Hallo,
mein Bruder ist seit ca. 8 Jahren bipolar bzw. seit 7 Jahren diagnostiziert.
Er ist 24 Jahre jung und ist mittlerweile an einem Punkt an dem er jegliche Hoffnung verloren hat und seit Monaten redet er JEDEN Tag, dass er sterben möchte und dass es von uns egoistisch ist, dass wir möchten, dass er weiter lebt, trotz seines Leides.
Ich möchte wissen (gerne von Betroffenen ) was wir für ihn tun können oder eben was er noch für sich tun kann.
Zum Hintergrund:
Mehrere Klinikaufenthalte hinter sich, 3 Jahre Verhaltenstherapie vor 2 Monaten ,,abgeschlossen", Medikamentös eingestellt (die Medikamente zu ändern bringt an diesem Punkt nicht weiter - darin sind sich sowohl Psychiaterin als auch er einig).
Er steht kurz vorm Studiumabschluss, er hat eine Familie, die immer hinter ihm steht und ist auch recht gesellig.
Aber zur Zeit ist er von seiner Erkrankung frustiert und wiederholt ständig, dass sie eben chronisch ist, er immer in diese tiefen Phasen kommen wird und das Leben eine reine Enttäuschung ist. Ich verstehe seinen Frust, wenn er sagt "ich habe alles gemacht und trotzdem geht es mir schlecht". Allerdings fühlt es sich für ihn nach keinem Fortschritt an, wenn das Gefühl, dass er hat eben wiederkehrt. Wir sehen natürlich, wie viel Veränderung passiert, wie viel besser er mit der Krankheit auch umgeht aber das interessiert ihn alles in der aktuellen Gefühlslage nicht. Denn Fakt ist wie er sich am Ende fühlt.
Dass er keine Freundin finden konnte und keinerlerei Interesse vom anderen Geschlecht erhalten hat seit Jugendzeit, spielt aktuell eine sehr große Rolle und er bezeichnet sich als Versager, der immer single allein leben wird und das will er nicht. Diese Zukunft will er nicht. -so seine Worte. Das Thema ist gerade sehr sehr groß und für ihn zienlich ausschlaggebend für seine Lebensqualität. Was ich zwar auch verstehe aber dass es keine Chance mehr gibt sehe ich natürlich nicht so.
Klar denkt man von außen, hey man weiß nie, du bist doch noch jung etc. etc. Wir kauen das aber schon oft durch und alles dreht sich um den Tod. Dass er einfach erlöst sein möchte.
Er ist aktuell auf der Suche nach einer Tagesklinik und auch nach einer weiteren Therapie, diesmal tiefenpsychologisch. Auch wenn er betont, dass er keinen Sinn darin erkennt, versucht er es was ich sehr stark finde.
Aber jeden Tag formuliert er, dass es ihm reicht.
Inzwischen kennen wir seine Erkrankung sehr gut und erkennen auch seine Phasen aber diese ist anders. Diese ist sehr stark mit seiner Denkwesie verbunden. Die Akzeptanz der Erkrankung ist nicht da - aus einer anderen Ebene, nicht die Ebene Medikamente zu nehmen, Therapien etc. Sondern für sich selber Frieden zu schließen.
Und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie man ihm helfen kann, wie er aus dieser Denkweise kommt. Ich sehe, dass er leidet und verstehe vollkommen seinen Frust und egal was ich sage oder nicht sage es erhält Gegenwind. In seinen Augen lassen wir es zu, dass er leidet. Zwischendurch fiel sogar auch mal der begleitete Suzid in der Schweiz als Thema. Das alles hat er auch offen seiner Psychaterin mitgeteilt sie weiß von allem Bescheid.
Hatte/hat jemand so eine ähnliche Situation unabhängig ob Betroffen oder Angehörige? Es fühlt sich manchmal auswegslos an und man weiß nicht mehr was man sagen soll...
Ich bin dankbar für jede Antwort
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.24 21:16.