…das ist eine schwierige Sache - ich bin selber nicht betroffen, aber mein Lebensgefährte, der zur Zeit in einer -hoffentlich- abklingenden manischen Phase ist. Es fällt mir schwer, mich abzugrenzen und meine Besorgnis nicht überhand nehmen zu lassen. Das Fatale ist, daß man den Partner anfängt mit Argusaugen zu beobachten und jede Kleinigkeit, die in eine bestimmte Richtung weisen könnte, versucht, richtig einzuordnen. DerBetroffene fühlt sich beobachtet und kontrolliert, und der Angehörige erinnert sich an schwierige bis sehr schwierige Zeiten und versucht, gegenzusteuern. Ich glaube, diese ganz besondere Art einer Beziehung, in welcher Form auch immer, wird nie wieder eine normale, unanstrengende, gelassene und entspannte sein. Es wird bessere und schlechtere Zeiten geben, und wenn der Betroffene mitarbeitet, seine Erkrankung akzeptiert und auf seine Umgebung hört und jemanden hat, dem er zutiefst vertraut - dann kann es ganz gut funktionieren. Denn wenn man willens und fähig ist, nüchtern und sachlich über eventuelle Symptome zu reden, was hilfreich ist, wenn sich der Betroffene selbst nicht sicher ist über deren Bedeutung, dann kann es eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geben, die die Beziehung sogar noch bereichern kann, weil sie auf einer gan z anderen Ebene stattfindet, als so mach oberflächliche „normale“ Beziehung.
Mein Lebensgefährte ist nicht krankheitseinsichtig, und daß ich massiv eingreifen mußte in sein Leben, als er in der Hochphase seiner Manie steckte - wird er mir sicher nie verzeihen. Das gegenseitige Vertrauen hat doch sehr gelitten, und ich denke, unsere Beziehung wird nie wieder so sein, wie vor seiner Erkrankung. Damit muß ICH fertig werden und gegebenenfalls Abschied nehmen von den Träumen, die wir so lange Zeit hatten…
Ich wünsche dir alles Gute mit deiner Familie - vielleicht machen sie sich nur große Sorgen, weil sie dich in deiner Manie erlebt haben, und das ist weder für den Betroffenen, noch für die Angehörigen ein Zuckerschlecken. Versucht, miteinander zu reden - vielleicht auch mit einer vertrauten unabhängigen Person zusammen - ich bin z.B. mitgegangen zum Psychiater und zu den Therapiestunden beim Psychologen.
Alles Gute, Barbara