Hallo alle zusammen,
Ich bin noch ganz neu hier, habe aber schon viel mitgelesen und dabei immer Erleichterung empfunden bzw hilfreiche Anregungen für mich gefunden. Ich würde euch gern mal meine Geschichte erzählen....
Mein Partner ist seit über 10 Jahren an einer bipolaren Störung erkrankt. Wir sind jetzt seit 5 Jahren ein Paar, von der Erkrankung erfahren habe ich nach einem Jahr Beziehung. Ich hatte vorher schon gemerkt, dass zeitweise etwas nicht stimmt und er sich komisch verhalten hat, meistens hatte er sich dann von mir zurück gezogen. Nach 1,5 Jahren habe ich per Zufall herausgefunden, dass er fremdgegangen war mit einer Frau. Ich hatte mich dann viel belesen, aber Angebote für Angehörige sind sehr rar... Er hat eine Behandlung konsequent abgelehnt (es gab nur vor über 10 Jahren einen Klinikaufenthalt wegen einer schweren Manie). Er meinte immer, er könne es kontrollieren.
Nach 3 Jahren Beziehung wollten wir zusammenziehen und plötzlich hat er sich wieder zurückgezogen und einfach ein marodes Haus gekauft, was er renovieren wollte. Mir war klar, dass das in einer Manie passiert ist, aber es war mit ihm auch später nicht besprechbar, er hat sich immer nur angegriffen gefühlt. Im folgenden Jahr hat er das Haus größtenteils manisch renoviert und wir leben seit einem Jahr dort. Vor 4 Monaten habe ich per Zufall herausgefunden, dass er mich seit Hauskauf massiv betrogen hat mit mehreren Frauen, hauptsächlich Sextreffen, aber auch viel Schreiben über Dating Apps und Facebook. Ich wollte mich daraufhin trennen. Er hat mir versichert, wenn ich bleibe, mir die Wahrheit zu sagen und zum Psychiater zu gehen, zum ersten Mal seit über 10 Jahren. Er hat jetzt auch seinen Eltern von der Erkrankung erzählt, die bisher nichts davon wussten (und zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe und mich total zur Familie zugehörig fühle).
Ich dachte, wir schaffen das, jetzt begibt er sich in Behandlung und dann kann auch die Verletzung durch das Fremdgehen heilen. Aber vor einer Woche habe ich nun erfahren, dass er sich heimlich trotzdem noch mit einigen dieser Frauen trifft. Angeblich nur freundschaftlich und um mit Dingen zu helfen, Fahrrad reparieren etc, aber er hat es trotzdem verheimlicht. In der vorletzten Manie hat er auch ein Segelboot gekauft und die eine Frau hat auch ganz klar gesagt, dass er mit ihr segeln wollte (mir hatte er das Boot verheimlicht, wir haben keine gemeinsamen Konten). Angeblich lief dort in den letzten 4 Monaten nichts sexuelles (vorher schon) , aber mir tut das trotzdem so unglaublich weh.
Momentan passt es medikamentös auch noch nicht, er ist grade wieder hypoman, super gereizt und genervt von dem Medikament, was meines empfindens nach aber nicht mehr macht als Nebenwirkungen...
Er will jedenfalls die Kontakte nicht abbrechen, er sagt, er würde die Frauen damit ja verletzen. Als ich zu ihm meinte, dass es mir damit aber schlecht ginge, sagte er: "Also muss es anderen schlecht gehen, damit es dir gut geht, oder wie?"
Ich fühle mich so unglaublich allein und verloren. Ich weiß, dass alles Zeit braucht. Es geht mir trotzdem nicht gut. Es gab so viele schöne Momente in seinen ausgeglichenen Phasen, aber so wie es grade ist kann ich es nicht mehr lange aushalten. In meiner Nähe gibt es leider keine Angehörigengruppe. Er möchte nicht, dass ich mal mit zu seinem Psychiater komme, hat wohl aber eine Schweigepflichtsentbindung für mich dort gelassen. Allerdings weiß ich auch, dass er nicht will, dass ich da anrufe und ich will auch nicht seine Kontrolleurin oder sonstwas sein... Er will auch nicht, dass ich mit seinen Eltern spreche (weil wir wirklich ein sehr gutes Verhältnis haben) Wenn ich traurig bin, ist er überfordert und geht. Ich überlege zur Zeit ernsthaft, die Beziehung zu beenden - und dann denke ich mir, er ist jetzt zum ersten Mal in ambulanter Behandlung, was, wenn er einfach nur noch etwas Zeit braucht?
Aber ist denn dieses massive Fremdgehen Ausdruck der Erkrankung? Und dass er lügt und sich weiter mit Frauen trifft und wieder Dating Apps installiert? Va da er sich in den Hypomanien/Manien von mir immer sehr zurückzieht und wenn wir dann sex haben, ich es meistens bin, die den initiiert, das geht dann überhaupt nicht von ihm aus (außer halt mit anderen Frauen)
Innerhalb meines Freundeskreises wurde wahrscheinlich ein Großteil sagen, dass er die Erkrankung diesbzgl nicht einfach so vorschieben kann...
Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Ich bin zur Zeit sehr verzweifelt... Wir haben ein kleines Kind...
Sorry für den langen Text