Mit meinen ersten Beiträgen hier habe ich mich ziemlich blamiert, weil ich ich mich gerade in einer manischen Episode zur Anmeldung entschlossen hatte. Trotzdem finde ich hier heute Gesprächspartner, die mir wohlgesonnen sind oder doch zumindest auf einer sachlichen Ebene begegnen.
Ich würde nicht sagen, dass das hier der Ort ist, wo man Freunde fürs Leben findet. Ausschließen will ich das nicht, aber keinesfalls erwarten. Anders als in einer Instagram-Bubble gibt es hier Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, die durchaus kontrovers diskutieren und leider mitunter übers Ziel hinausschießen. (Ich lese nur noch vereinzelt Beiträge, weil manche dazu tendieren, sich ständig zu beharken - das hat mE nichts mit der Bipo zu tun.)
Auch ich bin sehr harmoniebedürftig, würde aber nicht sagen, dass die Welt ein grausamer, kalter Ort ist. Es hat mich einige Jahre gekostet, aber ich habe mir ein soziales Netz aufgebaut, in dem ich mich geborgen fühle. Ich tummel mich viel auf Discord.
Wenn du gerne liest, könnte die Buchbubble ein Ort für dich sein. Damit meine ich, tausch dich mit Buchbloggern und Autor:innen aus. Das jedenfalls ist meine Welt.
Zum Chanten gehe ich auch noch und Bewegung will ich wieder in meinen Alltag einbauen.
Zum Wort "harmoniebedürftig und mit allen Liebkind sein" habe ich Assoziationen, daher die folgenden Zeilen:
Für mich war es eine sehr wichtige Erkenntnis, hochsensibel (HSP) zu sein, und zu begreifen, dass andere Menschen (Nicht-HSP) sich eben erst wohl fühlen, wenn sie so laut sind, dass mir die Ohren bereits klingeln und ich Kopfschmerzen bekomme. Das findet sich auch wieder in der Schärfe einer Diskussion. Wo ich bereits Aggressionen wahrnehme und mich teilweise sogar angegriffen fühle, ist das so gar nicht gemeint, sondern es wird einfach weniger einfühlsam formuliert. Bei schriftlichen Diskussionen nehme ich das zum Glück nicht so arg wahr, aber im persönlichen Gespräch sind da ja auch noch die Subtexte, die mit der Intonation transportiert werden.
Beim Tanzen habe ich gelernt, dass die Nicht-HSP sehr viel deutlichere Signale brauchen, wenn ich sie führe, sonst fühlen sie sich unwohl. (Einer meiner Tanzpartner hat vor Angst geschwitzt, da habe ich es erst bemerkt.) Das wiederum auf eine schriftlich geführte Diskussion übertragen bedeutet: Ich "muss" weniger dezent, nämlich laut und deutlich, auftreten, um (von der Mehrheit) (richtig) wahrgenommen zu werden. Das trägt dann zu weniger Missverständnissen bei. Die passieren mir mit 43 Jahren aber immer noch, vier Seiten einer Nachricht hin oder her.
Worauf ich hinauswill: Du bist nicht allein. Etwa 20% deiner Mitmenschen dürften bewusst oder unbewusst hochsensibel und ähnlich harmoniebedürftig sein wie du, sie fallen dir nur aus oben genannten Gründen möglicherweise nicht auf. Oft sind es die, die mit Noise-Cancelling-Kopfhörern einkaufen gehen. :)
Aus meiner Sicht brauchst du dich also nicht löschen lassen, Melissa. Ich hab dich gern hier. Auch mit Auskotz-Threads, solange die sich im Rahmen halten. Ich habe hier mit Sicherheit auch schon Threads - sorry, hier heißen sie Bäume - Bäume gesehen, die die Überschrift "muss mich mal auskotzen" haben.
Sind nur immer die ersten 30 Sekunden, die den ersten Eindruck machen. Also geh mal imaginär raus und komm wieder rein und sag nett hallo, wenn du dich dann besser fühlst. ;)
Das fehlt mir hier ohnehin, dass Leute sich erst mal vorstellen. Fast alle laden sofort ihr Problem ab - genauso, wie du es auch gemacht hast, nur weniger wütend, mehr leidend, so meine Wahrnehmung.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS, 05/24 Herzinsuffizienz + Vorhofflimmern u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.