sein ungesunder Lifestyle. Sofern ich nicht koche, wird eigentlich nur Toast gegessen. Es macht mich einfach traurig, dass er sich selber aufgibt.
Ich habe diese Dinge auch offen mit ihm kommuniziert, aber ändern tut sich nichts. Wenn ich ihn bitte, macht er diese Dinge auch, aber ich bin es auch leid immer wieder zu sagen, was zuhause z.B. zu machen ist oder auch seine Körperhygiene nicht zu vernachlässigen. (Würde mir einfach wünschen, dass er selbst solche Dinge „sieht“ und diese von allein angeht, das wäre ja auch schon ein Fortschritt)
Ich bin aktuell einfach nicht mehr glücklich. Ich weiß nicht was die richtige Entscheidung ist. Klar, diese Entscheidung kann keiner für mich fällen, aber vielleicht gibt es hier Personen, die sich auch in so einer Situation befinden/befunden haben und mir berichten könnten. Man sagt ja immer, wie in guten und schlechten Zeiten und ich würde so gerne kämpfen aber mir fehlt langsam die Kraft. Allerdings liebe ich diese Person ja auch und vielleicht kriegt man es ja auch wieder hin. Der Ausbruch der Manie ist ja noch nicht mal 1 Jahr her. Ich merke auch wie das alles auf meine Stimmung schlägt und das gefällt mir gar nicht, gerade weil auch Außenstehende dies bei mir ansprechen.
Hat jemand Erfahrung damit und mag gerne erzählen? Ich würde mich Mega über Ratschläge freuen. Noch bin ich nicht wirklich bereit den Weg zu gehen den ich ja nicht mal aussprechen mag. Aber so eine Beziehung erstrebe ich mir auch nicht. Eine extrem schwierige Situation. Es tat zumindest gut, meine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben und zu teilen. Tut mir leid, wenn es durcheinander ist, es ist aktuell in meinem Kopf nicht anders.
Ich danke jedem, der bis hierhin gelesen hat!
Liebe Grüße