Guten Morgen Friday,
ich bin etwas erschrocken, als ich gerade Deinen Beitrag gelesen habe. Ich frage mich zum einen, was ich für Zeug geschrieben habe, dass Du solch einen Eindruck von mir bekommst. Zum anderen finde ich Deine Worte anmaßend, da Du mich nicht kennst. Der Ausdruck ist mir zu krass. Ich antworte dennoch, würde Dich aber bitten, mich in Zukunft erst einmal besser kennenzulernen, bevor Du solche Aussagen triffst. Ich mag Direktheit, doch bitte berücksichtige, dass Du mich nicht kennst und ich aktuell nicht symptomfrei bin, auch wenn ich das vielleicht an einigen Stellen so darstelle. Keine Ahnung, ich kann mich an meine Beiträge kaum erinnern, weil mein Gedächtnis gerade mies ist. Ich weiß aber, dass ich in Hochs teilweise Bullshit über mich erzähle. Ich kommt gerade aus der Manie heraus, bin aber wohl laut Profis noch hypomanisch. Mir fällt es schwer, dass selbst konstant wahrzunehmen.
Ich möchte diese Art von Aufmerksamkeit nicht. Eigentlich will ich in Hochs in Ruhe gelassen werden, weil ich kein Problem sehe und ich bin echt stolz auf mich, dass ich das erste Mal freiwillig in Behandlung gegangen bin, bevor die Manie akut wurde. Ich bekomme privat genug Aufmerksamkeit für meine Person. Das habe ich gar nicht nötig. Vielleicht ist Deine Wortwahl einfach heftig, aber die Stellen mit der Aufmerksamkeit und dem Kokettieren haben nichts mit mir zu tun. Ich wundere mich ohnehin etwas, da ich solche Themen eher aus dem Bereich der Persönlichkeitsstörung kenne. Dergleichen habe ich noch nie im Rahmen der Bipolaren Störung gehört. Ich weiß, dass manche in ihre Manien "verliebt" sind, aber auch das trifft nicht auf mich zu. Ich habe ein Problem, Hilfe anzunehmen und zu akzeptieren, dass ich diese brauche, weil ich fehlbehandelt wurde, spät diagnostiziert und mittlerweile kaum phasenfrei bin. Ich habe in der Manie keine Krankheits- und Behandlungseinsicht. In der Hypomanie denke ich, ich hätte alles unter Kontrolle, höre zwar zu, bin aber nur schwer erreichbar. Leider kommt bei mir die Hypomanie mehr oder weniger über Nacht, sodass es keine richtige Zeit der Frühwarnzeichen gibt.
Wenn es Dir leichter gefallen ist, Deine manischen Symptome wahrzunehmen und gegenzusteuern, dann freut mich das sehr für Dich. Ich bin gerade in dem Prozess und ich hoffe, dass es mir in Zukunft Schritt für Schritt besser gelingen wird, mit meinen manischen Phasen umzugehen. Das geschieht allerdings nicht von einem Tag auf den anderen. Es hat persönliche Gründe, warum es mir so schwerfällt, medizinische Hilfe anzunehmen. Diese möchte ich an dieser Stelle nicht näher erzählen, da sie traumatisch und noch nicht aufgearbeitet sind. Das "Besserwissen" und die Ungeduld sind aber zudem noch ein Symptom meiner aktuellen Phase. Ich bin noch nicht am Boden angekommen. Ich habe in der Hypomanie immer das Gefühl, ich hätte alles unter Kontrolle und könne mit Willensstärke alles ohne oder mit wenig Medikamenten angehen. Kognitiv weiß ich das. Nur ist die Stimmung meistens präsenter als meine Kognition. Das ist ja leider so in den Hochs. Die Stimmung dreht sich alles so zurecht, wie es ihr passt. Zum Glück wirkt das Lithium bei mir mittlerweile etwas und ich werde weniger impulsiv und "überredend" und erkenne mein Grundwesen zwischendrin wieder, so wie gerade. Unmittelbar nach dem Schlafen ist mein Kopf relativ klar. Ich bin eigentlich eher zu verkopft. In ausgeglichenen Zeiten würde es mir mitunter nicht schaden etwas impulsiver zu sein.
Es kommt noch ein weiterer Punkt hinzu. Ich habe Angst vor einer Symptomfreiheit, weil sich bei der letzten herausgestellt hat, dass ich vermutlich unter PTBS leide und ich teilweise stündlich Flashbacks hatte. Das Problem ist, dass ich gerade nicht die Zeit und nicht das Setting habe, an mein Trauma heranzugehen. Mir ist klar, dass ich das bearbeiten muss. Mein Psychiater hatte aber schon zu Vorsicht geraten, da er befürchtet, dass ich dann nahtlos in die nächste Phase komme. Hier wird jetzt noch einmal in Ruhe überlegt, wie wir damit umgehen, da ich eigentlich zunächst an die Uni zurückkehren soll. Vielleicht wird die Bearbeitung auf die Semesterferien im Sommer verschoben.
Ich würde mich freuen, wenn Du kurz antwortest, ob meine Antwort verständlich war und ob ich Dich vielleicht missverstanden habe.
Viele Grüße von der
Achterbahnfahrerin