Hallo Shipsong
Ich habe schon einen langen Weg mit Quetiapin (bei mir Sequase/Seroquel) auf dem Buckel.
Mittlerweile kann ich dazu sagen, dass es ein vielseitiges Medikament ist.
Sowohl das retardierte, als auch das unretardierte Quetiapin können kombiniert werden.
Auch ist es sehr schnell variabel, durch Fachärzte verordnet,einsetzbar und umschwenkbar, je nach Stimmung und man kann es hervorragend auf Stimmungswechsel oder -verbesserungen abstimmen.
Nur die Schwierigkeit ist, die richtige Dosierung für den Moment zu Finden.
Bei mir eignet sich Quetiapin nicht als Monotherapie, das habe ich versucht. Ich nahm 600- 800mg pro Tag, war total sediert, wie in eine Wolke eingepackt. Für diese Zeit war das ok für mich, weil ich davor ein sehr chaotisches Leben hatte und dadurch Ruhe einkehrte und sich alles ordnen konnte, wovon ich ja heute noch profitiere. Nur auf Dauer wäre die Lebensqualität sehr eingeschränkt gewesen und ich sehr müde. Auch diese hohe Dosis hat mich nicht vor einer ganz schlimmen Manie bewahrt.
Mittlerweile habe ich einige Stimmungsstabilisatoren, aber aufs Quetiapin möchte ich nicht mehr verzichten. Es gibt den Füssen meiner Seele einen Halt auf dem Boden, den ich vorher vermisst hatte.
Die Dosierung ist gar nicht so hoch, 50mg am Morgen, 50 am Abend vom retardierten Quetiapin. Bei Bedarf kann ich 25-50 mg Quetiapin unretardiert einsetzen, um allenfalls den Schlaf anzustossen oder als Bedarfsmedikament, wenn die Stimmung zu Schwanken beginnt, bis der Psychiater was dauerhaftes ansetzt.
Dadurch, dass ich damit Schlafstörungen früh abfangen kann und auch mal tagsüber Stimmungsausreisser früh behandeln kann, bevors so richtig schlimm ist und in eine Phase übergeht, kann ich fast schon präventiv Phasen entgegen wirken, was mich vor einigem bewahrt.
Es gab auch schon Zeiten, da griff es als Bedarfsmedi zu wenig, aber damals hatte ich Quetiapin 100mg am Tag auch nicht als Phasenprophylaxe zu den anderen Medikamenten, Lithium und Valproat.
Bald habe ich eine Besprechung mit meinem Psychiater, er sagte, dass bei mir Valproat viel zu niedrig eingestellt ist und ich zu viele Medis habe, die dasselbe bewirken. Ich lasse vor dem Termin noch den Valproat und Lithium Spiegel bestimmen, auf dessen Grundlage der Psychiater entscheiden kann, wie es weitergeht. Tatsächlich lasse ich nicht mit mir feilschen wegen dem Quetiapin, das tut mir wirklich gut, dass ich das habe. Vielleicht kann ich mit dem Psychiater abklären, was er für Vorschläge hat, ob man ausprobiert Lithium oder Valproat zu reduzieren. Da ich relativ gut und lange schon auf Lithium eingestellt bin und damals auch eine Verbesserung spürte, beim Einsatz von Valproat aber noch nie, denke ich dass da beim Valproat angesetzt wird, um mal nen Versuch zu starten, zu reduzieren und zu Sehen, wie es mir geht dabei.
Ich habe für eine Reduktion alle Zeit der Welt. Und aus Erfahrung weiss ich, dass beim Reduzieren oder Ausschleichen, wenn eine Dosierung gesenkt wird, auch oft erlaubt wird, wieder um die reduzierte Dosis hochzugehen, wenn man feststellt, dass das der Stimmung schadet.
Beim Quetiapin ist es nur schade, dass man meines Wissens keinen so genauen Spiegel feststellen kann, wie beim Lithium, wann es wirkt oder wann es etwas zu viel ist.
Ich bin aber sehr froh, dass ich das schon ausprobieren durfte, wie Quetiapin im Krisenfall vielseitig eingesetzt werden kann und mich auffängt, auch bei Mischphasen. Denn ich vertrage Olanzapin nicht gut und glücklicherweise wirken Benzos oder Schlaftabletten auf dieser Basis bei mir nicht wirklich ausreichend. Ich schreibe von Glück, weil ich so nie die Gefahr lief, in eine Sucht zu Geraten, das waren für mich keine wirklichen Alternativen. Tavor geht mal zur Not, aber es wirkt bei mir nur schwach und kurz, nur für absolute Notfälle.
Deshalb brauche ich Alternativen.
Liebe Grüsse
Milla
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten