Hallo liebes Forum,
ich, 30 Jahre alt, befinde mich momentan noch ganz am Anfang auf meinem Leidensweg mit dem Thema, seht's mir daher bitte nach wenn ich vielleicht mit manchen Sachen wie der Terminologie durcheinander komme. Gegenwärtig befinde ich mich vermutlich in einer gemischten Phase.
Bei mir machten sich die ersten Symptome erst im letzten Jahr mit einigen kurzen (ca. 2 Wochen) depressiven Episoden und anschießend hypomanischen Phasen bemerkbar. Gerade die Hypomanie war zwar durch ne deutliche Veränderung in meinem Wesen (v.a. für meine Partnerin) bemerkbar, aber dennoch so gut unter Kontrolle, dass es keine sehr starke Beeinträchtigung fürs Privat- & Berufsleben gab.
Da mein Vater auch an BPS leidet, war die Krankheit auch schon immer bekannt, weshalb die Befürchtung die Veranlagung dazu geerbt zu haben auch da war. Andererseits bin ich auch jemand der versucht immer sehr genau in seinen Körper hineinzuhören und mögliche Ursache zu recherchieren, weshalb ich auch Angst hatte, es könnte eine gehörige Portion Hypochondrie dabei sein. Jedenfalls hab ich dann Ende letzten Jahres einen Arzt aufgesucht und bekam die Verdachtsdiagnose Bipolare affektive Störung. Das wurde dann später vom Psychiater bestätigt. Eine medikamentöse Behandlung wurde zu nächstes nicht als indiziert gesehen, da ich ja meinen Alltag zumeist noch gut bewältigen kann.
Dann wurden im Laufe diesen Jahres die Einschränkungen etwas größer, es gibt mehrmals Phasen in denen mich Symptome wie die rasenden Gedanken, Unkonzentriertheit, Gereiztheit oder ziellos gesteigerter Antrieb stark belasten. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Daher bekam ich beim zweiten Besuch des Psychiaters (vor 2 Monaten) eine Überweisung zur Psychotherapeutischen Behandlung, was ich sehr begrüße. Ich sehe darin große Hoffnung, da ich mich als relativ reflektiert und somit zugänglich für so eine Behandlung einschätze. (Ich hab hier im Forum gelesen, dass es da teilweise sehr unterschiedliche Meinungen gibt, ob Psychotherapie ohne vorherige medikamentöse Einstellung überhaupt sinnvoll ist.) Nun bin ich also seitdem auf der Suche nach einem Therapieplatz, was sich bekanntlich in die Länge zieht.
Und nun zu meinem eigentlichen Problem: Im Januar steht bei mir und meiner Partnerin eine ca. einjährige Weltreise an, quasi ein Sabbatical. Da das schon sehr lange geplant ist, wäre ein Verschieben oder Absagen nur im äußersten Notfall möglich. Ich sehe mich also momentan dem Druck ausgesetzt, möglichst schnell einen Therapieplatz zu finden. Damit ich so professionelle Unterstützung bekomme, um zu lernen besser mit meiner Krankheit umzugehen. Ist diese Vorstellung zu naiv? Macht es überhaupt Sinn nur auf ein paar Monate Therapie zu setzen um dann währende der Reise stabil genug zu bleiben? Für mich wäre es eine ziemliche Horrorvorstellung, irgendwo auf der anderen Seite der Welt zu sitzen und dort, fernab von fast allem was einem in der Heimat Stabilität gibt, erstmalig in eine Manie zu rutschen. Als ich meinem Psychiater von diesem Konflikt erzählt habe, war er recht zuversichtlich, dass ja auch ein paar Therapiesitzungen schon helfen können und ich mir deshalb keine Sorgen machen soll. Allerdings habe ich keine Ahnung wie sich die Krankheit bei mir weiterentwickelt, in den letzten Monaten habe ich ständig nie gekannte Verhaltensweisen, Denkmuster und Stimmungen an mir entdeckt.
Gerade jetzt sorgt mein Zustand wegen dieser Situation für einen Aktionismus, durch den ich alles mögliche Recherchieren will, v.a. zu der Krankheit und wie man sich selbst helfen kann. Sicherlich ist das auch nicht der beste Weg... Aber zumindest bringt es mich dazu, auch mal hier im Forum um Rat zu fragen ;)
Ich wäre auch sehr interessiert an Erfahrungsberichten darüber, wie und ob es gelingt eine sehr früh erkannte BPS in Zaum zu halten. Der weitaus häufigere Fall scheint es ja zu sein, dass die Krankheit schon viele Jahre lang ausgebrochen ist und erst dann erkannt und therapiert wird.
Sorry für den doch recht lang gewordenen Text, so ist das eben mit dem Aktionismus...
Viele Grüße
nkd