Hallo Zusammen,
Ich (W25) habe im Dezember 22 meinen jetzigen Freund (M28) über eine Dating-App kennengelernt. Wir haben uns direkt sehr gut verstanden und haben nach wochenlangen intensiven Kontakt festgestellt, dass wir trotz kurzer Zeit, die wir uns erst kennen, eine gemeinsame Zukunft möchten und darauf hin arbeiten wollen. Es war alles wunderschön und einfach perfekt. Ich war noch nie so glücklich mit einem Mann.
Er hat mir dann in den ersten Monaten gesagt, dass er seit seinem 14. Lebensjahr eine bipolare Störung hat aber er bisher ohne Therapie mit der Erkrankung zurecht kommt. Damals im jugendlichen Alter hat er eine Therapie angefangen aber vorzeitig abgebrochen. Seine Familie wusste nie so richtig von seiner Erkrankung und er hat mir gesagt, dass er von seiner Familie keine Unterstützung diesbezüglich bekommt.
Immer als das Thema bipolare Störung aufkam hat er mir gesagt, dass er über die vielen Jahre gelernt hat mit der Erkrankung zu leben und damit zurecht kommt.
Bis ich das erste Mal miterlebt habe wie er in eine depressiv Episode gerutscht ist. Davor die Wochen waren sehr stressig für ihn und wir hatten auch ein paar harmlose Streiterein, die seinen Stress leider begünstigt haben. Ich vermute, dass das die Trigger dafür waren. Er hat direkt zu Anfang seiner Depression versucht sich von mir zu trennen und hat gesagt, dass ihn immer alle verlassen haben als es ihm so schlecht ging. Ich habe viel auf ihn eingeredet und ihm gesagt, dass ich ihn unterstützen möchte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nichts über die Erkrankung. In der Anfangszeit der Episode haben wir regelmäßig geschrieben und da habe ich aber schon gemerkt, dass er sich immer mehr zurück zieht. Jetzt haben wir seit 7 Wochen kein Kontakt mehr. Ich habe ihm regelmäßig Nachrichten geschrieben aber egal was ich schreibe und auch wenn ich ihn nur darum bitte, dass er sich kurz bei mir meldet… es kommt rein gar nichts von ihm.
Dank dieses Forums habe ich viel über die Erkrankung erfahren und auch gelernt, dass das Bewältigen dieser Erkrankung ohne Therapie oder Medikation sehr sehr schwierig ist. Ich bezweifle sehr, dass er sich behandeln lassen will und dazu möchte ich ihn auch gar nicht zwingen. Es ist gerade nur ein unglaublich schlimmer Zustand in dem ich mich befinde, weil ich nicht weiß wie lange es noch dauern wird bis er sich wieder meldet. Nebenbei mache ich mir natürlich auch unglaubliche Sorgen um ihn. Ihr seid jetzt bestimmt der Meinung, dass ich noch sehr jung bin und meine Lebenszeit nicht verschwenden sollte. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass das mit uns wahrscheinlich keine Zukunft hat auch, weil ich nicht weiß ob er sich jemals behandeln lassen würde. Ich finde es erstaunlich, wie diese Erkrankung das Verhalten und die Gefühle eines Menschen so derartig ins extreme Gegenteil verändern. Davor hatte er viel Liebe für mich und heute interessiert er sich gar nicht mehr für mich. Es ist wirklich schlimm und ich hoffe, dass dieser Zustand sich für ihn und auch für mich bald bessert.
Ich danke euch fürs Lesen und eventuell hat jemand ähnliche Erfahrungen als Angehöriger oder kann aus der Betroffenen Seite berichten.
Danke :-)