Hallo Selin,
Ich verstehe deinen Wunsch sehr irgendwann frei von Medikamenten zu sein.
Ich hatte mit 17 meine erste „manische Episode“, woraufhin nach 1.5 Jahren ambulanter Behandlung die Medikamente ganz abgesetzt wurden.
Mit 23 folgte dann die zweite Manie, daraufhin die Diagnose Bipolar und seitdem dauerhaft auf Lithium und zeitweise Quietapin.
Es folgten in den Folgejahren dennoch wieder Manien, was mich auch sehr ins grübeln brachte, ob mir Medikamente wirklich helfen, da ich sowohl Phasen ohne und mit hatte und Manien dennoch alle paar Jahre auftraten.
Ich denke, dass da jeder für sich durch muss und das in Begleitung mit einem Arzt und am besten noch Psychotherapeuten. Auf eigene Faust ohne Absprache mit Arzt würde ich nichts absetzen.
Stufenweise mit Begleitung und dabei am besten sich selbst und seine Laune auf lange Sicht beobachten, vll mit einer Art Stimmungstagebuch.
Ich kann mich an eine Gruppentherapie Sitzung errinern, wo ich zur Therapeutin sagte, dass man in der Therapie gerne alle möglichen Medikamenten Kombis probiert, aber später nie wieder „ohne Medikamente“ mal probiert und sich da rantastet. Sie gab mir Recht, konnte mir aber dafür keine Begründung liefern.
Ich denke auch, dass wenn man von bipolar spricht, die Symptome bei jedem anders sind. In dieser Gruppentherapie damals habe ich Menschen kennengelernt, die alle paar Monate in eine Manie geraten und keine Ausbildung damit abschließen oder beginnen können.
Ich kann mit Glück bei mir sprechen, dass ich in kritische manische Phasen nur alle paar Jahre komme und meine Manien auch in ihrer Intensität abgenommen haben, weil ich es über die Jahre gelernt habe, diese früher zu erkennen und mir früher Hilfe zu holen.
Hoffe ich konnte dir damit ein Stück helfen. Du bist definitiv nicht alleine mit dem Wunsch irgendwann mal ohne Medikamente leben zu wollen.