Hallo und danke für Deine Nachricht.
Zu dem suizidalen Gedanken: Die hatte er ganz zu Beginn geäußert (nicht konkret mit einer Tatankündigung, sondern indem er sagte, dass er, wenn es so weitergehen würde mit der inneren Leere und dem "nichts mehr fühlen können" auch sterben könnte und lieber tot wäre"). Als wir weiterhin drüber redeten und über die Notwendigkeit, Hilfe zu holen, switchte er in diesem Zeitraum um in "Mir geht es großartig", "Ich liebe wieder, aber nur Dich nicht, weil ich das noch nie getan habe", "Ich brauche keine Hilfe - du brauchst Hilfe - Du bist krank" etc. - da war leider überhaupt kein Herankommen mehr. Rückblickend bereue ich es sehr, nicht noch intensiver oder früher anders gehandelt zu haben.
Da ich durch all Eure Nachrichten so viel lernen konnte und ihr mir wirklich geholfen habt, gebe ich ein kurzes Update zu unserer Situation:
Es ist nach wie vor so, dass er sich sehr verändert verhält. Wir hatten ein paar Gespräche, die ich definitiv nicht hätte führen sollen, da die Verletzungen, die er dort ausspricht, wirklich tief gehen. Aber auch für mich ist es sehr schwer, zu lernen, dass der Mensch, mit dem ich bis zu diesem Zeitpunkt alles besprochen habe und er mit mir, nicht mehr wirklich erreichbar ist. Er raucht inzwischen so viel (vorher war er jahrelang Nichtraucher), dass er ständig hustet.
In den Gesprächen ging es mir vor allem darum, mit ihm in eine Klinik zu fahren. Nach vielen Versuchen, die er kurzfristig abgesagt hat, ist er eines Morgens mit mir hingegangen (laut seiner Aussage nur aus dem Grund, damit er mir beweisen kann wie gut es ihm geht und weil er es auch total spannend findet, wenn sich jemand dort hinsetzt und ihm Fragen stellt und er die ganze Zeit über sich reden kann). Leider konnten wir nicht in die Klinik in unserem Einzugsgebiet fahren, da er dort zu viele Menschen kennt/Klienten hat. An der Rezeption wurde uns daher schon gesagt, dass sie zwar ein Gespräch führen würden, uns darüber hinaus aber nicht helfen könnten, egal was rauskommt, da sie nicht zuständig seien.
In dem Gespräch hat er 15 Minuten allein mit einer Psychiaterin gesprochen und anschließend wurde ich dazu geholt. Das Problem war, dass er dort nicht die Wahrheit gesagt hat. Natürlich gibt es immer zwei Seiten und wenn er sagt, dass er mich noch nie geliebt hat in den 10 Jahren, dann ist das für ihn vermutlich die Wahrheit. Allerdings sagte er bspw. auch, dass sich all unsere Freunde und meine Familie nicht bei ihm gemeldet hätten - was nachweislich nicht stimmt, er sich aber nie bei ihnen zurückgemeldet hat. Auf die Frage, ob jemand in seiner Familie nicht gesund sei, sagte er, dass dort niemand psychisch erkrankt sei, was auch nicht stimmt. Er sagte, dass er hervorragend und sehr viel schläft, was leider auch nicht der Fall ist und dass er bspw. zu Gesprächen mit mir, auch in Form einer Paartherapie jederzeit bereit wäre - was er vorher und auch nach dem Gespräch wieder vehement abgelehnt hat.
Bevor ich zu dem Gespräch dazu kam, hat die Psychiaterin, laut seiner Aussage, wohl zu ihm gesagt, dass es ihm großartig gehen würde und er nichts hätte. Nach meinen Ausführungen, bei denen er dabei war, sagte sie, dass eine bipolare Erkrankung vorliegen könnte, aber auch nicht vorliegen könnte. Sie könnte das nicht sagen, da wir zwei unterschiedliche Sichtweisen hätten. Generell könnte sie aber auch nichts für ihn tun, da es nur etwas bringen würde, wenn er die Einsicht selbst hätte und sich behandeln lassen möchte und das würde sie bei ihm derzeit nicht sehen. Wirklich eingreifen könnten sie erst, wenn er sich suizidal äußert. Sie sagte ihm, dass er sich psychologische Unterstützung holen sollte und warnte ihn sehr eindrücklich, dass der Fall, den er vermutlich/eventuell erleben wird, sehr tief sein wird. Und dass sie dann hofft, dass er weiß, wo er sich melden kann.
Auf dem Weg nach draußen sagte er mir noch einmal, dass es ihm einzig und allein um die Befriedigung seiner Bedürfnisse gehen würde, er auf keinen Fall bereit sei für mich auch nur auf eins seiner Bedürfnisse zu verzichten und dafür auch bereit wäre, über meine Leiche zu gehen. Wenn ich ihn nicht 10 Jahre kennen würde, würde ich davon ausgehen, dass er so vielleicht einfach ist und eventuell "nur" einen unschönen Charakter hat. Aber nichts von alldem entspricht auch nur im Entferntesten seinem Wesen, dass ihn zuvor ausgemacht hat.
Derzeit leben wir zwar noch in einem Haus, aber sehen uns kaum noch. Er ist viel bei seiner Affäre, die für ihn inzwischen seine neue Freundin und große Liebe ist, und hat vor ein paar Tagen mitten in der Nacht all seine Anziehsachen in Mülltüten gepackt und ins Auto gebracht. Keine Ahnung, wo er hinmöchte und er wird es mir vermutlich auch nicht sagen. Da er bereits den Wohnungsschlüssel seiner Affäre hat, zieht er eventuell auch dorthin. Dass dort ein kleines Kind lebt, finde ich überaus kritisch und für dieses Kind ehrlich gesagt unzumutbar (nach so kurzer Zeit). Auch das hätte er in all den Jahren niemals gemacht, da ihm Kinder heilig waren.
Morgen haben wir einen sehr wichtigen gemeinsamen Termin. Mal sehen, ob er dort auftaucht und wie dieser wird. Ansonsten versuche ich viel weg zu sein, bin bei meiner Psychologin gut aufgehoben und verbringe die Zeit nie alleine, sondern mit Freunden und Familie.
Ich wünsche mir sehr, dass er, was auch immer er hat, wieder zu sich findet. Er ist und war ein großartiger Mensch, mit so tollen Werten, so viel Spaß am Leben und so viel Liebe im Herzen. Auch wenn es uns nicht mehr geben sollte, hoffe ich, dass er sich wiederfindet. Ich merke ihm an, dass er nicht glücklich ist. Er wirkt überdreht, gehetzt, gereizt - aber nicht glücklich. Er hatte noch einen sehr guten Freund, der ihm in der letzten Zeit viel zur Seite stand - ihn jedoch auch auf seine Veränderungen aufmerksam gemacht hat. Diesem hat er jetzt gesagt, dass er kein Freund mehr für ihn ist und auch noch nie einer war.
Ich halte Euch gern auf dem Laufenden. Da ich selbst viel hier im Forum lese, merke ich, dass die Anfragen, Erzählungen, u.ä. häufig mittendrin aufhören und man nie weiß, wie die Geschichten ausgegangen sind. Das lässt einen häufig fragend zurück.
Liebe Grüße