hallo bikbok,
erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Schwere Traumata können sicherlich das spätere Ausbrechen der BS (bipolaren Störung) begünstigen.
Darüber ist die Fachwelt sich einig. Bei mir ist die BS erstmals sehr auffällig mit 17 ausgebrochen. Anfangs hatte ich die Fehldiagnose Schizophrenie.
Alles sorgfältig ausgraben und abstauben, wie du es nennst, will wohl überlegt sein. Mich hat das zum Teil verstört und eher geschadet. Will sagen, klassisch analytisch an die Dinge herangehen, war keine gute Idee, weil Analysen im Allgemeinen nicht lösungsorientiert sind. Ich sag mal, den Urschleim aufzuwühlen, hat mir geschadet.
Anders bei VT (verhaltenstherapeutische Therapie). Die ist lösungsorientiert und hat mir als Einstieg in die Psychotherapie geholfen. Es ist ja nicht so, dass sich nicht auch angeschaut wurde, woher was kommt.
Eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie hat mir auch sehr geholfen. Dort wurde geschaut, was ist der Stand der Dinge, wie sehen die Probleme aus, woher kommen die, was sind die Gründe für die hartnäckigen eigenen Verhaltensweisen, unter denen man selbst am meisten leidet, vom Umfeld gar nicht zu sprechen. Dort wurde aber wieder rasch ins Hier und Jetzt zurückgegangen um Lösungen und Strategien zu entwickeln. Primär machte ich die Therapie nicht wegen der BS sondern wegen jahrzehntelanger bestimmter Verhaltensweisen, die sich dann natürlich auf den Verlauf der BS auswirkten.
Am wichtigsten dabei war für mich, dass der Therapeut eben nicht im Urschleim rumwühlt um alte Narben ohne Rücksicht auf Verluste aufreißt. Denn wir bipolaren Menschen sind eh schon häufig ohne Schutzwall.
Die Vereinbarung mit dem Therapeuten war, dass ich sofort sage, wenn er an etwas rührt, das zu tief geht und mich zu sehr ins Schwanken geraten lässt. Das hatte er einmal getan, und wir hatten eine Woche später darüber geredet.
Eine prägende Aussage eines Arztes und Therapeuten von mir war "wo andere ihre Mauern lernen müssen einzureißen müssen Sie lernen welche zu ziehen"
Allgemein wird der Nutzen einer Psychoanalyse inzwischen eh stark angezweifelt. Es gibt inzwischen effektivere Therapiemöglichkeiten.
Letztendlich ist das auf Vertrauen basierende Zusammenspiel von Therapeut und Klient das Allerwichtigste. Wenn ich als Klientin das Gefühl habe, es bringt nix oder schlimmer noch, es schadet mir, dann ist das so.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
"Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel" (Helmut Schmidt, Bundeskanzler 1974 - 1982, verstorben 2015 im Alter von 96 Jahren)