Hallo Harfe,
im Zusammenhang mit der Depression habe ich Cannabis mehrfach versucht, allerdings erfüllte es nicht die Wirkung, die ich mir davon erhoffte. Mein persönliche Empfinden war, dass mir die Wirkung zu schwach war. Ich rauchte mehrmals eine moderate Dosis, das sind 2 bis 4 Gramm, und es passierte nicht viel. Die Augenlider wurden schwer, mehr nicht. Ich versuchte es baldige Male nochmals, gleiche Wirkung.
Den Hype um die Wirkung, den Cannabis erfährt, erscheint mir mithin als nicht plausibel. Im Vergleich zu anderen Drogen ist die Wirkung ein Witz. Das ist aber meine subjektive Wahrnehmung. Die einzige Möglichkeit für mich, einen nennenswerten Rausch mit Cannabis zu erleben, somit seine Stimmungslage merklich zu verbessern, liegt im Konsum von sogenannten "Moonrocks" , sehr potenten Haschisch oder mit sogenanntem "Dabbing". Dabei ist aber zu beachten, dass der THC-Gehalt bei "Moonrocks" oder bei "Dabbing" teilweise doppelt so hoch ist wie bei gewöhnlichem Cannabis. Die Auswirkungen auf den Hormon-Haushalt sind dementsprechend. Medizinisches Cannabis hat in der Regel einen THC-Gehalt von bis zu 15%. Solche "Moonrocks" und das "Dabbing" bewegen sich eher in Regionen von 40 - 50%. Es gilt: Je höher der THC-Gehalt, desto höher das Psychose-Risiko. Ich rate stark von Cannabis mit mehr als 15% THC ab.
Es stellt sich hierbei die Frage, was möchte man mit dem Konsum erreichen? Soll die Stimmungslage langfristig verbessert werden? Oder soll ein mittel bis starker Rausch erzeugt werden? Meine Stimmungslage verbesserte sich durch gewöhnliche Dosierungen nicht, höhere Dosierungen jedoch, machten mich mehr oder minder "arbeitsunfähig", da Cannabis sedierend wirkt.
Nun zu Ritalin: Ritalin ist verwandt mit den Amphetaminen. Es ist ein Wiederaufnahmehemmer von Dopamin und Noradrenalin, somit die erhöht sich die Konzentration dieser beiden Botenstoffe im synaptischen Spalt, man verspürt folglich vermehrt die Wirkung dieser Botenstoffe. Dopamin und Noradrenalin haben eine antriebssteigernde, motivierende und "wachmachende" Wirkung.
Ich persönlich konsumierte noch nie Ritalin, jedoch die stärkeren und verwandten Substanzen wie Amphetamin und Methamphetamin. Die Effekte waren bei mir: Schwitzen, Mundtrockenheit, Unruhe, starker Rededrang. Der Rededrang verläuft sogar gedanklich, indem der innere Dialog beschleunigt wird, somit also beschleunigtes Denken; starkes Freudegefühl, verbesserte Atmung (mehr Luft) Anspannung des Unterkiefers (Kiefermahlen).
Nun kommt aber das entscheidende, was viele Bipolare dahingehend von "Gesunden" unterscheidet, wenn sie solche Substanzen nehmen. Wie einem auffällt, wirken Amphetamine, somit indirekt auch Ritalin, in der Weise, die dem einer hypomanischen bzw. manischen Episode ähneln. Bei "Gesunden" hört dieser Zustand nach Abklingen des Rausches wieder auf, bei vielen Bipolaren und auch bei mir allerdings, wurde mit dem Konsum eine manische Episode ausgelöst. Das heißt, es ist möglich, dass durch den Ritalin-Konsum Ihre Depression aufhört, doch dafür eine Manie ausgelöst wird.
Ihr Arzt lehnt die Verschreibung vermutlich ab, weil er nicht riskieren möchte, dass er bei Ihnen eine manische Episode auslöst. Man findet bei der deutschen Apotheker-Zeitung auch folgenden Hinweis: "Methylphenidat [Ritalin] ist bei einer Reihe von Erkrankungen eventuell kontraindiziert. Dazu zählen Glaukom, Hyperthyreose bzw. Thyreotoxikose, schwere Depressionen und Psychosen (Schizophrenie,
Manie, bipolare Störung Typ I u.a.)
Der Konsum von Amphetamin half mir bislang auch wenig, sondern war eher ein Ergebnis aus der "Mir-alles-scheiß-egal-Einstellung".
Resümee: Nein, ich persönlich habe von keinen der genannten Substanzen eine heilende Wirkung vernommen.