Guten Morgen Franziska,
das passende Medikament habe ich eigentlich sofort gefunden. Weil bei mir nach Stellen der Diagnose sofort Lithium ausprobiert wurde und es sehr schnell und gut wirkt. Das Problem ist, dass ich bisher immer den Zeitpunkt verpasst habe, an dem ich erhöhen hätte müssen. Zudem sind meine Manien leider in den letzten Jahren krasser geworden. Selbst in der Hypomanie habe ich noch keine Einsicht, weil ich dann zwar noch zuhöre, aber meine alles besser zu wissen und unter Kontrolle zu haben. Meine Phasen beginnen oft von einem Tag auf den anderen, was es schwer macht, mit Frühwarnzeichen zu arbeiten.
Ich bin noch ganz am Anfang. Der Umgang mit dieser Störung ist ja ohnehin ein lebenslanger Prozess, aber ich bin gerade auf einem sehr holprigen Abschnitt. Unterstützung habe ich. Ich werde nach meinem jetzigen Aufenthalt wieder an die PIA angebunden. Das ist die psychiatrische Institutsambulanz und der Vorteil hier ist, dass ich keine Anträge bei der Krankenkasse stellen muss und sofort Begleitung bekomme.
Ich denke, an dem Spruch ist etwas dran. Ohne Medikamente habe ich es mitunter so erlebt, dass ich tiefer fiel, wenn ich zuvor höher flog. Allerdings habe ich das Glück, dass mir Lithium die Depression im Anschluss, die ich sonst immer habe, komplett ersparen kann. Zudem habe ich mittlerweile relativ kurze, aber immer schwere Depressionen. Bei mir sind die Manien das Hauptproblem (länger und gefährlicher). Das ist bei den meisten nicht so. Die Mehrheit hat mehr depressive Phasen. Aber die Phasen sind eben bei jedem Betroffenen anders.
Das ist überhaupt nicht egoistisch. Es ist total wichtig, dass Du auf Dich achtest. Früher war ich noch umgänglich in meinen Phasen. Mittlerweile ist es wichtig, dass meine Angehörigen für sich rote Linien ziehen. Damit schützen sie sich und unsere Beziehung. Das macht jede Person auf ihre Art. Ohne Behandlung können die Phasen so krass werden, dass keine guten Seiten mehr sichtbar sind. So war das zumindest bei mir. Mittlerweile entspannen alle, wenn ich depressiv bin, weil ich dann nur im Bett liege, aber sobald ich aus einer Depression raus bin, also die meiste Zeit, sorgen sich alle. Sobald ich in die Hypomanie und höher komme, haben alle nur noch Angst um mich, weil ich komplett das Bewusstsein für Gefahr verliere.
Mit meinem Erleben war bisher keine Partnerschaft möglich. Das bedauere ich sehr. Allerdings verstehe ich, woran das liegt und das wird sich hoffentlich in der nächsten Zeit ändern. In der Depression kann ich mich nicht verlieben. In der Manie bin ich in die ganze Welt verliebt. Dazwischen war ich in den letzten Jahren selten oder zu beschäftigt, den Trümmerhaufen aufzuräumen. Zudem habe ich einige schlimme Sachen in der Manie erlebt, die mir gerade im Ausleben meiner Sexualität im Weg stehen. Aber das bearbeite ich aktuell.
Ich wünsche Euch alles Gute,
Achterbahnfahrerin