Hi, ich bin auch (eine) HSP (Kürzel für Hochsensible Person). Das eine schließt das andere nicht aus.
Bereits vor meinem Kontakt mit der Psychiatrie hatte ich sehr feine Antennen. Jedoch durch die Einnahme von Neuroleptika wurden noch mehr Neurotransmitte ausgebildet, so dass aus meiner bestehenden Hochsensibilität eine Reizoffenheit mit Krankheitswert wurde, die mich stark einschränkt.
Wenn du dir vorstellst, dass Nicht-HSP ein Fass haben, in dem sie Reize aufnehmen können, bis sie davon überfordert werden, so haben HSP ein kleineres Fass, womit sich aber gut leben lässt, wenn man sich gut reflektiert, herausfindet, was einem guttut und was nicht und eben mit den einprasselnden Reizen haushaltet. Und mein Fass ist jetzt noch mal drastisch verkleinert. Ich kann damit gut leben.
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin dankbar für die jetzige Phasenprophylaxe, die ich aufgrund der Diagnose der bipolaren Störung bekomme. Denn ohne Medis wäre das böse ausgegangen.
Dieses überlaufende Fass kannst du dir vorstellen als ein Tor in die Manie und darüber in die Psychose. Auch Menschen, die keine bipolare Störung haben, können durch Reizüberflutung in eine Psychose geraten.
BTW: Auch Autisten haben mit Reizüberflutung zu tun, diese entwickeln aber eine andere Symptomatik und kennen mitunter einige Skills, mit denen sie sich selbst regulieren. Da hab ich mir einiges abgeschaut.
Mein Tipp, mit dem ganzen Gedöns zurechtzukommen:
Denk nicht über Schubladen nach, sondern achte auf deine Empfindungen, führ darüber Buch, um später Vergleich ziehen zu können. Diagnosen sind für Ärzte da, um abrechnen zu können. Nichts weiter. Bestimmte Behandlungen bekommst du nur mit der passenden Diagnose.
Phasenprophylaxe ist für Menschen mit bipolarer Störung gedacht. Je nach dem, wie du diagnostiziert bist, kommst du in diese oder jene Therapiegruppe oder eben gar nicht.
Auch Depressionen und Traumata sind typisch für HSP, weil HSP so viel stärker empfinden, leichter emotional/seelisch/psychisch überfordert sind, wenn sie noch nicht mit sich umgehen können und versuchen, so viel auszuhalten wie Nicht-HSP.
Ständig überforderte HSP sind übrigens alles andere als einfühlsam, im Gegenteil.
Gretchenfrage: Hattest du denn schon mal eine manische Episode? Denn die ist der Hinweis auf das Vorliegen einer bipolaren Störung.
---
Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.