Guten Morgen Franziska,
das klingt für Euch beide sehr anstrengend.
Ich kann Dir selbstverständlich nicht sagen, ob Dein Mann bipolares Erleben hat. Eine Phasendauer von circa 1 Jahr ist zwar nicht die Regel, kommt aber durchaus vor. Wenn meine Phasen unbehandelt verlaufen, habe ich mitunter auch sehr lange Depressionen oder (Hypo)Manien. Als ich 19 Jahre alt war, hatte ich eine Depression, die fast zwei Jahre anhielt. Und später hatte ich eine Phase schwankend aus Hypomanien und Manien, die anderthalb Jahre war und nur durch Medikamente endlich ein Ende fand. Dabei war allen außer mir klar, dass ich eine Behandlung brauche, aber ich habe mich lange gesperrt.
Ich kann Dir leider keine Tipps geben, da ich als Angehörige meiner Familie mütterlicherseits und durch mich selbst den Eindruck habe, dass das Außen zumindest in den Manien nicht viel tun kann. Die Betroffenen in meiner Familie verweigern jegliche bipolare Behandlung und suchen höchstens in den Depressionen Hilfe. Ich wusste lange überhaupt nicht, was in meiner Familie los ist und das ich auch Betroffene bin. Für mich war das ganz normal. Ich dachte durch meine Familie, alle Menschen erleben solche Phasen. Ich wurde schließlich in einer Psychose gegen meinen Willen in die Behandlung gedrängt. Das war währenddessen Horror, zumal ich zunächst fehlbehandelt wurde, aber im Nachhinein bin ich dennoch froh, dass ich jetzt weiß, wie meine Probleme medizinisch genannt werden können und das ich diese behandeln kann. Allerdings fällt es mir weiterhin sehr schwer, die Hochs zu erkennen und angemessen zu behandeln. Die Einsicht muss letztlich aus mir heraus kommen, aber ich bin dankbar, dass mir immer wieder Hilfe angeboten und mitunter aufgezwungen wird, weil ich mich schon mehrmals in Lebensgefahr gebracht habe, was ich in der Manie aber vollkommen verkannt habe. In den Depressionen und stabilen Phasen bin ich mittlerweile einsichtig. In der Hypomanie etwas erreichbarer, aber meistens nicht behandlungseinsichtig, weil ich gefühlt alles unter Kontrolle habe, was definitiv nicht stimmt.
Falls Dein Partner sich in Lebensgefahr bringt oder Dich bedroht, dann würde ich auf jeden Fall zu Maßnahmen greifen, die gegen seinen Willen gehen. Das ist eine rote Linie.
Hast Du einmal mit dem Angehörigenreferat der DGBS gesprochen? Die können Dir bestimmt Tipps geben, auch abseits einer Diagnose.
Eure Verbindung zueinander scheint ja trotz der Schwierigkeiten stark zu sein. In meinen langen Phasen hätte es kein Mensch auf Dauer mit mir aushalten können.
Viele Grüße von der
Achterbahnfahrerin